Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
»Da Grant jetzt für die Presse zuständig ist, muss ich mich um die Computersachen kümmern.«
»Und das heißt?«
»Dass ich herausfinden muss, ob es eine Möglichkeit gibt, Quizmaster aufzuspüren. Was denken Sie: Kripo?«
»Ich glaube, die Deppen dort können nicht mal ›Modem‹ buchstabieren, geschweige denn, mit einem umgehen.«
»Aber sie haben Beziehungen zum Geheimdienst.«
Rebus zuckte bloß mit den Achseln.
»Und dann muss ich mich noch mal mit Flips Freunden und Angehörigen befassen.«
»Wieso?«
»Weil ich niemals ohne fremde Hilfe bis Hellbank gekommen wäre.«
Rebus nickte. »Und Sie glauben, dass es sich bei Flip genauso verhält.«
»Andernfalls hätte sie sich mit dem Londoner U -Bahn-Netz, mit Geografie, dem Schottischen, der Rosslyn-Kapelle und mit Kreuzworträtseln auskennen müssen.«
»Etwas viel auf einmal?«
»Finde ich schon.«
Rebus dachte nach. »Egal wer Quizmaster ist, er muss da alles ebenfalls gewusst haben.«
»Stimmt.«
»Außerdem muss er gewusst haben, dass Flip diese Rätsel wenigstens theoretisch alle hätte lösen können, oder?«
»Ich glaube, dass noch andere Spieler mit von der Partie waren. Nicht mehr, als ich eingestiegen bin, aber zu dem Zeitpunkt, als Flip sich eingeloggt hatte. Das heißt, die Beteiligten hätten nicht nur gegen die Uhr, sondern auch gegeneinander gespielt.«
»Quizmaster äußert sich dazu nicht?«
»Nein.«
»Ich frage mich wieso.«
Siobhan zuckte mit den Schultern. »Der hat sicher seine Gründe.«
Rebus stützte sich mit geballten Fäusten auf den Schreibtisch. »Scheint so, als ob ich mich geirrt hätte. Offenbar brauchen wir ihn doch noch.«
Sie sah ihn an. »›Wir‹?«
Er hob die Hände. »Ich meine doch nur, dass wir sonst mit den Ermittlungen nicht weiterkommen.«
»Gut. Wenn Sie mir nämlich wieder mit Ihrer üblichen Masche kommen...«
»Was soll das denn heißen?«
»Dass Sie blindlings nach allem greifen, was Sie zu fassen bekommen, und etwaige Erfolge dann für sich reklamieren.«
»Gott behüte, Siobhan!« Er hielt inne. »Aber wenn Sie noch mal mit Flips Freunden sprechen wollen...«
»Ja?«
»Wäre dann David Costello auch dabei?«
»Wir haben ihn doch schon vernommen. Er hat gesagt, dass er von dem Spiel nichts gewusst hat.«
»Trotzdem wollen Sie noch mal mit ihm reden, richtig?«
Über ihr Gesicht huschte der Anflug eines Lächelns. »Bin ich so leicht zu durchschauen?«
»Was ich sagen will: Vielleicht könnte ich ja mitkommen. Ich müsste ihn nämlich auch noch ein paar Dinge fragen.« »Und was?« »Darf ich Sie auf einen Kaffee einladen, dann erzähl ich es
Ihnen.« In Begleitung eines Freundes der Familie erschien John Balfour an diesem Abend zur offiziellen Identifizierung seiner Tochter. Seine Frau wartete derweil auf ihn im Fond eines von Ranald Marr gesteuerten Jaguar der Balfour Bank. Statt auf dem Parkplatz zu warten, hatte Marr es vorgezogen, mit dem Wagen in den umliegenden Straßen umherzufahren. Zwanzig Minuten später fuhr er wieder vor, weil Bill Pryde, der John Balfour auf dessen schwerem Gang in den Identifizierungsraum begleitete, gesagt hatte, dass der Vorgang etwa so viel Zeit in Anspruch nehmen würde.
Einige entschlossene Reporter waren ebenfalls erschienen, doch kein einziger Fotograf: Einen Rest von Berufsethos hatte die schottische Presse sich also bewahrt. Im Übrigen beabsichtigte keiner der Journalisten, die Hinterbliebenen mit Fragen zu behelligen. Es ging ihnen lediglich darum, etwas von der Atmosphäre mitzubekommen, um diese später in ihre Berichte einfließen zu lassen. Als alles vorbei war, gab Pryde Rebus per Handy Bescheid.
»Jetzt wissen wir's«, sagte Rebus zu den anderen. Er befand sich mit Siobhan, Ellen Wylie und Donald Devlin in der Oxford Bar. Grant Hood hatte die Einladung auf einen Drink mit der Begründung ausgeschlagen, dass er noch einen Crashkurs in Sachen Medien zu absolvieren habe: Namen und Gesichter. In der Hoffnung, dass die Obduktion bis dahin beendet sein und erste Ergebnisse vorliegen würden, hatte man die Besprechung auf 21.00 Uhr verlegt.
»Oh, mein Gott«, sagte Devlin. Er hatte die Jacke ausgezogen und schob die Fäuste in die geräumigen Taschen seiner Strickjacke. »Was für eine schreckliche Geschichte.«
»Tut mir Leid, dass ich zu spät komme«, sagte Jean Burchill und ließ ihren Mantel noch im Gehen von den Schultern gleiten. Rebus erhob sich, nahm ihr den Mantel ab und fragte sie was sie trinken wollte.
»Ich würde
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