Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
einem arbeitsscheuen, prügelnden Ehemann, der ohne eigenes Zutun einfach nur immens reich war.)
Einmal hatte Thomas in einem Nachtclub einen Touristen beschimpft und war an die frische Luft gesetzt worden. Einem Buchmacher hatte er damit gedroht, ihm den Penis abzuschneiden, nachdem der Mann sich erkundigt hatte, wann Mr. Costello endlich die riesigen Wettschulden zu begleiche gedenke, auf deren Rückzahlung der Buchmacher seit Monaten wartete.
Und so ging es in einem fort. Die zwei Zimmer im Caledonian erschienen jetzt absolut plausibel.
»Wirklich feine Familie«, stellte Templer fest.
»Beste Dubliner Gesellschaft.«
»Und das alles wird auch noch von der Polizei gedeckt.«
Rebus schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Bei uns wäre so etwas ja völlig undenkbar.«
»Das will ich meinen«, sagte Templer mit einem sarkastischen Lächeln. »Und was halten Sie von all dem?«
»Na ja. Scheint so, als ob David Costello eine Seite hätte, von der wir bisher nichts gewusst haben. Und das gilt auch für seine Eltern. Sind die Herrschaften eigentlich noch in der Stadt?«
»Nein, sie sind vor ein paar Tagen nach Irland zurückgeflogen.«
»Aber sie kommen sicher wieder, oder?«
Sie nickte. »Nachdem wir Philippa jetzt gefunden haben.«
»Weiß David Costello denn schon Bescheid?«
»Davon gehe ich aus. Falls er es nicht direkt von Philippas Eltern erfahren hat, dann sicher aus den Medien.«
»Da wäre ich gern dabei gewesen«, murmelte Rebus.
»Sie können nicht überall sein.«
»Leider.«
»Gut, dann sprechen Sie also mit den Eltern, sobald sie wieder hier sind.«
»Und mit dem Freund des Mädchens?«
Sie nickte. »Aber fahren Sie kein schweres Geschütz auf, kommt nicht so gut an, wenn jemand gerade einen geliebten Menschen verloren hat.«
Er lächelte. »Immer die Medien im Hinterkopf, was, Sie sah ihn an. »Könnten Sie jetzt bitte Grant hereinschicken?«
»Wirklich ein anpassungsfähiger junger Mann. Augenblick « Er machte die Tür auf. Draußen stand Grant und wippte auf den Zehen. Rebus sagte nichts, sondern zwinkerte ihm im Vorbeigehen bloß zu.
Zehn Minuten später schenkte sich Siobhan an der Kaffeemaschine gerade einen Kaffee ein, als Grant hereinkam.
»Was wollte Templer?«, fragte sie, unfähig, ihre Neugier im Zaum zu halten.
»Sie hat mir den Pressejob angeboten.«
Siobhan rührte weiter in ihrer Tasse. »Hab ich mir schon gedacht.«
»Dann bin ich bald im Fernsehen!«
»Toll.«
Er starrte sie an. »Etwas mehr Enthusiasmus hätte ich schon erwartet.«
»So, hätten Sie.« Sie sahen einander an. »Danke, dass Sie mir geholfen haben, die Rätsel zu lösen. Hätte ich ohne Sie nie geschafft.«
Erst jetzt schien er zu begreifen, dass es mit ihrer Zusammenarbeit wirklich zu Ende war. »Ach... ja«, sagte er. »Hören Sie mal, Siobhan...«
»Ja, bitte?«
»Diese Situation im Büro... Tut mir wirklich Leid.«
Sie sah ihn mit einem verdrießlichen Lächeln an. »Angst, dass ich Sie verpetze?«
»Nein, nicht deswegen.«
Aber natürlich war das der Grund, und das wussten beide.
»Dann wissen Sie ja, was Sie am Wochenende zu tun haben: Haare schneiden lassen und einen neuen Anzug anschaffen«, sagte sie.
Er sah an seinem Jackett hinunter.
»Und vor der Kamera nur einfarbige Hemden, keine Streifen oder Karos. Ach, und Grant...«
»Ja?«
Sie schob einen Finger unter seinen Schlips.
»Eine möglichst schlichte Krawatte. Comicfiguren sind einfach nicht witzig.«
»Genau dasselbe hat Hauptkommissarin Templer auch gesagt.« Er klang überrascht und schielte auf die kleinen Homer-Simpson-Köpfe, die seine Krawatte zierten. Noch am selben Nachmittag hatte Grant Hood seinen ersten Fernsehauftritt. Er saß neben Gill Templer, die sich in einer kurzen Presseerklärung zur Entdeckung der Leiche äußerte. Ellen Wylie verfolgte das Geschehen auf einem der Fernsehbildschirme im Büro. Hood sollte an diesem Tag zwar noch nichts sagen, doch Ellen bemerkte, wie er sich zu Templer hinüberneigte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, als die Reporter anfingen, ihre Fragen zu stellen und wie Templer zustimmend nickte. Bill Pryde saß auf der anderen Seite von Templer und übernahm es, die meisten der Fragen zu beantworten. Alle wollten wissen, ob es sich bei der Leiche tatsächlich um Philippa Balfour handelte; alle wollten etwas über die Todesursache erfahren.
»Wir können über die Identität der Leiche zurzeit noch nichts Abschließendes sagen«, erklärte Pryde und räusperte sich unablässig. Er
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