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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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einen Horrorfilm.
    »Was?« Chris schrie auf und sah wieder in den Rückspiegel. »Wir müssen die Polizei verständigen! Sofort! Sie müssen diesen Irren in Ketten legen! Sie müssen…«
    »Die Polizei ist längst hinter ihm her, er ist ja aus dem Gefängnis ausgebrochen«, unterbrach sie ihn und merkte, wie emotionslos sie das sagte.
    »Und dieser Kerl ist jetzt hinter uns her?« Wieder dieser gehetzte Blick in den Rückspiegel. »Sag mir eins: Warum will er dich töten?«
    Vor ihnen schaltete eine Ampel auf Rot.
    »Fahr drüber!«, rief sie. »Fahr!«
    Chris zögerte nicht und gab Gas.
    Wäre es nicht am einfachsten, wenn die Polizei sie erwischen würde? Dann könnte sie ihnen alles erklären… und auch dass Tim tot war. Sara sah ihn vor sich, wie er ihr einen Kaffee gekocht hatte, wie er sich auf der Couch ausstreckte… Sie wollte nicht weiterdenken, es tat zu weh. Sie drehte sich wieder um. Niemand folgte ihnen, keine Sirene ertönte.
    Chris’ Frage hing zwischen ihnen und sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. Sie schindete Zeit. Hier war sie noch nie gewesen. Die Straße war wie ausgestorben. An allen Geschäften waren Rollläden heruntergelassen. Die Autoscheinwerfer streiften einen Obdachlosen, der in einem Mülleimer herumstocherte. Geblendet sah er auf und sank gleich wieder in die Dunkelheit zurück. Erst jetzt wurde ihr klar, wie knapp sie ihm entkommen war. Hätte sie nicht an der Wohnungstür gelauscht, dann wäre sie jetzt in seiner Gewalt… oder schon tot. So wie Tim. Und er nahm keine Rücksicht. Er würde erst zufrieden sein, wenn er das, was er damals begonnen hatte, zu Ende gebracht hätte…
    Sara wusste, dass sie eigentlich die Polizei rufen müsste. Sie hatte zwar noch nicht mal ihr Handy dabei – sie hatte gar nichts dabei –, aber sie könnten einfach zur nächsten Polizeistation fahren oder sie konnte Chris um sein Handy bitten. Doch was sollte das bringen? Wie lange war er nun schon aus dem Gefängnis ausgebrochen, ohne dass sie ihn gefunden hatten? Drei Tage? Und obwohl es Tims Aufgabe gewesen war, sie zu beschützen, hatte er es trotzdem geschafft, sie aufzuspüren – und Tim zu töten. Nein, die Polizei konnte ihr nicht helfen.
    Sara sah aus dem Fenster in die dunkle Nacht hinaus. Sie ballte ihre Fäuste. Er würde sie nicht kriegen. Niemals. Er müsste endlich bezahlen für das, was er getan hatte. Ja, Troy Hogan müsste bezahlen… Zum ersten Mal hatte sie wieder seinen Namen ausgesprochen.
    Stephen sah Van über die Schulter. Sie suchten im Internet nach Troy H. Außer dem Artikel, den sie schon kannten, fanden sie fünf andere Seiten. Zwei von ihnen berichteten in etwa dasselbe. Doch eine erwähnte auch seine Verhaftung vor drei Jahren.
    »Hier!«, sagte Stephen und zeigte auf den Monitor. Er begann zu lesen und jeder Satz, der dort stand, schnürte ihm ein Stück mehr die Kehle zu. Am achtzehnten April vor drei Jahren war eine Fünfzehnjährige in das Auto des damals einundzwanzigjährigen Troy H. eingestiegen. Er hatte zu dieser Zeit bereits vier Vergewaltigungen und drei Morde begangen, wie man ihm später im Prozess beweisen konnte, doch zu diesem Zeitpunkt war er erst einmal wegen versuchter Vergewaltigung und einem Drogendelikt vorbestraft gewesen und gerade wieder auf freiem Fuß. Er war arbeitslos und hielt sich mit Gelegenheitsjobs und Drogendeals über Wasser. Sein Bruder war bereits zweimal wegen Diebstahls und Drogengeschäften im Gefängnis. Ihre Mutter lebte seit Jahren von der Sozialhilfe. Der Vater war unbekannt.
    »Troy H. verging sich an der fünfzehnjährigen P., die jedoch entkommen und ihn bei der Polizei identifizieren konnte«, las Dean den letzten Satz vor. »Ach du Scheiße…«
    Die fünfzehnjährige P., dachte Stephen. Sara war jetzt achtzehn.
    »Mann, P. . . Patricia! Der Name auf dem Foto! Sie war es, die diesen Typ in den Knast gebracht hat«, sagte Van. »Kein Wunder, dass er sich rächen will!«

22
    Chris sah zu ihr herüber. Das rote Licht einer Leuchtreklame huschte über sein erschrockenes Gesicht. Er kurbelte die Fensterscheibe hoch. »Warum will er dich töten?«, wiederholte er leise.
    Sie schluckte. Das hatte Sara noch nie jemanden erzählt. Nur Patricia, aber Patricia existierte nicht mehr. Oder… war sie nicht immer doch auch Patricia geblieben? Schließlich wusste sie besser als jeder andere, dass sie durch einen neuen Namen ihre Vergangenheit nicht einfach abstreifen konnte.
    Sollte sie wieder schweigen? Alles für sich

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