Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
Kiosks und stieß beinahe mit Doreen zusammen.
„ ‘Tschuldigung“, murmelte er leise und sah sein Gegenüber verstohlen an. Bei diesem Anblick fielen ihm sämtliche Unterlagen aus der Hand. „Ähm, ähm…“, stotterte der so selbstsichere Mann, bevor er eiligen Schrittes aus seinem Laden hinausstürmte. Für Doreen gab es keinen Zweifel mehr darüber, dass er sie erkannt hatte. Sein Anliegen schien er, wie auch die auf dem Boden verstreuten Blätter, vollständig vergessen zu haben.
Die Verkäuferin sah Doreen perplex an. Beide wussten sie kein passendes Wort zu sagen, also schwiegen sie einen Augenblick.
„Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Entschuldigen Sie bitte!“ Die junge Frau schüttelte ungläubig den Kopf.
„Halb so schlimm“, beteuerte Doreen, während ihr Kopf die Geschehnisse einzuordnen versuchte. „Es ist wirklich gar nichts passiert!“
„Aber er ist sonst nie so... so...“ Mühsam versuchte das Mädchen, eine passende Beschreibung zu finden.
‘So stark emotional?’, beendete Doreen im Kopf. „Sie meinen, Herr Gardener ist nicht so tollpatschig?“, sagte sie stattdessen. „Das stimmt, ich hatte schon das Vergnügen, Ihren Chef kennenzulernen. Er ist wirklich nett...“ Die Lüge war einfach so herausgerutscht, ohne dass Doreen etwas tun konnte. Wann hatte sie angefangen, die Informationen so zu verdrehen, wie andere sie hören wollten?
Ein unbeteiligtes Nicken der Verkäuferin deutete sie als eine Art Zustimmung ohne innere Überzeugung. Nach einem großen Schluck der warmen Brühe, die dem eigen gemachten, frisch aufgebrühten Kaffee von Zuhause keinesfalls ähnelte, wandte sie sich an Cassy.
„Schatz, so langsam müssen wir los!“
„Kann ich die Zeitschrift...“ Ihr Kind hatte sich natürlich bereits eine ausgesucht.
„Na meinetwegen!“ Bei Zeitschriften und Büchern wurde Doreen fast immer schwach. Dass diese Ausgabe mit einem großen Pferdeposter spätestens morgen in der Ecke des Kinderzimmers landen würde, stand außer Frage. Dennoch erlaubte sie es.
„Sagen Sie“, sprach Ree die junge Verkäuferin an, während sie die für die Zeitschrift abgezählten Münzen auf den Zahlteller legte. „Gibt es hier in der Nähe einen Buchladen, eine Buchhandlung, oder irgend so etwas in der Art? Wir wollten noch ein Vorlesebuch kaufen.“
„Nun“, die junge Frau überlegte kurz. „Außer Jackson & Barnes kenne ich hier keinen anderen Buchladen in der Nähe. Alle Kinder laufen ständig dahin. Soll ich Ihnen den Weg beschreiben?“
„Danke, nicht nötig! Den Laden hatte ich natürlich vergessen! Haben Sie vielen Dank. Bis bald!“ Beim Hinausgehen wurden sie wieder von einem Glöckchenklang begleitet.
*****
Jackson & Barnes war eine mittelgroße Buchhandlung, in einer ruhigen Seitenstraße gelegen. Von außen ziemlich unscheinbar. Ihr größter Schatz offenbarte sich im Inneren. Schon am Eingang wurde Doreen Bertani klar, warum Kinder so gern in diese Oase kamen.
Der rechte Teil im Empfangsbereich war nur für Kinder gemacht. Mittendrin befanden sich Sitzsäcke und kleine Tischchen, die förmlich zum Sitzen einluden. Eine Mitarbeiterin las gerade einer Gruppe von kleineren Gästen eine Geschichte vor. Ihre Zuhörer folgten ihr mit einer beneidenswerten Konzentration. Schon dieser Anblick ließ Doreens Herz höher schlagen. Der Inhaber dieses Ladens schaffte es, die Leselust der Kinder mit der Zuwendung der Erwachsenen zu verbinden. Eine Aufgabe, die nicht einmal die Schule auf eine so harmonische Art und Weise erreichen konnte. Genau die richtige Entscheidung für einen sozialen Brennpunkt wie den Boerum Park.
Cassy ließ die Hand ihrer Mutter langsam entgleiten. Doreen schaute ihr Kind lächelnd an.
„Geh nur! Ich schaue mich bei den Büchern für Erwachsene um! Ich hole dich nachher ab, ok?“
Die letzten Worte an das überglückliche Kind schwebten in der Luft. Offenbar hatte es keine Zeit, eine Antwort für seine Mutter zu formulieren. Doreen war es, die die Leidenschaft für das geschriebene Wort an ihre Tochter vererbt hatte, was sie ununterbrochen mit Stolz erfüllte. Daher konnte sie nicht meckern, dass diese Leidenschaft auch das Mädchen packte.
Vor sich hin lächelnd wandte sie sich dem linken Flügel der Buchhandlung zu, den sie vorher nur aus einem Augenwinkel heraus wahrnehmen konnte. Kurz vor dem Eingangsbereich befanden sich hier zwei Kassen – jede auf
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