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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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Jäger‹. Nein, dieser Titel schien nicht mehr so beliebt zu sein. ›Der Stalker‹, hieß es jetzt, oder sogar ›Der Peiniger‹.
    Endlich kapierten sie es.
    Und die Fernsehjournalisten überschlugen sich fast mit Spekulationen. Menschen, an die Chevy seit seiner Teenagerzeit nicht mehr gedacht hatte, wurden nach ihm gefragt und erzählten eine Geschichte nach der anderen. Chevy warf einen Blick zum Esszimmer hinüber und hoffte, dass Jenny nicht zuhörte. In den meisten Geschichten steckte kein Funke Wahrheit. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn jemand behauptet hätte, er habe seine kleine Schwester getötet, ihre Leiche in der Gefriertruhe aufbewahrt und gegessen. Wie dieser Wahnsinnige, Jeffrey Dahmer. Es war schon merkwürdig, dass Leute, die eine Verbindung zu einem Mörder hatten, plötzlich um ein bisschen Aufmerksamkeit rangelten. Sie wollten etwas offenbaren, von dem bislang niemand gewusst hatte. Sie wollten diejenigen sein, die ihren Bericht im Frühstücksfernsehen mit den Worten begannen: »Ich kannte ihn noch, als …«
    Aber sie kannten ihn nicht, dachte Chevy. Keiner hatte sie jemals gekannt, dafür hatte Mutter gesorgt. Niemand hatte gewusst, was sich hinter den hübschen Blumenbeeten und Liedern verbarg.
    Plötzlich änderten sich die eintönigen Stimmen der Berichterstattung. Chevy blickte auf und sah das Wort LIVE in der oberen linken Ecke des Bildschirms aufleuchten. Die Kamera schwenkte über einen Friedhof und zoomte auf ein paar Personen, die im Regen herumstanden. Auf der Rückseite ihrer dunklen Jacken war in gelben Lettern FBI zu lesen. Dann war ein Bagger zu sehen, und ein paar der Leute hielten Schaufeln in der Hand. Die Kamera fokussierte auf ein leeres Grab und zoomte dann auf einen kleinen weißen Grabstein: BANKES , 1990 .
    Grandpa? Sie gruben Grandpa aus?
    Ein zweites Grab wurde gezeigt, und ein zweiter weißer Grabstein rückte in den Fokus: BANKES , 1992 . Dann folgte die Kamera den Beamten, die zwei Särge in einen Leichenwagen schoben. Grandpa und Mutter.
    Chevy saß wie vom Donner gerührt da, es schnürte sich ihm die Brust zu.
Sie kann nichts fühlen. Sie hat böses Blut.
    »Es ist okay, Jenny«, sagte er laut. »Ich passe auf dich auf.« Doch ihm war speiübel.
    Sollten sie doch in der Hölle schmoren. Sie alle. Auch Neil Sheridan.
    Ja,
besonders Sheridan. Wütend schaltete Chevy den Fernseher aus und betrachtete den G.I. Joe in seiner Hand. Sheridan hatte ihn von Anfang an gejagt – er hatte ihn gejagt –, seit Gloria Michaels. Und als sei das nicht genug, hatte sein rücksichtsloser Tritt gegen die Sporttasche in Beths Haus sein Schicksal besiegelt. Wäre Chevy ein anderer Mensch gewesen, wäre er wie diese einfältigen Mörder, die er im Gefängnis kennengelernt hatte, hätte er sich das Arschloch einfach eines Nachts geschnappt und ihm mit einer von Mos Pistolen eine Kugel in den Kopf gejagt – kurz und gut. Doch Chevy war viel schlauer. Beth mochte Sheridan. Das konnte man auf den wenigen Aufnahmen erkennen, die von den beiden im Fernsehen zu sehen waren. Ein Reporter von Channel 42 hatte sogar in der Jerry-Springer-Show darüber spekuliert, ob die beiden eine Liebesbeziehung hatten. Folglich würde Chevy mehr tun, als Neil Sheridan nur zu
töten.
Er würde Sheridans Tod benutzen, um den Einsatz für Beth zu erhöhen.
    Er setzte sich wieder auf die Couch und versuchte, die Neuigkeiten über die Exhumierung aus seinem Kopf zu verbannen. Dann nahm er die . 22 er in die Hand, mit der er die Frau vor der Kirche umgenietet hatte, und schraubte den Schalldämpfer auf. Zwei dicke Telefonbücher von Mabel gaben das perfekte Bett ab. Chevy legte den G.I. Joe mit dem Gesicht nach oben, presste den Lauf der . 22 er auf den perfekten Brustmuskel der Puppe und drückte ab.
    Ein Schauder der Verzückung durchzuckte Chevys Glieder. Er konnte es kaum erwarten,
diese
Nachricht zu überbringen.
     
    Zu wissen, dass Neil genau das getan hatte, worum Copeland ihn gebeten hatte – nämlich die ganze Wahrheit von Beth zu erfahren –, lastete ihm schwer wie ein Amboss auf den Schultern. Er kannte jetzt neue Versatzstücke von Bankes’ Wahnsinn: Chevys Mutter sang, um nicht Jennys Weinen hören zu müssen. Wenn Chevy seine Opfer dazu brachte zu schreien, brachte das seine Mutter zum Schweigen. Und Chevy glaubte, dass seine Mutter ihren Vater Robin getötet hatte.
    Neil wusste das alles, doch er konnte es nicht für die Ermittlungen einsetzen. Es kam nicht in Frage, der

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