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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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Sondereinheit, nicht einmal Standlin, zu offenbaren, dass Beth vergewaltigt worden war. Und das war nicht die einzige Neuigkeit, die schwer auf Neils Seele lastete.
    Beth setzte sich ans andere Ende des Tischs. Neben Neils Laptop lagen verschiedene Fotos von Puppen ausgebreitet. »Was sind das für Puppen?«
    »Deine Vermutung war richtig.« Neil tippte auf die Fotos der Versicherung. »Die Puppen, die dir zugeschickt wurden, sind Teil der Larousse-Sammlung.«
    Beth blieb der Mund offen stehen. »Bist du dir sicher?« Sie runzelte die Stirn. »Aber wie ist Bankes an die Puppen gekommen? Selbst wenn er sich als Margaret Chadburne ausgab?«
    Neil reichte ihr ein Blatt Papier. Einer der Larousse-Erben hatte einem Agenten in Seattle endlich reinen Wein eingeschenkt. »Es hat sich herausgestellt, dass es die Familie Larousse war, die einige Stücke an das Museum verkaufen wollte, für das Anne Chaney arbeitete. In der besagten Nacht, als du sie treffen wolltest, befanden sich die Larousse-Puppen in dem Kofferraum ihres Wagens. Sie wollte sie dir zeigen.«
    »Ich kann es nicht fassen.«
    »Anne Chaneys Wagen wurde zwei Tage nach ihrer Ermordung gefunden«, sagte Neil. »Er war leer, und niemand außer Stefan Larousse und Anne Chaney wussten von dem geplanten Deal mit dem Museum. Ob du’s glaubst oder nicht – Larousse befand sich in finanziellen Schwierigkeiten. Die Puppensammlung war die Bürgschaft für einen großen Kredit, und da hat es der Larousse-Erbe, Finanzmogul, der er ist, vorgezogen, nichts über das Verschwinden der Puppen verlauten zu lassen. Wie es scheint, hat die restliche Sammlung durch die fehlenden neun Puppen deutlich an Wert verloren.«
    »Neun? Ich habe nur sechs bekommen«, warf Beth ein, und Neil wünschte, dass sie nicht so schnell mitdenken würde.
    »Du hast zwar nur sechs untersucht, aber er hat vermutlich schon acht eingesetzt. Es gibt zwei Puppen, die während des Zweiten Weltkriegs nicht aus Frankreich herausgeschmuggelt werden konnten. Man hat sie erst 1995 wiedergefunden.«
    »Mir fällt ein, dass ich etwas darüber gelesen habe. Aber ich hätte nie gedacht … O Gott, die beiden verschwundenen Frauen?«
    Neil nickte. »Obwohl Bankes als Chadburne so tat, sind dir die beiden Puppen nie zugeschickt worden.« Er zog zwei Berichte der Versicherung hervor. »Bankes scheint sie dir in chronologischer Reihenfolge zuzuschicken, die älteren zuerst. Also glauben wir, dass es sich um die folgenden beiden handelt. Bei dieser Puppe ist der Kopf ersetzt worden, und das hier ist eine Perücke, stimmt’s?«
    Sie nickte.
    »Die Frau in Denver, die wir nicht finden konnten – die zweite Frau –, sie ist eine Krebspatientin. Und hat keine Haare mehr.«
    Beth sah aus, als müsste sie sich jeden Augenblick übergeben. Rasch fuhr er fort: »Die dritte Puppe war perfekt für die Frau aus Omaha. Ihr Wert wurde auf über fünfzigtausend Dollar geschätzt. Vielleicht hat er sie … nicht verletzt.«
    Neil beobachtete, wie Beth eins und eins zusammenzählte, und blätterte die Fotos durch. Er konnte nichts tun, als Beth das Ausmaß der ganzen Sache klarwurde. »Dann fehlt noch eine weitere Puppe«, flüsterte sie. »Ein weiterer Mord.«
    »Zwei«, sagte er vorsichtig. »Denn die Puppe, die Lexi Carter darstellen sollte, war eine Fälschung, keine Larousse, sondern das Exemplar, das Bankes Kerry abgekauft hatte. Das heißt, es sind noch zwei der Larousse-Puppen in Umlauf, die in jener Nacht in Anne Chaneys Wagen gelegen haben.«
    »Und du weißt, um welche es sich handelt? Hast du die Versicherungsunterlagen hier?«
    Er zögerte, konnte es kaum über sich bringen, ihr alles zu sagen.
    »Also?«, drängte sie.
    Er gab ihr die Fotos. »Bei den letzten beiden Puppen handelt es sich um ein Paar. Eine Mutter, die einen Kinderwagen schiebt, in dem sich eine Babypuppe befindet.«
    Sie erstarrte.
    »Ich werde nicht zulassen, dass er in deine oder Abbys Nähe kommt, Beth.«
    »Ich weiß«, antwortete sie und räusperte sich. »Es geht schon. Ich meine, es ist ja nicht so, als wüsste ich nicht, dass er es am Schluss auf mich abgesehen hat.« Sie ging auf und ab und schien sich gut zuzureden. Dann wandte sie sich um. »Aber das Spiel ist fast vorbei. Er wird es bald beendet haben.«
    »Das wird ihm nicht gelingen, ich verspreche es dir.«
    Sie holte tief Luft und atmete hörbar aus, dann sah Neil, wie sie sich entschlossen aufrichtete. Sie nahm die Fotos der letzten beiden Puppen an sich und ging an ihren Laptop.

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