Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
wissen sie endlich, dass du erwachsen genug bist, eine wunderschöne Braut zu werden, hörst du? Und sie wissen jetzt auch, dass wir am Montag heiraten! Wir werden endlich für immer zusammen sein. Wie oft habe ich genau nach dir gesucht? Immer die Falsche gefunden! Bis zur Hochzeit haben sie mich angelogen! Dann aber nicht mehr! Ich habe sie gehen lassen! Dich aber nicht, mein Schatz! Du bist mein! Wir gehören einfach zusammen!“
Das Brötchen schmeckte Zoey sehr gut. Und er hatte noch eins mitgebracht, wie sie sah. Sie stürzte sich darauf, aus Angst, dass er sich das anders überlegen könnte. Von den blöden Suppen, die er ihr immer gab, seit Zoey hier war, bekam sie mittlerweile Bauchschmerzen. Dagegen waren die Suppen ihrer Mutter so lecker duftend.
Wie auf Abruf schossen ihr erneut Tränen in die Augen. ‘Meine Mommy! Ich vermisse sie so sehr. Ob Daddy auch wirklich wieder bei uns eingezogen ist?’, ging es ihr durch den Kopf. Würde sich das Leben ändern, wenn Zoey nach Hause kommen würde? Das war die große Frage, die sie immerzu beschäftigte.
Würde ihre Mutter überhaupt noch mit ihr und dem Barbiehaus spielen, wenn sie geheiratet hatte? Das war mit Abstand ihr liebstes Spielzeug. Und ein großes Geheimnis, denn eigentlich war sie schon viel zu alt dafür. Mit der entschlossenen Geste eines kleinen Kindes strich sich Zoey die Tränen von der Wange weg. Er sollte lieber nicht sehen, dass sie weinte. Das mochte er ganz und gar nicht. Es machte ihn sogar sehr wütend.
Zum Glück war er mit einem weißen Kleid beschäftigt, das ausgebreitet auf der Kommode hing.
„Diesmal werden wir anders heiraten! Diesmal werde ich es ihnen zeigen!“, sagte er. „Vor einer Frau, der du sehr viel bedeutest, mein Schatz! Viel mehr als deiner Mommy, meine Zoey! Sie hat schon nach dir gesucht. Bald bringe ich sie zu dir. Nur Geduld, mein Täubchen! Deine Eltern werden schon stolz darauf sein, wie erwachsen du geworden bist!“
KAPITEL 12
Doreen Bertani machte sich auf den Weg in das Metropolitan Hospital Central, um Amy Andrews zu besuchen. Mittlerweile war sie verlegt worden, um ihren psychischen Zustand zu stabilisieren. Aus Raffaellas Akten ging hervor, dass diese Frau die sterile Umgebung der Krankenhäuser und Kliniken nicht ausstehen konnte. Doreen konnte das gut nachvollziehen.
Auch wenn in dieser Anstalt Bilder in Pastellfarben dezent an den Wänden platziert wurden, konnte es nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Patienten tief gehende psychische Probleme mit sich trugen. Und auch nicht darüber, dass der Weg aus den unangenehm nach Desinfektionsmitteln stinkenden Räumen nur mit der Erlaubnis der zuständigen Psychiater erfolgte. Geschweige denn davon, dass die Extremitäten mancher Patienten mit Riemen an der Liege fixiert wurden. ‚Ein grauenhafter Ort zum Vor-sich-hin-vegetieren!’, dachte Ree und schüttelte sich unwillkürlich, als sie ein unmenschliches Kreischen vernahm. ‘Lange werde ich hier ganz sicher nicht verweilen!’
Ehrfürchtig passierte sie die Schleusen, unwissend, was sie bei Amy erwarten würde. Dass sie sich jedes Mal ausweisen und Raffaellas Namen nennen musste, wies auf die schlechte Verfassung der Patientin und den polizeilichen Schutz hin. Darauf, was sie aber wirklich zu sehen bekam, war sie keinesfalls vorbereitet.
Amy Andrews war offenbar sediert worden. Sie lag fast reglos auf ihrem Bett und starrte die Decke an. Ihre Haut war aschfahl. Ihre dunklen Haare und die mittlerweile vom Lack befreiten, kurzen Fingernägel sahen aus, als ständen sie in einem Wettrennen, welches davon stumpfer wirkte. Das Gesicht war eingefallen und mager. Nicht mal mit größter Mühe konnte man die attraktive Frau erahnen, die Amy noch vor einer Woche gewesen war. An ihrem Bett saß Larry und streichelte seiner Ex-Ehefrau mechanisch die Hand.
„Sie wurde mit Medikamenten behandelt, weil sie unkontrollierte Ausbrüche hatte!“, sagte er fast entschuldigend. Doreen war verwundert, dass er sie überhaupt bemerkt hatte, so leise, wie sie ins Zimmer geschlichen war.
Larry sah ebenfalls schlecht aus. Vielleicht ein kleines bisschen besser als seine Ex-Ehefrau, mit der er gerade das größte Leid teilte, das Eltern je widerfahren konnte.
„Das tut mir schrecklich leid“, entgegnete Doreen mit tiefer Trauer. Warum fiel es den Menschen immer so unheimlich schwer, genau dieses Gefühl der bedingungslosen Betroffenheit mit Worten so auszudrücken,
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