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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Auto fahren. Nicht gut, aber das war jetzt egal.
    »He!«
    Sara erstarrte. Nein, er konnte nicht so schnell hier unten sein!
    »He, was ist passiert?«
    Chris? »Chris?« Es war Chris!
    »Was…«
    »Ins Auto!«, zischte sie, »los, schnell!«
    Er stürzte aus dem Dunkel hervor.
    »Fahr du!«, rief sie ihm zu.
    Es war wirklich Chris. Ohne nachzudenken, wie er hierhergekommen war, riss sie die Autotür auf und warf sich auf den Beifahrersitz. Er starrte auf die heraushängenden Kabel unter dem Steuer. »Ich… ich hab das noch nie gemacht!«
    »Fahr los!«, schrie sie, »fahr einfach los!«
    »Okay… ich…« Endlich löste er die Handbremse, legte den ersten Gang ein und der Wagen schoss davon. Sie drehte sich um, sah zum Haus zurück und konnte einen flüchtigen Schatten im beleuchteten Viereck des Hauseingangs wahrnehmen.
    »Was… was ist denn passiert?«, fragte Chris und schnitt eine Kurve. Sie klammerte sich am Griff über der Tür fest. Es konnte einfach nicht wahr sein, sie musste sich täuschen! Tim war nicht tot, nicht Tim! Nicht Tim!
    »Becky!«, drang Chris’ Stimme zu ihr durch.
    »Sara! Ich heiße Sara!«, schrie sie ihn an. »Er hat Tim umgebracht. Fahr weiter! Er darf uns nicht finden!« Ihre Hände und Knie zitterten, sie versuchte, ihre Hände festzuhalten, aber es half nichts. Ihre Zunge klebte am Gaumen und in ihrem Unterleib dehnte sich ein krampfartiges Ziehen aus. Nein, das war alles nicht wahr, bloß einer dieser Albträume! Gleich würde sie aufwachen…
    »Wer? Wer ist Tim und wer hat wen umgebracht?«, hörte sie Chris fragen.
    Er . Der Name ekelte sie, machte ihr Angst, machte sie wütend… der Name war wie ein böser Zauber, den man nicht aussprechen durfte, sonst würde er wirken.
    »Er ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und verfolgt mich.«
    Chris fuhr schneller und warf einen Blick in den Rückspiegel. »Im Moment ist niemand hinter uns.«
    Sie drehte sich um, konnte aber auch nirgends Scheinwerfer erkennen. Wie auch? Sie hatten ja sein Auto. In diesem Moment realisierte sie, dass er auf dem Sitz neben ihr gesessen hatte. Hier drin geatmet hatte. Ihr Herz raste wieder. Sie kurbelte das Fenster herunter. Die alte Luft musste raus! Die Luft, die er verpestet hatte! Der Fahrtwind wehte feuchte Nachtluft herein, die sich auf ihr erhitztes Gesicht legte.
    »Mach dein Fenster auf!«, befahl sie Chris.
    »Aber es ist ein bisschen kalt, oder?«
    »Mach dein Fenster auf!«, schrie sie. Ihre Hände und Knie zitterten immer noch und nun fing ihr Kinn auch noch an.
    »Okay!«, sagte Chris rasch und öffnete sein Fenster.
    Der Wind wehte jetzt kräftig durch den Wagen. Sara atmete tief ein und aus und dann sagte sie sich, dass das Auto eigentlich jemand anderem gehörte und nicht ihm . Er hatte ja nur ganz kurz darin gesessen. Nur ganz kurz… er war damit zu ihrem Haus gefahren… und hatte Tim… er hatte Tim getötet…
    »Ich hab mir irgendwie gedacht, dass du vor jemandem davonläufst«, sagte Chris auf einmal.
    »Wieso?«
    »Na ja, du warst so… irgendwie so schreckhaft. So argwöhnisch. Da hab ich gedacht, diese Frau hat vor jemandem Angst.«
    Sie erwiderte nichts.
    »Dieser Typ, vor dem du wegläufst, hat diesen Mann im Garten… getötet, richtig?«, redete er weiter.
    Sie nickte. »Du hast ihn also auch dort liegen sehen?«, fragte sie und hoffte, dass Chris einfach Nein sagen würde. »Fuck!« Er schlug aufs Lenkrad, dann konzentrierte er sich schnell wieder auf die Straße und schwieg.
    Sie konnte sich vorstellen, was in seinem Kopf vorgehen musste. Oder eher, nein, sie konnte es sich nicht vorstellen. Er wusste ja nichts von ihrer Geschichte.
    »Und was will dieser Typ von dir?«, fragte er schließlich.
    »Mich töten.« Jetzt hatte sie es ausgesprochen – und obwohl es die Wahrheit war, klang es so unwirklich.
    Er schluckte und fuhr schneller. Nach einer Weile fragte er: »Und wer war der im Garten?«
    Sie würde ihm seine Fragen beantworten, hatte sie beschlossen. Er hatte ein Recht darauf. Er hatte sie gerettet.
    »Ein Polizist«, sagte sie also.
    »Fuck! Er hat einen Polizisten umgebracht?« Chris schluckte wieder und warf hektische Blicke in den Rückspiegel. »Aber warum will er dich töten? Ich meine… was hast du ihm getan, ist er krank oder…?«
    »Krank? Bestimmt.« Ja, er war krank. Krank, eiskalt und vollkommen unberechenbar. »Er hat seine eigene Mutter erwürgt und sie anschließend in die Tiefkühltruhe gepackt.« Wie sich dieser Satz anhörte! Als erzählte sie

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