Puppenrache
leeren Wäschekorb. »Schon gut. Nimmst du den mit?«
Da glaubt jemand wohl, er kann mich verarschen! Troy lachte und schlug aufs Lenkrad. Die Kiste von diesem Surferboy war ja noch klappriger als die letzte Karre, die er hatte. Immerhin wurde sie nicht gesucht. Bis Goldjunge von seinem Trip aufwachte, auf den er ihn geschickt hatte, war er längst mit der kleinen, frechen Schlampe fertig. Wenn er überhaupt aufwachte…
Und seine Kumpels, diese Matschbirnen, glaubten doch wohl nicht im Ernst, dass sie es mit ihm aufnehmen konnten!
Diesmal kann sie mich nicht verarschen, die kleine Schlampe!
Die Wut köchelte langsam in ihm hoch. Diesmal entkommt sie mir nicht! Diesmal schickt sie mich nicht in den Knast!
»Ich hab noch ’ne Rechnung offen, Puppe!« Diesmal würde er ganz besonders aufpassen. Er tastete in seiner Jackentasche nach dem langen Klappmesser. »Damit treib ich dir die Flausen aus dem Kopf!«, sagte er. »Du Schlampe!« Er riss den Stofftiger vom Rückspiegel. »Ist das hier ein Kinderwagen oder was?«
Er stellte sich schon vor, wie sie voller Freude auf den VW-Bus zulaufen würde. Und wie sie dann schreien würde, wenn sie sein Gesicht sah!
Er lachte und nagelte den Plüschtiger mit dem Messer auf den Beifahrersitz.
»Scheißplan!«, schimpfte Dean, als sie die Treppen hochliefen, »warum geht Stephen nicht ans Telefon? Vielleicht hat er schon mitgekriegt, dass ich… dass ich Sara verraten habe.« Seit fast zwei Stunden hatte er es immer wieder probiert. Dabei ging Stephen IMMER an sein Handy.
»Quatsch, wie soll denn das gehen?«, sagte Van, der zuerst oben war.
Dean blieb auf der Treppe stehen und zuckte die Schultern. Er fühlte sich so mies. Mit jeder Stufe rückte der Moment näher, in dem er Stephen die Wahrheit sagen musste. Ihm war klar geworden, dass er Stephen sonst nie wieder in die Augen sehen könnte.
»Komm schon!«, brummte Van und drückte auf die Klingel. Schon als sie unten geklingelt hatten, hatte niemand geöffnet. Nur weil jemand aus dem Haus gekommen war, hatten sie schließlich doch reingekonnt.
»Vielleicht sollten wir einfach wieder gehen und ihn noch mal anrufen«, sagte Dean. Dann könnte er dieses unangenehme Geständnis ein bisschen aufschieben.
»Jetzt zieh nicht den Schwanz ein, Dean!«
Van klopfte mit seiner großen Faust an die Tür. Nichts.
»Okay«, sagte Van, »wir brechen sie auf.«
»Du, du willst einfach so in Stephens…«
»Nicht einfach so! Hier stimmt was nicht! Und ich hab ein verdammt schlechtes Gefühl!«
»Aber wir könnten doch die Polizei…«, versuchte es Dean.
»Hör endlich mit den Scheißbullen auf!«, herrschte Van ihn an. »Die müssen doch tausend Formulare ausfüllen und abstempeln lassen, bis die die Tür aufmachen dürfen. Und außerdem wollen die von uns alles haargenau erklärt haben.« Van trat einen Schritt zurück. »Fertig?«
Dean holte Luft, stellte sich neben Van und nickte. Bei drei traten sie zusammen die Tür ein. Sie sprang beim ersten Versuch auf.
»Stephen!«, schrie Van und stürzte voraus.
31
»Komm nur rein. Ich hab auf dich gewartet!« Sara richtete den Revolver auf die Tür. »Und schön hinter dir zumachen. Sonst zieht’s.« Sie zeigte mit dem Lauf in die Küche. »Los, da rein. Ein bisschen schneller. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit. Setz dich. Da, auf den Stuhl.« Mit der linken, freien Hand hielt sie die breite Rolle Klebeband und ging in die Küche. »So und jetzt streck die Hände aus und falte sie. Brav, ganz brav! Sei ein lieber Junge!« So, gleich bist du wehrlos! Ihr Herz klopfte aufgeregt.
Jetzt das Klebeband um die Handgelenke, um die Füße und die Stuhlbeine und dann noch über seinen Mund. Oder zuerst über den Mund? Und wie sollte sie das machen, ohne den Revolver abzulegen?
Seufzend musterte sie den leeren Stuhl. Sie sah ihn schon dort sitzen, mit Klebeband gefesselt und geknebelt. Eine ganze Weile würde sie ihn dort schmoren lassen. Ich könnte ab und zu aus der Küche gehen und wieder reinkommen und ihm den Lauf auf die Stirn setzen. Sie zielte auf eine imaginäre Stirn. »Peng! So schnell und schmerzlos hättest du es wohl gern. Keine Chance! Du sollst leiden. Du sollst so leiden wie ich. Du sollst Angst haben. So viel Angst, dass du dir in die Hose machst und dir wünschst, du hättest mich niemals getroffen. Und mir niemals das angetan, was du mir angetan hast. Aber dazu ist es zu spät. Pay Day! Was hast du gewinselt? Ich soll dich gehen lassen? Ha! Hast du mich gehen
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