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Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)

Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)

Titel: Puppenbraut: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May B. Aweley
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Kiosk sonntags immer um 10 Uhr, also in genau fünf Minuten. Möglicherweise hatte sie etwas übersehen.
     
    Zuerst galt es aber, dem natürlichen Trieb ihres Kindes gerecht zu werden.
     
    „Mommy, darf ich klettern?“ Die Mandelaugen weiteten sich gefährlich. Sollte die Antwort negativ ausfallen, dann würden sie die maximal mögliche Ausdehnung erreichen und von einem jammernden „Biiiiiiiitte“ begleitet werden – eine gängige Kindermasche. Doreen lachte.
     
    „Na klar, Cassy. Dafür sind wir hier. Ich laufe etwas im Park herum und du kletterst, in Ordnung?“ Diese Worte hatten nicht, wie erwartet, einen Jubelschrei, sondern eine Handlung zur Folge. Ihre Tochter startete so eilig, dass sie vergaß, es ihrer Mutter zu bestätigen. ‘Kinder’, dachte Doreen belustigt. Es gab eine Zeit, wo sie Ähnliches aus dem Mund ihrer Mutter gehört hatte.
     
    Diese Erinnerung machte sie sofort sentimental. Nun war ihre Mutter seit sechs Jahren tot. Am wenigsten hätte Doreen geglaubt, dass die tapferste Frau, die sie jemals gekannt hatte, den Kampf gegen den Krebs endgültig verlieren würde. Bis sie ihre Mutter im Krankenhaus auf einem Bett liegen sah. Mager und eingefallen. Ohne Haare. Eingewickelt in Schläuche, die ihr Leben aufrecht erhalten sollten. Ein Leben, welches ihre Mutter längst aufgegeben hatte. In diesem Augenblick wusste sie, dass es diesmal ein Abschied für immer sein würde. Nun ging die Pflicht an sie, gespielt über die ‘Kinder’ zu schimpfen. Der traurige Lauf der Dinge.
     
    „Mommy, guck mal!“ Cassy holte sie prompt zurück aus den trüben Gedanken.
     
    Doreen zwang sich zu einem Lächeln und winkte zurück. „Toll, Schatz!“
     
    Doch ihre Gedanken wanderten unweigerlich zu ihrer Mutter zurück. Wann war sie dieser Frau ähnlich geworden? Soweit sie sich an die Erzählungen ihrer Großmutter erinnern konnte, war Abigail Parker das einzige der fünf Kinder, das in regelmäßigen Abständen mit ‘Begleitung’ zu Hause auftauchte. Mal war es ein Kätzchen, das sie vor Quälereien der Jugendlichen gerettet hatte, mal ein Hund, den sie irgendwo angebunden fand.
     
    Eines Tages tauchte ihre Mutter sogar mit einem kleinen Kind auf, das sie auf dem Schulhof ‘gefunden‘ hatte. Der kleine Junge war damals aus einem Kinderheim weggelaufen, weil er eine ‘richtige’ Familie haben wollte. Doreens Großmutter schaffte es aber fast immer, all diese Wesen dort abzuliefern, wo sie rechtmäßig hingehörten. Doch eine Sache konnte sie nicht verhindern.
     
    Abigail Parker vererbte ihre Hilfssucht an manche ihrer Töchter weiter. Als Cassy vor ein paar Jahren das erste Mal den Wunsch nach einem Hund äußerte, wunderte sich Doreen nicht mehr. Doch eines war ihr klar: Sobald eine Parker Verantwortung für ein Wesen übernahm, wurde es wie eine Hochzeit – eine Verbindung bis zum Tode und ohne zu jammern, wenn Schwierigkeiten auftauchen sollten.
     
    „Mommy, schau mal! Ich kann balancieren!“ Erneut warf sie Cassys Stimme aus ihrer Gedankenwelt heraus. „Super, Schatz!“, klang es eher desinteressiert.
     
    ‘Was ist bloß mit mir los?’, versuchte sie sich zur Raison zu rufen. Sie waren gerade auf einem halb leeren Spielplatz, wo ein Kind verschwunden war. Anstatt sich auf die Suche nach Hinweisen zu begeben, schwebte sie in Kindheitserinnerungen und vernachlässigte ihre journalistische Arbeit.
     
    Doch eine winzige Schweigeminute wollte Doreen ihrer geliebten Mutter noch schenken. Sie schaute zu Boden, schloss die Augen, um andere Sinneseindrücke auszuschalten. Ganz tief holte sie Luft, die sie in der Lunge verweilen ließ. Vor ihrem geistigen Auge liefen Bilder ab, die sich zu einem wundervollen Gesamtwerk fügten. Eindrücke aus ihrer Kindheit, Jugend, und der Zeit, als sie ihre Mutter auf dem letzten Weg begleitete. Es war eine Art Hommage zu Ehren einer geliebten Person, die im Grunde noch in ihren Gedanken weiterlebte. Ein würdiger Ersatz zum Besuch des Friedhofs, was sie nach Möglichkeit immer mied.
     
    Voller Liebe ließ sie langsam die Luft aus ihrem Körper entweichen, um die Kraft für ihre jetzige Bestimmung heraufzubeschwören. Doreen öffnete langsam die Augen und lächelte ihre Tochter an.
     
    „Großartig, Cassy!“, lobte sie ihr Kind, obwohl ihr das Herz angesichts der Waghalsigkeit der dargestellten Übung fast stehen blieb. Ihre Tochter balancierte gerade auf einem Klettergerüst, das drei Meter über dem Boden aufragte. Auch diese Eigenschaft, niemals

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