Puppenbraut
er in die Richtung, wo sie mit ihrer Freundin in ein Gespräch vertieft stand. ‘So wird ein Foto von uns sein’, dachte er und lächelte. Nur dass dann nicht diese dumme Pute dabei sein würde, sondern ihr Mann. Vielleicht sogar eng umschlungen, wie sich das für ein frisch verliebtes Paar gehörte.
Plötzlich erschauderte er. Die beiden hörten auf zu kichern. Zoeys Freundin schaute angespannt in seine Richtung. ‘Verdammt! Meine Finger waren vermutlich zu sehen!’, dachte er und fuhr zusammen. Sein Schatz sollte noch nicht wissen, dass er bereits eine ganze Stunde vor dem ausgemachten Treffen im Versteck wartete. Sie sollte ihn in freudiger Erwartung erahnen. Und erst recht sollte die andere Kleine nichts von dem Treffen erfahren. Er spähte vorsichtig hinter seinem Baum hervor.
Offenbar hatte etwas Anderes die Aufmerksamkeit der beiden auf sich gelenkt, denn nach einem kurzen Augenblick kicherten sie wieder fröhlich weiter, als wäre nichts passiert. Er holte tief Luft und schaute den beiden zu, erregt darüber, dass Zoey ganz offensichtlich ihr Spielchen mit ihm fortsetzte. ‘Ich liebe dich bereits jetzt, Zoey’, dachte er. ‘Und du mich auch! Doch das weißt du noch nicht! Aber ich werde es dir noch beibringen!’, vervollständigte er seine Gedanken. Zehn Minuten würde er noch warten müssen, bis sie endlich ihre blöde Kuh losgeworden war. Dann würde er sie überraschen!
*****
Zoey dachte gerade darüber nach, was ihre Freundin vorher zu ihr gesagt hatte. War es möglich, dass Bryan sie mochte? DER Bryan? Das konnte doch unmöglich wahr sein! Er hatte sie doch immer so getriezt? Aber die Jungs in der Schule fanden ihn toll. Was Bryan sagte, wurde gemacht. Ohne Widerrede. Und er sollte sie, Zoey Andrews, mögen? Das war unfassbar!
Als sie an der großen, alten Eiche vorbeikam, an jenem Platz, an dem sich manchmal Pärchen im Boerum Park trafen, um in die Abgeschiedenheit einzutauchen, spürte sie, wie sie jemand hinter einem Busch an der Hand packte und nach hinten zog. Beinah hätte sie geschrien, als sie das leise „Pssst!“ erkannte. Sie lächelte erleichtert.
„Hallo, Zoey!“, vernahm sie. Das war eine Überraschung! Ihr Freund war tatsächlich hier?
„Hallo!“, entgegnete sie etwas zu aufgeregt und errötete sofort. Sie konnte leider nicht anders, ein Grund, weshalb sie fortwährend in der Schule von den Jungs aufgezogen wurde.
„Ich weiß jetzt, wie wir es machen!“, sagte er flüsternd. Die Erregung stieg plötzlich unkontrolliert in ihm hoch. Heute war sein Moment! Die Jagd war im Gange! Die Beute willig vor ihm! Er musste nur handeln!
„Und wie?“ Zoey konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie er es anstellen wollte. Wie konnte man ihre Eltern noch zusammenbringen? Sie hatte schon so viel versucht. Aber nichts half. Das war ihr ein Rätsel. Aber ihr Freund hatte es ihr versprochen. Und immer, wenn er ihr etwas versprach, hielt er ein, was er sagte.
„Das ist mein Plan!“ Er grinste schelmisch. „Ich habe deine Eltern in ein Restaurant eingeladen. Sie treffen sich dort. Wir werden das Ganze von draußen beobachten. Diesmal klappt es garantiert, glaub es mir einfach! Natürlich nur, wenn du dich nicht schon vorher über unsere Ideen verplappert hast?“
Zoey schaute ihn verdutzt an. Wie konnte er so etwas denken? Sie war doch kein Baby mehr! „Nein, natürlich nicht!“, entgegnete sie energisch. Die Hoffnung, ihre Eltern wieder lächelnd Hand in Hand zu sehen, ließ ihre Gedanken an Bryan aus der Schule verfliegen.
„Wie machen wir es?“, fragte sie neckisch und schob eine ihrer zahlreichen Haarsträhnen vom Gesicht zur Seite. Ein Stromschlag der Erregung durchfuhr ihn erneut. Die kleine Maus saß in der Falle!
„Nun, heute hat deine Mutter doch Geburtstag, nicht wahr? Das ist perfekt! Deine Eltern werden ganz bestimmt nichts ahnen, wenn sie die Einladung sehen. Ich habe es diesmal ganz geheimnisvoll gemacht! Ich habe jedem von ihnen eine geschickt!“, log er. „Spätestens zu Weihnachten sitzt eine große Familie unterm Tannenbaum! Ganz sicher!“ Welche Rolle er allerdings für sich vorsah, hatte er gekonnt verschwiegen. Zoey jubelte vor Freude, wie es nur ein kleines Kind tun konnte. Dabei fühlte sie sich schon so erwachsen und reif!
Zoey würde ihm diese kleine Notlüge bestimmt verzeihen, wenn sie begriff, dass nur er sie aufrichtig lieben konnte! Besser als ihre Eltern! Besser als irgendwer auf der Welt! „Auf dem Parkplatz
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