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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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»definitiv.«
    »Du liebe Scheiße…«, murmelte Dean.
    Stephen konnte kaum atmen. Vergewaltigung, dreifacher Mord… In ihm stieg ein furchtbarer Gedanke auf, der langsam Form annahm. Wenn dieser Troy der Grund dafür war, dass Sara so panische Angst gehabt hatte, dass sie Hals über Kopf geflohen war, dann musste sie ihn gekannt haben. Und wenn sie ihn kannte, dann musste Sara ihm schon einmal begegnet sein – bevor er vor drei Jahren ins Gefängnis musste. Stephen wagte den Gedanken nicht weiterzudenken. Als er seinen Blick hob, konnte er sehen, dass Van und Dean die gleichen Schlüsse gezogen hatten wie er.
    »Mann, sieht ziemlich übel aus, die ganze Sache…«, sagte Van und stöhnte.
    Als Sara ausstieg, bemerkte sie, dass auch hier ein paar Laternen ausgefallen waren. Um diese Uhrzeit war es ziemlich finster. Keine gute Idee, Chris aus dem Weg gehen zu wollen, dachte sie. Gerade hätte es sie beruhigt, hier nicht alleine entlanglaufen zu müssen. Immerhin fiel aus vielen Fenstern Licht. Wenn ich jetzt schreien würde, würde jemand von da drinnen nach draußen sehen oder mir zu Hilfe kommen?, fragte sie sich. Wohl kaum. Die meisten würden sich vormachen, sie hätten es sich eingebildet oder es käme aus dem Fernseher des Nachbarn. Sie zwang sich, einfach weiterzugehen, bog dann um die Ecke in ihre Straße ein und konnte schon das pistazienfarbene Haus sehen, erhellt von der Laterne im Vorgarten. Erleichtert kramte sie den Schlüssel aus der Tasche, als ein Auto die Straße heraufgerast kam. Ganz plötzlich war es da und Sara warf sich hinter den Busch des Vorgartens. »Nein!«, wollte sie schreien und: »Hilfe!«, aber sie konnte nicht. Wenn es jetzt anhielt… wie viele Sekunden blieben ihr, um zur Tür zu kommen?
    Bitte nicht!, betete sie, bitte nicht! Die Angst würgte sie, würgte sie wie damals…
    Doch das Auto schoss vorbei. Dumpfer Bass dröhnte die abendliche Straße entlang, verebbte nach und nach, dann war es wieder still. Sie brauchte ein paar Augenblicke, bis sie begriff, dass nichts passiert war. Dass das Auto nichts mit ihr zu tun hatte. Dass sie sicher war. Dann erst kroch sie hinter dem Busch hervor, klopfte die Hosen ab, fuhr sich durchs Haar. Ich reagiere absolut panisch. Zum Glück hat mich keiner gesehen.
    Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, fiel ihr auf, dass er ganz feucht war und sich sein Abdruck in ihre rechte Handfläche gegraben hatte.
    Diesmal nahm sie den Geruch nach chinesischem Essen schon gar nicht mehr so intensiv wahr, als sie die Stufen in den zweiten Stock hinaufstieg. Dabei fiel ihr ein, dass sie gar nichts zu essen aus dem Supermarkt mitgebracht hatte. Gern hätte sie Tim etwas angeboten. Aber er durfte ja auch nicht wissen, dass sie einen Job angenommen hatte – und dass sie zum Einkaufen aus dem Haus ging, wollte er auch nicht.
    Sie schloss die Wohnungstür auf, warf sie hinter sich zu, zog die Jacke aus und legte die Tasche auf die Couch – als es klingelte. Seltsam, Tim hatte doch einen Schlüssel. Aber gestern Morgen hatte er auch geklingelt, um sich anzukündigen. Tim hatte ihr gesagt, sie solle niemandem öffnen und auch nicht die Sprechanlage benutzen. Also wartete sie.
    Sie hörte, wie unten die Tür leise ins Schloss fiel. Im Flur hing ein Spiegel, in dem sie sich jetzt betrachtete. Früher war sie dunkelhaarig gewesen. Ob sie mal wieder ihre Naturhaarfarbe tragen würde? Hätte sie den Mut dazu? Sie versuchte ein Lächeln. Ob Tim sie attraktiv fand? Na ja, er war sicher zehn Jahre älter als sie und er war verheiratet. Sie fuhr sich wieder durchs blonde Haar und gab sich mit dem Lächeln noch mehr Mühe.
    Tim braucht aber lang, dachte sie auf einmal. Den Aufzug hatte sie auch nicht gehört. Sie trat näher an die Tür und lauschte. Schritte kamen herauf. Etwas stimmt nicht. Die Schritte verhallten. War jemand stehen geblieben? Aber sie konnte nicht hören, dass irgendwo eine Tür geöffnet wurde – warum auch? Schließlich hatte es bei ihr geklingelt. Wieder Schritte. Jemand kam herauf. Das war nicht Tim! Er lief viel schneller, leichtfüßiger. Das hier war jemand, der sich im Haus nicht auskannte… Sie wühlte in ihrer Tasche nach dem Handy, tippte die Kurzwahltaste. Tim, geh dran, bitte! Beeil dich!
    Sie hörte ein entferntes Klingeln – oder bildete sie sich das bloß ein? Sie wartete. Niemand nahm ab. Sie legte das Ohr an die Tür. Ein eiskalter Schauer überlief sie… das Klingeln… kam aus dem Treppenhaus! Wenn es Tim wäre, würde er

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