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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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lassen? Nein! Du hast es genossen, an meinem Zuhause vorbeizufahren und mich nicht aussteigen zu lassen. Meine Mom stand sogar an der Tür. Ich hab sie gesehen. Ich hab ihr besorgtes Gesicht gesehen. Sie hat auf mich gewartet und ich kam nicht!« Ohne den Revolver von dem imaginären Punkt wegzurichten, holte sie sich eine Cola aus dem Kühlschrank, klemmte sie unter den Arm, schraubte sie auf und trank ein paar Schlucke.
    »Nur ein kleiner Umweg. Dann hast du mir ins Gesicht geschlagen. Weißt du, wie dunkel und stickig es in einem Kofferraum ist? Nein? Du hast ja noch nie in einem gelegen. Aber ich weiß es. Weil du mich dort eingesperrt hast.
    Zuvor sind wir von der Straße in einen Feldweg gefahren.
    Ich hab gedacht, jetzt passiert es. Und dann… danach, lässt du mich laufen. Die Tür ging nicht auf von innen, ich konnte nirgendwohin laufen. Du hast den Motor abgestellt und aus dem Handschuhfach eine Rolle Klebeband genommen. Graues, flexibles Klebeband, und hast mir erst den Mund zuklebt und dann die Hände damit gefesselt. Weißt du, wie es sich anfühlt, kaum noch atmen zu können? Dann hast du mich aus dem Auto gezerrt, den Kofferraum aufgemacht und mir befohlen, mich da reinzulegen. Du hast mich geschlagen, weil ich es nicht tun wollte, und hast mich schließlich reingeworfen, wie ein lebloses Paket. Du hast den Deckel zugemacht und bist weitergefahren. In dem Moment ist mir klar geworden, dass du mich nicht laufen lassen wirst. Denn ich hab dich ja gesehen. Ich könnte dich genau beschreiben. Du würdest mich töten.«
    Hastig trank sie einen Schluck aus der Colaflasche. Ihr Hals fühlte sich trocken und eng an.
    »Mit jedem Atemzug wird die Luft da drin dicker. Du weißt nicht mehr, ob sie noch für den nächsten reicht. Weißt du, wie es ist zu ersticken?« Er saß da vor ihr, auf dem Küchenstuhl, sie sah ihn ganz, ganz deutlich. Sie sah sein fieses Grinsen. »Das wird dir noch vergehen, dein Grinsen. Du wirst es noch kennenlernen, das Gefühl, gleich zu ersticken! Ich konnte durch einen ganz schmalen Schlitz nach draußen sehen. Ich hab versucht, mich aufzurichten, mich gegen den Deckel zu stemmen, ich hab versucht dagegenzuschlagen und hab gehofft, dass der Fahrer hinter uns etwas bemerkt. Ich war so verzweifelt… so verzweifelt…« Sie sah ihn wieder auf dem Stuhl hocken, gefesselt, ihr ausgeliefert. »Du bist immer weitergefahren und plötzlich merkte ich, wie wir abbogen. Von einer schnellen Straße wieder in einen holprigen Feldweg. Durch den Schlitz konnte ich nichts mehr sehen. Es war dunkel geworden. Meine Mom wartete seit sicher vier Stunden auf mich. Sie hat die Polizei verständigt, hab ich mir dauernd gesagt, die Polizei sucht mich schon überall, sie müssen gleich kommen, gleich… und im selben Moment hab ich gewusst, dass sie mich nicht suchen. Weil sie auch gar nicht wissen, wo sie suchen müssen. Der Kofferraum ging auf, du hast mich rausgezerrt, über den steinigen Boden geschleift. Ich hab Autos gehört, die Straße war nicht so weit weg, aber ich konnte keine Schweinwerfer sehen und auch keine Sterne. Über uns waren Äste, du hast mich ins Gestrüpp gezogen, durch Plastiktüten, leere Flaschen und Dosen und da lag eine alte, eklige Matratze. Dorthin hast du mich geworfen, mir mit dem Messer die Kleider weggeschnitten und dann hast du mir deinen Gürtel um den Hals gelegt…« Sie musste wieder trinken, das Brennen in ihrer Kehle wurde unerträglich. ». . . und dann hast du mir das Klebeband vom Mund gerissen, aber ich konnte nicht mehr schreien, obwohl es so wehgetan hat, so weh… Was? Was hast du gesagt? Ich verstehe dich nicht mit dem Klebeband. Warte, ich mache es dir ab, damit du es mir deutlich sagen kannst.« Sie vollführte eine Bewegung, als würde sie etwas abreißen. »So, bitte, ich bin ja kein Unmensch… was?« Sie lachte laut auf. »Ich werde es nicht wagen, dich umzubringen?« Ihr Lachen wurde noch lauter. »Moment, ich bin noch nicht fertig! Erst kleb ich dir deinen Mund wieder zu. Es kommt sonst nur noch mehr Mist raus! So, erledigt.« Sie schluckte, ihr Herz hämmerte schnell und hart. Alles war wieder da: die Todesangst, die Wut, die Verzweiflung… Sie musste husten, sie spürte den Gürtel um ihren Hals so deutlich. »Du hast gedacht, ich bin tot. Ich bin ohnmächtig geworden. Als ich zu mir kam, war alles dunkel um mich herum und überall auf meiner Haut war etwas Feuchtes, Schweres. Irgendwann hab ich es geschafft, mich zu bewegen. Du hast mich unter

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