Puppenrache
weißt, wo Sara ist.«
Dean nickte nur. Ihm war mittlerweile alles egal. Er hatte keine Widerstandskraft mehr. Er wollte bloß, dass das alles bald ein Ende hatte.
»Er will natürlich, dass du es ihm am Telefon sagst. Aber darauf lässt du dich nicht ein. Kapiert?«
Dean nickte. Van überlegte. »So, jetzt müssen wir nur noch einen guten Treffpunkt finden. Und wenn’s so weit ist, sagen wir den Cops Bescheid.«
Dean nickte. »Danke.« Van hatte ihm das Leben gerettet. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren. Vielleicht konnte er ja doch noch etwas wiedergutmachen.
Die Zigarettenglut hatte ein weiteres Loch in die Couchlehne gebrannt. »Kannste als Kunstwerk behalten«, murmelte er und gähnte. Wenn dieses Surferweichei jetzt nicht gleich hier reinschneit, schlag ich ihm die Scheißbude kurz und klein!
Er hatte genug gewartet. Drei Jahre im Knast hatte er gewartet, um sie endlich fertigzumachen. Mir entkommt keine so ohne Weiteres, keine von euch Schlampen!
Wie redest du, Troy, hörte er die Stimme seiner Mutter, solche Wörter nimmt man nicht in den Mund. Und außerdem bist du schmutzig. Sieh mal deine Fingernägel an. Hast du deine Unterwäsche gewechselt? Deine Socken? Putz dir die Zähne! Dein Hemd stinkt! Du stinkst! Geh und wasch dich! Sonst gibt’s kein Essen!
»Halt deine verdammte Fresse!«, schrie er und warf die Bierflasche an die Wand.
Die letzten Strahlen der Abendsonne spiegelten sich in der Heckscheibe des Autos, das vor ihm parkte. Seine Hand wollte den Zündschlüssel drehen. Er hatte so lange auf Nora Cummings eingeredet, dass sie ihm endlich den Ort genannt hatte. Silver Town. Wenn er jetzt losfahren würde, wäre er am Morgen da. Klar, er war todmüde, aber egal, das würde er schon schaffen. Er stellte sich Saras überraschten Blick vor, wenn er plötzlich da wäre. Ich liebe dich, Sara, würde er sagen. Ich weiß alles. Du musst mir nichts mehr verheimlichen.
Und Sara würde ihn umarmen und weinen.
Also, los, sagte er sich, in ein paar Stunden wäre er da.
Seine Hand wollte gerade den Zündschlüssel drehen, da fiel ihm ein, dass er noch Geld brauchte. Oben in der Wohnung lagen hundertfünfzig Dollar in der Küchenschublade. Er zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg aus.
30
»Mann, du hättest es uns beiden auch einfacher machen können!« Troy lachte auf. »Das Problem ist, dass die meisten irgendwann den Helden spielen wollen. Aber, Kumpel«, er beugte sich ein wenig vor. »Leider sind die meisten keine Helden.« Er lachte wieder. Sein eigenes Lachen machte ihm gute Laune. Mann, war er ein toller Typ! Er lehnte sich wieder zurück und rauchte. »Weißt du«, sagte er und machte eine ausholende Geste, »das schaffen nicht viele, aus dem Knast auszubrechen. Da gehört schon ein bisschen Grips dazu!« Er tippte sich an die Stirn und grinste. »Ach, das Leben kann so schön sein, oder, Stephen?« Sein Opfer gab einen verärgerten Laut von sich, geknebelt und gefesselt war er zu mehr nicht in der Lage. Troy lachte. »Ganz deiner Meinung, Stephen!«
Er trank seinem Opfer gerade seinen Vorrat an Cola und Bundaberg- Rum weg. »Ich würde dir ja gern ein Gläschen anbieten, aber… ich glaube, dann fängst du wieder an zu schreien und das gefällt mir nicht!« Er lachte und füllte das nächste Glas. Das dritte. Das letzte. Den Rest würde er mitnehmen. Auf seine Fahrt. »Silver Town also«, sagte er gedehnt. »Wirklich, du hättest es mir gleich sagen sollen, das wäre so viel einfacher gewesen.« Er kratzte sich. Immer wenn er sich wohlfühlte, musste er sich kratzen. Da konnte er nichts machen. Aber inzwischen lachte ihn keiner mehr deswegen aus. Keiner wagte es mehr. Er trank das Glas aus und erhob sich.
»Ach, bevor ich’s vergesse: Soll ich Sara noch einen Gruß von dir bestellen? Nein? Schade. Sie wird enttäuscht sein, dass ihr toller Surferboy sie so im Stich lässt.« Er lachte dröhnend. Mann, was war das für ein zusammengeschnürter Jammerlappen da vor ihm auf dem Boden. »Und noch was: Nur damit du’s weißt – vielleicht begegnet man sich ja noch mal in diesem Scheißleben. Also: Ich hätte dich auch locker kaltmachen können. Wär das Einfachste gewesen. Aber, he, ich hab heute meinen guten Tag. Deshalb spendier ich dir noch ’ne schöne Dröhnung. Wenn du Glück hast, bist du in ein paar Stunden hinüber, und dann, Kumpel, bist du mir scheißegal.« Er zog die Spritze auf und jagte dem sich in seinen Fesseln aufbäumenden Stephen eine Ladung
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