Puppenrache
dass… dass dieser Typ, dieser Troy, ihr tatsächlich was angetan hat? Unser Verdacht hat sich also bestätigt?« Dean wirkte auf einmal leicht grau im Gesicht.
»Ja«, sagte Stephen, »sprich es ruhig aus. Er hat sie vergewaltigt und danach wollte er sie umbringen. Aber sie ist ihm entkommen.«
»Das… das ist echt hart«, sagte Dean und rang um Worte.
»So ein mieser Scheißkerl!«, fügte Van hinzu und sah richtig betroffen aus.
»Mann, deshalb hat sie die Panik gekriegt, als sie den Typen in der Bar gesehen hat«, sagte Dean außer sich.
»Ja.« Stephen nickte wieder. Nun war er doch froh, dass seine Freunde bei ihm waren und er diese furchtbare Geschichte nicht für sich behalten musste.
Dean holte Luft. »Mann, das ist… und was machst du jetzt?«
»Weiß nicht«, antwortete Stephen und trat mit dem nackten Fuß eine Muschel in den Sand.
»Wie, du weißt nicht?«, fragte Van und stemmte die Arme in die Hüften. »Mann, das ist deine Freundin! Willst du sie einfach so gehen lassen?«
Stephen zuckte die Schultern. »Ihre Mutter wollte sich melden, wenn sie mit ihr gesprochen hat. Wenn Sara mich sehen will, dann gibt sie mir über ihren neuen Aufenthaltsort Bescheid.«
»Wenn sie dich sehen will?«, brauste Van auf. »He Kumpel, du bist doch kein Weichei!« Er knuffte Stephen. »Rette sie! Und wenn du’s nicht tust, dann tun es wir, oder Dean?«
Dean nickte unbehaglich.
»Hört auf«, Stephen winkte ab. »Wir sind nicht in einem blöden Film! Erstens weiß ich überhaupt nicht, wo Sara ist, und zweitens…« Er zögerte und fügte dann leise hinzu, ». . . weiß ich überhaupt nicht, ob sie will, dass ich sie…«
»Klar will sie, dass du sie rettest!«, schnitt ihm Van das Wort ab.
»Ich versteh nicht, wieso dieser Typ immer noch frei rumläuft«, schaltete sich Dean ein. »Es gibt so viele Bullen! Wie kann so ein verdammter Psycho einfach rumspazieren und Mädchen abmurksen und in Kofferräume sperren?«
»Dean hat recht«, Van nickte. »Ich sag euch, warum: Die Bullen kriegen nichts auf die Reihe!«
Stephen hob sein Brett auf und schob es in den Bus.
»Mann, Steph, du bist doch noch trocken wie ein Stockfisch, du warst noch gar nicht draußen«, sagte Van.
»Hab keine Lust mehr«, gab Stephen zurück. Er fragte sich, ob Van recht hatte. Ob er viel zu weich war, um Sara zu retten. Oder ob er Angst hatte. Nicht vor diesem Troy. Sondern davor, Sara zu begegnen. Schon jetzt sah er sie in Gedanken immer in der Gewalt von Troy. Wie er ihr die Kleider vom Leib riss, sie in den Wald schleifte, auf die Erde warf und wie er…
»Ciao«, sagte er rasch, kletterte hinters Steuer und ließ den Motor an.
27
Das Telefongespräch ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie hatte Alex’ Angebot angenommen und von ihrem Telefon aus ihre Mutter in Brisbane angerufen. Weil sie wusste, dass sie sich Sorgen machte. Eigentlich hatte sie die Sache mit Tim nicht erzählen wollen, aber dann war es doch aus ihr herausgeplatzt. Manchmal konnte sie nicht alles für sich behalten. Und während sie so im Reden war, hatte sie dann auch noch ihren Aufenthaltsort preisgegeben. Silver Town. Und für einen Moment hatte sie sich sogar erleichtert gefühlt. Doch nur für einen Moment. Denn dann berichtete ihre Mutter voller Aufregung von einer Neuigkeit, die ihr gar nicht behagte.
»Stephen war bei mir«, hatte ihre Mutter in einem fast feierlichen Ton erklärt.
»Das kann nicht sein!«, hatte Sara erwidert. »Unmöglich! Er weiß gar nichts von dir! Er denkt, meine Mutter ist tot!«
Daraufhin hatte ihre Mutter eine ganze Weile gebraucht, um sie davon zu überzeugen, dass es Stephen dennoch geschafft hatte, sie in der Schule ausfindig zu machen. Zum Schluss gab sie dann zu, ihm alles erzählt zu haben. Sara war außer sich geraten, hatte in den Hörer gebrüllt, wie ihre Mutter ihr nur so in den Rücken hatte fallen können.
»Schatz, versteh doch: Er liebt dich. Er will zu dir. Trotz allem, was geschehen ist. Du kannst so glücklich sein! Du musst dich nicht mehr verstellen. Und wenn sie Troy erst mal wieder…«
»Die Entscheidung hättest du mir überlassen können!«, hatte Sara ihre Mutter grob unterbrochen.
»Ich weiß, Kleines, aber… er war hier. Er hat extra den ganzen Weg auf sich genommen und er war so verzweifelt. Glaub mir, er will mit dir zusammen sein. Er liebt dich wirklich.«
Sara hatte nichts darauf erwidert und ihre Mutter hatte sie zu überzeugen versucht, zur Polizei zu gehen.
»Mein Gott! Ruf die
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