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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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eine Hilfe ist.«
    Sie blickt auf einen Ausweis. State Police Detective Robert Zemecki steht da neben einem Foto und einem Stempel. Sie hat noch nie einen Polizeiausweis gesehen. Während sie noch auf das laminierte Stück Papier starrt, geht sein Telefon.
    »Detective Zemecki! Ja, ich weiß, bin gerade an der Unfallstelle gewesen. Wo? Ja, ich komme sofort. In Ordnung, Sir!« Er legt auf. »Wo wohnst du?
    »Ipswich Road«, sagt sie automatisch.
    »Ich muss zu ’nem Tatort. Ladendiebstahl. Ich komm durch die Ipswich Road. Steig ein!«
    Stärkerer Wind kommt auf, böig peitscht er den Regen vor sich her. Sie friert. Sie ist hungrig. Das mit dem Unfall hört sich echt an. Bis jetzt ist der Bus ja auch wirklich noch nicht gekommen. Dabei müsste er seit fünf Minuten da sein.
    Er beugt sich hinüber zur Beifahrertür, will sie von innen öffnen. »Sorry, ich hab heute eine echte Schrottkarre aus dem Fuhrpark zugeteilt bekommen.«
    Sie zögert.
    Der Ausweis liegt neben der Gangschaltung. Im Fußraum und auf dem Rücksitz liegen alte Essenspackungen. Es riecht nach chinesischem Essen. In Krimis sitzen die Polizisten auch immer in solchen fahrenden Müllhalden, denkt sie, hakt die Fakten ab, die dafür sprechen, dass alles in Ordnung ist, alles so ist, wie er sagt und wie es aussieht.
    Sein Handy klingelt wieder.
    »Ja, Zemecki? Bin schon auf dem Weg. Die Typen von der Spurensicherung sollen diesmal ein bisschen sorgfältiger sein, sag ihnen das. Beim letzten Mal haben sie sich ja einen sauberen Fehler geleistet!« Er legt auf. »Manche Kollegen nehmen ihren Job auf die leichte Schulter. Komm, wir müssen los! Noteinsatz!«
    Sie macht die Tür auf. Setzt sich.
    »Schnall dich an, sonst krieg ich noch Ärger mit den Kollegen vom Verkehr!« Er grinst.
    Sie mag sein Grinsen nicht. Sie mag den Geruch nicht. Aber sie will jetzt so schnell wie möglich nach Hause. Und wenn er zu einem Einsatz muss, dann fährt er ja auch schnell dorthin, sagt sie sich, zieht die Tür zu, legt den Gurt an. »Danke.«
    »Keine Ursache.« Er gibt Gas.
    Zuerst fährt er den vertrauten Weg, allerdings nicht so schnell, wie sie erwartet hat, was sie irritiert. Dann biegt er ab, obwohl er geradeaus weiterfahren müsste. »Sie könnten geradeaus weiter…«, wagt sie zu sagen.
    »Jaja, ich weiß, aber da haben sie die Ampelschaltung verändert. Ohne Blaulicht komm ich da nicht so schnell durch.« Er grinst wieder.
    Sie atmet auf, als sie endlich doch in die Ipswich Road einbiegen. Sie sieht schon ihr Haus und dann sogar ihre Mom, die dort vor der Tür steht. Es ist auch schon Viertel nach sechs. »Hier ist es!«, sagt sie. Doch er fährt einfach weiter.
    »Ich dachte, so ein Tatort könnte dich auch interessieren, oder? Wir sind gleich da.«
    »Aber… dann muss ich meiner Mom…« Sie zückt schon das Handy.
    Da nimmt er es ihr einfach aus der Hand und steckt es ein.
    Spätestens jetzt hat sie begriffen, dass er nicht die Absicht hat, sie einfach nach Hause zu fahren.
    Ihr wird schlecht.
    Er schlägt ihr ins Gesicht.
    Sie schreckte auf und realisierte, dass es schon dämmerte. Sie brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, wo sie war. In Silver Town, richtig. Und dann wusste sie auch wieder, wie sie hergekommen war. Und dass sie überlegt hatte, Stephen anzurufen, es aber nicht getan hatte. Plötzlich wurde die Luft dick wie Sirup – und dann kam sie wieder, die Erstickungsangst. Das Würgen in ihrem Hals, die Enge… Sie schlug die Decke zurück, stürzte zum Fenster und riss es auf. Jetzt sog sie gierig die kühle Abendluft ein. Der Halbmond zeigte sich schon am Himmel und würde später in der Nacht die verlassenen Häuser mit seinem kalten Licht bescheinen. Schräg gegenüber im Haus von Alex war es ruhig, aber Licht brannte. Sie lauschte. Grillen zirpten und es hörte sich an wie elektrische Leitungen, die in der Hitze ächzten. Ganz weit entfernt heulte ein Hund. Vielleicht ein wilder, streunender, der Angst vor der nahenden Nacht hat, dachte sie, so wie ich. Nachts kamen sie, die Geister, die schrecklichen Bilder, und spielten ihr vor, dass alles gleich noch einmal genauso passieren würde.
    Der Nachmittag bei Amber, der Weg zur Bushaltestelle, der Regen. Sein Auto. He, steig ein…
    Da – hatte sich da draußen nicht gerade etwas bewegt? Ihre Augen strengten sich an, um in den langen Schatten der Häuser und Mauern etwas zu erkennen. Ihr Herz schlug schneller und härter. War es nur ein Tier – oder… oder war es er? Wenn er mich in

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