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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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Anthony Russell nicht der Mörder war.«
    Es war nicht so, dass Ellen der Kiefer nach unten geklappt wäre. Dafür konnte sie sich viel zu gut beherrschen. Dennoch sah Neil, wie ihr Hals steif wurde. »Und ich darf davon ausgehen, dass Sie mir eine ganze Wagenladung Beweise mitgebracht haben?«
    »Mittwochnacht wurde in Seattle eine Frau umgebracht. Zu vieles erinnert an Gloria …«
    Neil begann zu erzählen. Als er fertig war, sagte Ellen: »Kann denn bewiesen werden, dass die Kugel aus derselben Waffe stammt wie die Kugel, die Gloria getötet hat?«
    »Nicht ohne weiteres«, gab Neil zu. »Es ist eine Achtunddreißiger, aber ein Hohlspitzgeschoss. Die deformieren ziemlich, wenn sie auf etwas Hartes treffen.«
    »Wie einen Schädel zum Beispiel«, sagte Ellen. Sie holte tief Luft, stieg aus dem Golf-Cart, machte ein paar Schritte auf den Bunker zu und schob sich die Sonnenblende zurecht. Neil folgte ihr mit ein wenig Abstand und ließ sie nachdenken. »Ich habe mich immer gefragt, ob dieses Arschloch von Russell gelogen hat«, sagte sie nach einer Weile. »Warum auch nicht? Er hat uns irgendeine Geschichte über den Mord an Gloria Michaels aufgetischt und, schwups, schon lief er nicht mehr Gefahr, die Todesstrafe zu bekommen. Mein Gott, sein Anwalt ist damals geradezu explodiert vor Freude über den Deal.«
    Neil wusste, dass sie recht hatte, doch er sträubte sich trotzdem dagegen. »Russell war mit Gloria zusammen gewesen. Und seine Geschichte passte. Es war schon recht wahrscheinlich, dass er ihr Mörder war.«
    »Quatsch. Ihr Jungs wurdet doch überhaupt erst dazugerufen, weil es wie eine Entführung aussah. Dann habt ihr während der gesamten Untersuchung mächtig Druck gemacht, den Typen einmal von innen nach außen gestülpt und ihn uns überlassen.«
    »Hey, ich bin nicht gekommen, weil ich eine Beichte ablegen wollte, verdammt noch mal! Ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Warum rufen Sie dann nicht Ihre Kumpel vom FBI an?« Sie winkte ab. »Ach, was soll’s. Das FBI soll zu Kreuze kriechen? Die wissen doch nicht einmal, wie so etwas geht.«
    »Ich will nur die Akte, Ellen. Ich finde genug, um das FBI ins Boot zu bekommen.«
    »Die Untersuchung ist eingestellt. Die Akte liegt im Staatsarchiv.«
    »Ich will mehr als das Papier aus dem Staatsarchiv. Ich will alles. Die Berichte, die Fotos, die Eindrücke. Die persönlichen Notizen am Rand der Berichte, die E-Mails. Das alles brauche ich, Ellen.«
    »Ich bin diejenige, die gegen Russell Anklage erhoben hat.«
    »Und Ihre Bedenken sind in der gesamten Akte zu finden.«
    Sie waren nicht nur in der Akte zu lesen gewesen, sondern auch in Zeitungen und politischen Kolumnen. Ellen hatte für die Todesstrafe plädiert, doch der damalige Staatsanwalt Wallace McMahan hatte ihr die Anordnung gegeben, die Anklage auf vorsätzlichen Mord fallen zu lassen und stattdessen auf Totschlag zu gehen. Totschlag war leichter zu gewinnen. Und weil Russell in diesem Fall ein Geständnis über den Mord an Gloria ablegen würde, hatte sich McMahan mit diesem Deal einen Extrabonus ausgehandelt: ein weiteres Kreuzchen auf seiner Liste gewonnener Fälle.
    »Wally McMahan kandidiert gerade für den Senat«, sagte sie. »Das könnte ihm mächtig die Tour vermasseln.«
    »Sie hassen Wally McMahan.«
    Ein winziges Lächeln huschte über ihre Lippen. »Wohl wahr.« Sie betrachtete Neil von der Seite. »Dann überlassen Sie mir die Fakten, die Sie zum Mordopfer aus Seattle gesammelt haben. Ich werde mir alles nach dem neunten Loch ansehen.
Danach.
Und nach einer Dusche und ein paar kräftigen Martinis. Kommen Sie um sechs Uhr zu uns nach Hause. Dann erhalten Sie Ihre Antwort.«
     
    Mehr hatte er nicht erwarten können. Neil verbrachte den Nachmittag in einem Café, wo er sich über das Drahtlosnetzwerk einloggte und mit Seattle telefonierte. Aber Seattle wollte ihm rein gar nichts über Lila Beckenridge erzählen: Er war kein Bulle, er arbeitete nicht für das FBI , und er war kein Anwalt. Er war nicht einmal Reporter. Er war ein Niemand.
    Um zehn Minuten vor sechs hielt Neil vor Ellen Jenkins’ Fertigbauvilla.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr Mann aus Seattle der Killer von Gloria ist«, sagte sie, während sie Neil einen Karton mit Akten überreichte. »Aber wenn es auch nur eine kleine Chance gibt, dass es so sein sollte, will ich, dass Sie ihn kriegen.«
    »Ellen, ich könnte Sie küssen«, sagte Neil.
    »Ja, ja, das wollen sie alle.«
    Neil stellte den Aktenkarton gerade in den Wagen, als

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