Puppenbraut
Rührung.
„Auch wenn ich den Verlauf dieser Geschichte von Anfang an gekannt und auch wenn es für mich schlimmer geendet hätte, wäre mein Verhalten nicht anders gewesen, Amy. Du hast einen tapferen Engel! Und ein gutes Ende gab es auch, wenn man das so sagen kann. Zoey lebt! Nur unter uns: Dem NYPD gelang es zur gleichen Zeit, die Urheber der organisierten Kinderpornografie im Boerum Park auszuheben. Bei diesem angeblich kinderfreundlichen Kioskbesitzer, Dexter Gardener, und seiner ‘freundlichen’ Nachmittagsbegleitung, Oliver Bradley, wurde die Berufung erneut abgelehnt. Sie werden den Gefängniskameraden noch lange erhalten bleiben, wie es aussieht. Darüber hinaus wird morgen mein Artikel erscheinen. Sie dachten, es würde nicht auffallen, wenn sie verwahrloste Kinder von der Straße in die Hütte im Wald einluden, um zweideutige Filme für ein wenig Essen zu drehen. Dank einer jungen Angestellten von Gardener wurden sie gefasst, noch ehe sie untertauchen konnten.“
Die beabsichtigte Ablenkung brachte keinen großen Erfolg. Es würde noch viel Zeit vergehen, bis sich Amys Gedanken nicht ununterbrochen um die Ungerechtigkeit drehen würden, die ihrer Tochter widerfahren war. Die Wunden, die man ihr mit einer einzigen Untat zugefügt hatte, waren einfach noch zu frisch.
„Ich mache mir solche Vorwürfe!“ Diesmal konnte Amy die Tränen nicht mehr unterdrücken. Sie liefen über die Wangen ihres Gesichts, das noch vor einem halben Jahr vor Panik um ihren Schatz unfähig zu weinen war. Doreen umarmte die Mutter, deren Tochter man ihrer unbeschwerten Kindheit brutal beraubt hatte. Es gab keine tröstenden Worte, die diese Realität hätten abmildern können.
„Nicht du bist schuld, sondern er! Er hatte die Wahl! Du hattest sie nicht! Selbstvorwürfe bringen uns nicht weiter, sondern trüben unseren Blick für die Zukunft, die für deine Tochter noch voller Hoffnung steckt! Du hast ein wunderbares Kind hervorgebracht, doch nicht nur einfach so! In Zoey steckt ein Teil von ihrer starken Mutter! Sie wird es schaffen und daraus wachsen, Amy!“
„Meinst du, dass ich jemals wieder ihre Stimme hören werde? Bisher hat man vergeblich versucht, sie zum Reden zu bringen. Sie schweigt. Nicht einmal mit mir möchte sie sprechen.“
„Lass ihr noch Zeit. Sie wird es schaffen! Die Zeit heilt die Wunden!“ Mir ihren Handflächen wischte sich Amy die Tränen weg, als sie die anderen kommen sah. Zoey hatte es schon so schwer genug, das Erlebte zu verarbeiten. Sie musste nicht noch ihre erwachsene Mutter trösten.
Während sich Larry mit Raffaella über Belangloses unterhielt und Cassy ihnen mit einem Eis vorauslief, stellte sich Zoey in einer sicheren Distanz an einen Käfig mit Totenkopfäffchen, die gerade gefüttert wurden. Als wollte sie die Entscheidung, Ree zu sehen, doch noch rückgängig machen. Das Mädchen drehte sich mit dem Rücken zu ihnen. Sie sah von Weitem so mager in ihrer übergroßen Latzhose und dem weitem T-Shirt aus. Traurig war das Kind, so anders als auf dem Bild aus dem Boerum Park, bevor die Geschichte begann.
Doreen flüsterte Amy ins Ohr: „Bin gleich wieder da!“ Dann löste sie sich aus der tröstenden Umarmung.
Nach einer kurzen Weile stellte sie sich neben Zoey an den Käfig und schwieg. Wieder vereint und doch so fremd standen sie abseits der anderen und beobachteten akribisch, wie die Äffchen ihre Bananen verschlangen.
Das Bild des kleinen Mädchens von Amys Foto, der Grund, weshalb sie der Fall nicht losgelassen hatte, kam ihr als Déjà-vu wieder in ihre Gedanken. Nur dass mittlerweile eine fast erwachsene Frau Primaten und nicht Fische betrachtete. Die einstige Begeisterung hatte sich im Laufe der Jahre nicht verändert.
Während die Augen der beiden mit der Auswertung der gesehenen Bilder in der Gegenwart beschäftigt waren, schienen ihre Gedanken in der Vergangenheit gefangen zu sein, die sie für immer aneinander geschweißt hatte. So ursprünglich wie eine echte Liebe der Mutter zu ihrem Schützling.
Eine Weile standen sie, als hätte die Welt aufgehört, sich für sie zu drehen. Plötzlich nahm Doreen aus einem Instinkt heraus die blasse Hand dieses Kindes, für das sie jederzeit wieder zu kämpfen bereit war, in ihre eigene. Dabei rutschte der Ärmel ihres Mantels etwas zurück und offenbarte die ungeliebten Narben. Es war der einzige sichtbare Beweis der tiefen Verbindung zwischen einer wildfremden Frau und einem Kind.
„Zoey, mein Schatz! Ein
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