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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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beiden zeigten der Frau ihre Ausweise und wurden in die Eingangshalle geführt. Dann entfernte sich die Bedienstete wortlos. Rebus hatte bis dahin noch nie jemanden gesehen, der buchstäblich auf Zehenspitzen ging. Im Haus herrschte absolute Stille.
    »Kommt mir vor, als ob wir in die Fernsehserie ›Cluedo‹ geraten wären«, murmelte Siobhan und musterte die Holztäfelung und die Familienporträts der Balfours. Am Fuß der Treppe stand sogar eine Rüstung. Auf einem Tisch neben der Rüstung lag ein Stapel ungeöffnete Post. Und dann ging die Tür wieder auf, durch die die Bedienstete entschwunden war. Eine groß gewachsene, wie es schien durchsetzungsfähige Frau mittleren Alters trat den beiden entgegen. Sie sah Rebus und Siobhan streng an.
    »Ich bin Mr. Balfours persönliche Assistentin«, sagte sie mit kaum vernehmbarer Stimme.
    »Eigentlich wollten wir Mr. Marr sprechen.« Sie nickte nur knapp. »Sie werden verstehen, dass es im Augenblick äußerst schwierig ist...«
    »Soll das heißen, dass er nicht mit uns sprechen will?« »Das ist keine Frage von ›nicht wollen‹.« Sie erschien ungehalten.
    Rebus nickte langsam. »Na gut, dann muss ich Hauptkommissarin Templer davon in Kenntnis setzen, dass Mr. Marr unsere Ermittlungen im Mordfall Philippa Balfour behindert. Wenn Sie mir bitte den Weg zeigen könnten...«
    Sie starrte ihn wütend an, doch Rebus ließ sich durch ihren Blick überhaupt nicht aus der Ruhe bringen.
    »Einen Moment, bitte«, sagte sie schließlich. Dabei erhaschte Rebus erstmals einen kurzen Blick auf ihre Zähne. Er beschied sie mit einem höflichen »Dankeschön«, während sie bereits den Rückzug antrat.
    »Eindrucksvoll«, sagte Siobhan.
    »Sie oder ich?«
    »Der Schlagabtausch zwischen Ihnen beiden.«
    Er nickte. »Noch zwei Minuten, und ich hätte mir die Rüstung dort drüben geschnappt.«
    Siobhan ging zu dem Tisch hinüber und sah die Post durch.
    »Ich hab gedacht, dass unsere Leute die Post aufmachen«, sagte Rebus, »falls eine Lösegeldforderung dabei ist.«
    »Haben sie wahrscheinlich auch«, entgegnete Siobhan und inspizierte die Poststempel. »Aber die Sachen hier sind alle von gestern und heute.«
    »Der Postbote hat aber gut zu tun.« Etliche der Umschläge waren postkartengroß und schwarz umrandet. »Man kann nur hoffen, dass die Assistentin die Post öffnet.«
    Siobhan nickte. Erfahrungsgemäß gab es nämlich immer ein paar sensationskranke Wirrköpfe, die beim Tod eines Prominenten völlig ausrasteten. Und von außen war nicht zu erkennen, wer der Absender einer solchen Beileidskarte war. »Eigentlich sollten wir die Post zuerst durchsehen.«
    »Das ist wahr.« Nicht auszuschließen, dass auch der Mörder so ein Wirrkopf war.
    Dann ging die Tür wieder auf. Diesmal kam Ranald Marr auf sie zu. Er trug einen schwarzen Anzug samt passender Krawatte und ein weißes Hemd und schien über die Störung unangenehm überrascht.
    »Worum geht es diesmal?«, fragte er Siobhan.
    »Mr. Marr?« Rebus streckte ihm die Hand entgegen. »Inspektor Rebus. Ich möchte Ihnen sagen, wie außerordentlich es mir tut, dass wir hier einfach so eindringen.«
    Marr akzeptierte sowohl die Entschuldigung als auch Re-bus' Hand. Rebus selbst war den Freimaurern zwar nie bei getreten, doch sein Vater hatte ihm vor vielen, vielen Jahren an einem feuchtfröhlichen Abend mal gezeigt, wie Freimaurer sich die Hand geben.
    »Solange es schnell geht«, sagte Marr und versuchte sich die Situation gleich zu Nutze zu machen.
    »Können wir uns irgendwo unterhalten?«
    »Da entlang.« Marr führte sie in einen der beiden Gänge, die in die Eingangshalle mündeten. Rebus sah Siobhan an und nickte ihr zur Beantwortung ihrer Frage unmerklich zu. Ja, Marr war Freimaurer. Sie schürzte die Lippen und machte ein nachdenkliches Gesicht.
    Dann öffnete Marr eine Tür, und sie traten in ein - mit einem mächtigen Billardtisch ausgestattetes - großes Zimmer, dessen eine Wand ganz von einem Bücherregal eingenommen wurde. Als Marr das Licht anmachte, sah man, dass in dem Raum wie auch im übrigen Haus zum Zeichen der Trauer die Vorhänge zugezogen waren. Der grüne Billardtisch aber war beleuchtet. An einer Wand standen zwei Sessel und dazwischen ein kleiner Tisch. Darauf ein Silbertablett und eine Karaffe Whisky und einige Kristallgläser. Marr setzte sich in einen der Sessel und goss sich einen Whisky ein. Dann hob er das Glas und sah die beiden Polizisten an, die den Kopf schüttelten. Wieder hob er das

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