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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Mühe über. Dann legte sie sich wieder bäuchlings auf die Luftmatratze und paddelte den Wasserlauf davon, der immer breiter wurde.
    Sally lehnte an der Kajütentür und sah Gaskell voller Abscheu an.
    »Du Rindvieh«, sagte sie, »du mußtest ja deine große Klappe aufreißen. Und was willst du jetzt machen, verdammt nochmal?«
    »Als erstes lasse ich mich von dir scheiden«, sagte Gaskell.
    »Ich verklag dich um deinen ganzen Zaster als Unterhalt.«
    »Viel Glück. Keinen roten Heller kriegst du«, sagte Gaskell und nahm noch einen Wodka zur Brust.
    »Du stirbst sowieso vor mir«, sagte Sally.
    Gaskell grinste. »Ich und sterben? Wenn hier jemand stirbt, dann du. Busen-Baby lechzt nach Blut.«
    »Die kriegt sich auch wieder ein.«
    "»Ach, meinst du? Dann mach doch mal die Tür auf, wenn du so sicher bist. Na los, schließ auf.«
    Sally ging von der Tür weg und setzte sich.
    »Diesmal hast du dir wirklich ein dickes Süppchen eingebrockt«, sagte Gaskell. »Unter einer gottverdammten Preisboxmutter ging's ja nicht.«
    »Du gehst raus und besänftigst sie«, sagte Sally.
    »Denk nicht daran. Da könnte ich genauso gut Blindekuh mit einem Scheiß-Rhinozeros spielen.« Er legte sich in der Koje zurück und lächelte glücklich. »Weißt du, das Ganze hat was wirklich Ironisches. Du mußtest unbedingt losziehen und 'ne Neandertalerin emanzipieren. Frauenbefreiung für Stein-zeitlerinnen. SieTarzan und du Jane. Und nun hast du dir ein Zooexemplar eingehandelt.«
    »Sehr komisch«, sagte Sally. »Und welche Rolle spielst du?«
    »Ich bin Noah. Sei bloß froh, daß sie kein Gewehr hat.«
    Er zog sich ein Kissen unter den Kopf und legte sich schlafen.
    Sally saß da und starrte boshaft auf seinen Rücken. Sie hatte Angst. Evas Reaktion war so heftig gewesen, daß sie ihr Vertrauen in sich selber verloren hatte. Gaskell hatte recht. Evas Verhalten hatte was Urtümliches gehabt. Ihr lief es eiskalt den Rücken runter, wenn sie an diesen dunklen Schatten dachte, der im Cockpit auf sie zugekommen war. Sally stand auf und ging in die Kombüse, wo sie ein langes, scharfes Messer fand. Dann ging sie wieder zurück in die Kajüte, sah an der Tür nach, ob sie gut verschlossen sei, legte sich in ihre Koje und versuchte einzuschlafen. Aber es gelang ihr nicht. Draußen waren Geräusche. Wellen schlugen gegen das Boot. Der Wind blies. Herrgott, sie steckte ja vielleicht in einer Patsche. Sally hielt ihr Messer fest in der Hand und dachte über Gaskell nach und darüber, was er von Scheidung gesagt hatte.
    Peter Braintree saß im Büro von Mr. Gosdyke, Rechtsanwalt, und erörterte das Problem. »Er ist da seit Montag drin, und heute haben wir Donnerstag. Zweifellos haben sie kein Recht, ihn so lange festzuhalten, ohne daß er mit einem Anwalt spricht.«
    »Wenn er keinen verlangt, und die Polizei ihn verhören will und er bereit ist, auf ihre Fragen zu antworten, und es ablehnt, seine legalen Rechte zu fordern, dann sehe ich wirklich nicht, daß ich da irgend etwas unternehmen kann«, sagte Mr. Gos-dyke.
    »Aber sind Sie sicher, daß die Lage so ist?«
    »Soviel ich erfahren konnte, ist die Lage tatsächlich so. Mr. Wilt hat nicht verlangt, mich zu sprechen. Ich habe mit dem Inspektor gesprochen, der den Fall bearbeitet, nicht wahr, und es sieht wirklich so aus, als sei Mr. Wilt aus irgendeinem merkwürdigen Grunde bereit, der Polizei so lange bei ihren Ermittlungen zu helfen, wie sie seine Anwesenheit im Polizeirevier für erforderlich hält. Wenn nun ein Mann sich weigert, auf seinen legalen Rechten zu bestehen, dann kann er sich nur selber die Schuld an seiner unangenehmen Lage geben.«
    »Aber sind Sie absolut sicher, daß Henry sich geweigert hat, Sie zu sprechen? Ich meine, die Polizei könnte Sie doch belügen.«
    Mr. Gosdyke schüttelte den Kopf. »Ich kenne Inspektor Flint schon viele Jahre«, sagte er, »und er ist keiner von denen, die einem Verdächtigen seine Rechte verweigern. Nein, tut mir leid, Mr. Braintree. Ich wäre Ihnen gern mehr von Nutzen, aber unter diesen Umständen kann ich, offen gesagt, nichts tun. Mr. Wilts Faible für den Umgang mit Polizeibeamten ist mir wirklich unbegreiflich, aber es enthebt mich jeglicher Einmischung.«
    »Sie meinen doch nicht etwa, daß sie ihn mißhandeln oder sowas?«
    »Mein lieber Freund, mißhandeln! Sie haben zu viele alte Filme im Fernsehen gesehen. In diesem Land greift die Polizei zu keinen Gewaltmaßnahmen.«
    »Sie ist aber ganz schön brutal mit ein paar von unseren

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