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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Polizei an! Und wenn du es nicht tust, dann tu ich es!«
    »Untersteh dich!«, hatte Sara in den Hörer gebrüllt und es noch einmal leise und sehr drohend wiederholt. Ihre Mutter hatte ihr schließlich versprechen müssen, nicht die Polizei zu verständigen.
    »Und was willst du in diesem… diesem Silver Town tun? Dich dein ganzes Leben lang verstecken?«
    Nein, damit ist es jetzt vorbei, hätte sie am liebsten geantwortet. Aber sie hatte gesagt: »Nur so lange, bis sie ihn geschnappt haben.«
    »Du musst wissen, was du tust«, war der abschließende Satz ihrer Mutter gewesen.
    Verärgert, nachdenklich und irgendwie auch ratlos hatte sie aufgelegt.
    Stephen wusste nun also alles. An den Gedanken musste sie sich erst gewöhnen. Was dachte er jetzt wohl? Sie hatte ihn die ganze Zeit angelogen, ihm etwas vorgespielt. Er war bestimmt wütend. Fühlte sich von ihr hintergangen und betrogen.
    Wie hatte ihre Mutter nur einfach so, ohne zu fragen, alles erzählen können! Hatte sie denn nicht über die Folgen nachgedacht? Sara war so wütend und gleichzeitig waren da noch so viele andere Gefühle in ihr. Hass, Trotz – und irgendwie auch ein bisschen Hoffnung. Stephen würde sie lieben, hatte ihre Mutter noch gesagt. Trotz allem, was geschehen ist. Und dass sie sich nicht mehr verstellen müsste.
    Hatte sie sich das nicht immer gewünscht? Endlich eine ehrliche Beziehung führen zu können? Keine Geheimnisse mehr. Keine versteckten Handys. Einfach nur…
    Ach, hör auf, unterbrach sie ihre Gedanken, das sind doch Kleinmädchenträume! Wie soll Stephen mich noch lieben können? Er hat ja noch nicht mal Zeit gehabt, darüber nachzudenken oder darüber zu schlafen. Sie stellte sich vor, wie er gerade mit seinen Kumpels in einer Bar ein Bier nach dem anderen hinunterschüttete, um vergessen zu können, was er heute gehört hatte.
    Und selbst wenn es anders wäre… Ihre Gedanken stießen an eine Mauer. Nein, sie wollte sich nicht vorstellen, woran er denken würde, wenn er sie küssen oder mit ihr schlafen wollte… Würde er dann nicht auch immer ihn sehen, wie er sie in den Kofferraum gesperrt, wie er sie durchs Gebüsch geschleift, wie er den Gürtel um ihren Hals gelegt hat?
    Ja, je länger sie darüber nachdachte, umso überzeugter war sie, dass Stephen noch gar nicht wusste, was auf ihn zukommen würde. Und früher oder später würde Stephen sicher auch mal darüber nachdenken, was sie gedacht und empfunden hatte, als sie beide miteinander geschlafen hatten. Würde er plötzlich begreifen, dass sie ihm oft etwas vorgespielt hatte, damit er zufrieden war und sie in Ruhe ließ?
    Dabei hatte sie sich doch nach Zärtlichkeit gesehnt. Bevor es passiert war, hatte sie Amber beneidet, weil die wenigstens für ein paar Wochen mit Noah gegangen war. Damals hatte sie sich so intensiv ausgemalt, wie es wäre, einen Jungen zu küssen, von ihm gestreichelt zu werden… doch danach hatte sie die Vorstellung von körperlicher Nähe zu einem Jungen nur noch in Panik versetzt. Ein ganzes Jahr Therapie hatte es gebraucht, diese Panik abzubauen. Als sie Stephen traf, flammte sie nur noch selten auf. In diesen Momenten zwang sie sich, nicht daran zu denken, was ihr passiert war. Aber das hatte nicht immer geholfen.
    Stephen, dachte sie, war sich einfach der langen Kette von Konsequenzen nicht bewusst, als er ihrer Mutter gegenüber beteuert hatte, dass ihm das alles egal wäre, weil er sie liebe. Liebe? Er hatte vielleicht eher Mitleid. Ja, er hatte wahrscheinlich Mitleid mit ihr und verwechselte sein Mitgefühl mit Liebe.
    Sara fühlte sich auf einmal so mut- und kraftlos. Sicher lag es auch daran, dass sie letzte Nacht kaum geschlafen hatte. Sie ließ sich auf die Couch fallen und schloss für einen kurzen Moment die Augen – sofort sah sie Stephens Gesicht vor sich. »Er liebt dich«, hörte sie erneut die Stimme ihrer Mutter.
    Und ich?, fragte sie sich. Vorausgesetzt Stephen meint es wirklich ernst – will ich denn mit ihm neu anfangen? Werde ich ihm in die Augen sehen können, nach all den Lügen? Hätte ich nicht immer ein schlechtes Gewissen?
    All diese vielen Fragen… Aber es könnte ja vielleicht auch ganz einfach sein. Sie müsste jetzt nur noch mal die Hand zum Telefon ausstrecken und die Nummer in Sydney wählen und ihm all das sagen, was ihr gerade durch den Kopf gegangen war. Um diese Zeit wäre er zu Hause. Ja, das wäre eine Idee – eine so einfache Idee.
    Sie müsste bloß Alex um ihr Handy bitten.…
    Dean kämpfte

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