Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
Melbourne gefunden hat, warum soll er mich nicht auch hier finden? Auch wenn es unlogisch erschien, dass er sie hier aufspüren konnte, vielleicht hatte sie irgendetwas nicht bedacht. Irgendetwas übersehen? Eine Spur, die sie hinter sich herzog, ohne es zu wissen?
    Da, da war es wieder, das Huschende, dort im Schatten, links von Alex’ Haus. Der Revolver fiel ihr ein. Sie ging zum Bett, bückte sich und hob ihn vom Boden auf, wo sie ihn griffbereit hingelegt hatte, als sie vorhin ins Bett gegangen war, um ein bisschen zu schlafen.
    Mit dem Revolver in der Hand kehrte sie zum Fenster zurück. Angestrengt versuchte sie, im spärlichen Licht etwas zu erkennen. War da eben nicht ein Knacken? Wie Schritte auf trockenen Ästen? Aber wo lagen hier Äste? Oder hab ich mich geirrt? War es bloß eine Grille?
    Je mehr sie sich konzentrierte, umso mehr Geräusche hörte sie. Gerade noch hatte sie die Stille erschreckt und jetzt wurde sie ganz verrückt vor lauter Zirpen und Knirschen und Heulen und Knacken.
    Zitternd schlug sie das Fenster zu. Sie ging zur Tür und vergewisserte sich, dass die Kommode noch genau so davorstand, wie sie sie platziert hatte. Zur Tür käme keiner rein. Das war sicher. Aber die Fenster waren ein Problem. Mühelos könnte er die Scheiben einwerfen und hereinklettern. Sie fuhr herum. Was war das? Ein Scheppern? Ihre Finger umklammerten den Revolver.
    Es ist unmöglich, beruhigte sie sich, er kann nicht wissen, dass du hier bist. Doch sie glaubte sich selbst nicht.
    Sie ging in die Küche und holte eine Cola aus dem Kühlschrank und ließ sich auf den Küchenstuhl sinken. Der Revolver wog schwer in ihrer Hand. Sie legte ihn vor sich auf die Tischplatte. Durch den löchrigen Küchenvorhang fiel das Mondlicht herein und ließ das Metall silbern schimmern. Eine ganze Weile betrachtete sie die Waffe. Sie musste an Gwen aus dem Bus denken und daran, was sie über die Angst gesagt hatte. Du wirst die Angst nur los, wenn du dich ihr stellst. Sonst bist du immer eine Gejagte .
    Sie wollte, dass die Angst endlich aufhörte. Ja, sie wollte, dass dieses Leben endlich aufhörte. Dieses Leben voller Ängste. Sie fürchtete die Nacht, sie fürchtete Kofferräume, sie fürchtete ihn, Freundschaft, Nähe… Liebe. War sie in den letzten drei Jahren wirklich einmal glücklich gewesen? Richtig glücklich – ohne die Angst im Nacken sitzen zu haben?
    Sie hatte keine Freunde, keine beste Freundin, keine Zukunftspläne – und Stephen… Stephen hatte sie auch verloren. So wollte sie nicht mehr leben. Sie musste alldem endlich ein Ende machen.
    Ihre Hand griff zum Revolver und hob ihn langsam auf. Sie spannte den Abzugshahn. Es wäre gar nicht so schwer, ihn – nein, Troy Hogan zu töten. Nur – wie lockte sie ihn hierher? Er hatte einen Bruder, der ihn vergötterte. Andy. Andy Hogan. Und sie kannte eine Journalistin. Sie brauchte ein Telefon. Unbedingt. Jetzt.
    Er stellte die Bierflasche ab, zog die Schachtel aus dem Ärmel seines T-Shirts, schnippte eine Zigarette heraus, steckte sie sich in den Mund und ließ das Zippo aufschnappen. Er hörte das Papier und den Tabak in der Flamme knistern. Er grinste und sog den Rauch tief in die Lunge. Das war eines der wenigen Vergnügen im Knast gewesen. Qualmen. Er ließ sich auf die Couch fallen, legte die Beine auf den Tisch und wartete.
    Der Arsch lässt sich Zeit. Was macht er eigentlich den ganzen Tag? Er stand auf und sah zum Fenster hinaus auf den Parkplatz. Sein Scheiß-Surferbus stand immer noch nicht da.
    Er trank aus der Flasche, nahm einen letzten Zug und drückte den Zigarettenstummel auf der Sessellehne aus. Schöner Brandfleck im Stoff.
    War easy gewesen, in die Wohnung einzubrechen. Das Surferweichei hatte ja noch nicht mal das Sicherheitsschloss zugemacht. Jetzt wartete er schon fast eine Stunde auf ihn. Was machte das Arschloch nur so lange?
    Er nahm das Messer, das ausgeklappt vor ihm auf dem Tisch bereitlag, und reinigte seine Fingernägel. Darauf hatte seine Mutter immer Wert gelegt. Wenn er schmutzige Fingernägel hatte, gab’s nichts zu essen. Einen Sekundenbruchteil sah er sie auf dem Küchenboden liegen, dann inmitten der Beutel mit Erbsen, Pommes und Hamburgern in der Tiefkühltruhe, dann verdrängte er die Erinnerung. Vorbei ist vorbei.
    Dann hörte er ein Motorengeräusch. Klang nach einem alten VW-Bus. »Na bitte, da kommt ja unsere kleine Wasserratte«, sagte er zufrieden und rammte das Messer ins Polster.
    Stephen bog auf den Parkplatz ein und

Weitere Kostenlose Bücher