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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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und anderen Leuten Frauen, Boote und sonstwas klaut. Ich bin sicher dämlich. Aber Lollipop hier schlägt mich um Längen. Sie ist so verdammt scheinheilig, sie tut so, als wäre sie keine Schwu-lette . . .«
    »Ich weiß nicht, was eine Schwulette ist«, sagte Eva.
    »Na, da will ich Sie mal aufklären, Pummelchen. Eine Schwulette ist eine Lesbe.«
    »Wollen Sie damit sagen, ich wäre eine Lesbierin?« sagte Eva.
    »Ja«, sagte Gaskell.
    Eva schauerte ihm eine saftige Ohrfeige. Gaskell fiel die Brille runter, und er setzte sich auf den Fußboden.
    »Also G .. .«, fing Sally an, aber Gaskell hatte sich schon wieder aufgerappelt.
    »Na schön, du dicke Vettel«, sagte er. »Du willst die Wahrheit wissen, also kriegst du sie zu hören. Erstens, du glaubst, dein Herzblättchen Henry ist von allein in diese Puppe gekommen, da will ich dir mal sagen . . .«
    »Gaskell, du hältst gefälligst dein Maul«, schrie Sally.
    »Das könnte dir so passen. Ich habe genug von dir und deinen miesen Schlichen. Ich habe dich aus einem DreigroschenPuff herausgeholt.. .«
    »Das ist nicht wahr. Es war eine Klinik«, kreischte Sally, »eine Klinik für übergeschnappte Perverse wie dich.«
    Eva hörte nicht hin. Sie starrte Gaskell an. Er hatte sie eine Lesbierin genannt und gesagt, Henry war nicht von allein in diese Puppe geraten.
    »Erzähl mir von Henry«, schrie sie. »Wie ist das mit dieser Puppe gewesen?«
    Gaskell zeigte auf Sally. »Sie hat ihn reingeklemmt. Der Schwachkopp hätte gar nicht gewußt. . .«
    »Du hast ihn da reingesteckt?« sagte Eva zu Sally. »Du warst das?«
    »Er hat versucht, mich anzumachen. Er hat versucht... «
    »Das glaub ich nicht«, schrie Eva. »Henry ist nicht so.«
    »Ich sage dir, er hat's getan. Er ... «
    »Und du hast ihn in die Puppe gesteckt?« schrie Eva und stürzte sich über den Tisch hinweg auf Sally. Es gab ein splitterndes Geräusch, und der Tisch brach zusammen. Gaskell verzog sich fluchtartig seitwärts in die Koje, und Sally schoß aus der Kajüte. Eva stand auf und bewegte sich auf die Tür zu. Sie war getäuscht, belogen und betrogen worden. Und Henry hatten sie schwer gedemütigt. Sally, dieses Miststück, brächte sie um. Sie ging raus ins Cockpit. Drüben auf der anderen Seite war Sally als dunkler Schatten erkennbar. Eva lief um den Motor herum und holte nach ihr aus. Im nächsten Augenblick war sie auf dem ölverschmierten Deck ausgerutscht, und Sally war durch das Cockpit geflitzt und durch die Tür in die Kajüte. Sie schmetterte die Tür hinter sich zu und schloß ab. Eva Wilt rappelte sich wieder hoch, während ihr der Regen übers Gesicht rann, und wie sie da so stand, schwanden alle Illusionen, die ihr die Woche über Kraft gegeben hatten. Sie sah sich, wie sie war: eine dicke törichte Frau, die ihren Mann verlassen hatte, um einem Glanz nachzujagen, der falsch und protzig und auf eitlem Geschwätz und Geld gegründet war. Und Gaskell hatte gesagt, sie sei eine Lesbierin. Die ekelerregende Erkenntnis, was Tast-Therapie wirklich gewesen war, dämmerte Eva. Sie wankte an die Reling und setzte sich auf eine Kiste.
    Und nach und nach schlug der Ekel vor sich selber wieder in Wut und blanken Haß auf die Pringsheims um. Die kriegten von ihr die Quittung. Denen würde es noch leid tun, ihr je begegnet zu sein. Sie stand auf, machte die Kiste auf, nahm die Schwimmwesten raus und warf sie über Bord. Dann pumpte sie die Luftmatratze auf, ließ sie ins Wasser fallen und kletterte hinterher. Sie ließ sich ins Wasser runter und legte sich auf die Luftmatratze. Die schaukelte beängstigend, aber Eva hatte keine Bange. Sie nähme ihre Rache an den Prings-heims, und da kümmerte es sie nicht mehr, was mit ihr passierte. Sie paddelte durch die kurzen Wellen davon und trieb die Schwimmwesten vor sich her. Der Wind kam von hinten, und die Matratze kam flott voran. In fünf Minuten war sie im Schilf um die Ecke und außer Sichtweite der Jacht. Irgendwo vor ihr in der Dunkelheit war der Fluß, wo sie die Boote gesehen hatte, und jenseits davon war Land.
    Kurz darauf trieb der Wind sie seitwärts ins Schilf. Es hörte auf zu regnen, und Eva lag schwer atmend auf der Luftmatratze. Es ginge sicher leichter, wenn sie sich von den Schwimmwesten befreite. Sie war vom Boot weit genug weg, so daß sie gut versteckt waren. Sie schob sie tief ins Schilf, dann überlegte sie. Vielleicht sollte sie besser eine für sich behalten. Sie machte eine Weste aus dem Schilfdickicht los und zog sie sich mit

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