Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
trat in den Gang hinaus. Rebus und Siobhan folgten ihm wieder durch den Korridor. Vorn in der Eingangshalle standen Templer und Hood. Marr ging wortlos an ihnen vorüber und verschwand durch eine Tür.
»Was zum Teufel machen Sie denn hier?«, fragte Templer leise.
»Wir sind hier, weil wir einen Mörder suchen«, entgegnete Rebus. »Und Sie?«
»Erstklassiger Auftritt gestern in der Pressekonferenz«, sagte Siobhan zu Hood.
»Danke.«
»Ja, Grant hat sich glänzend verkauft«, sagte Templer und blickte Siobhan an. »Hätte gar nicht besser laufen können.«
»Finde ich auch«, sagte Siobhan lächelnd.
Sie traten aus dem Haus und stiegen in ihre jeweiligen Autos. Templers Abschiedsgruß: »Ich wünsche, dass Sie mir Ihre Anwesenheit hier in einem Bericht begründen. Und John? Der Arzt wartet...«
»Der Arzt?«, fragte Siobhan und legte den Sicherheitsgurt an.
»Ach, nichts«, sagte Rebus und ließ den Wagen an. »Scheint so, als ob sie uns beide auf dem Kieker hätte.«
Rebus sah sie an. »Gill wollte Sie zu ihrer engsten Mitarbeiterin machen, Siobhan, und Sie haben das abgelehnt.«
»Aber ich konnte das Angebot einfach nicht annehmen« Sie hielt inne. »Klingt ziemlich dämlich, ich weiß, aber ich glaube, dass sie eifersüchtig ist.«
»Auf Sie?«
Siobhan schüttelte den Kopf. »Auf Sie.«
»Auf mich?« Rebus lachte. »Wieso denn das?«
»Weil Sie sich nicht an die Regeln halten, während sie keine andere Wahl hat. Weil Sie es trotz Ihrer merkwürdigen Art immer wieder schaffen, die Leute für sich arbeiten zu lassen, selbst wenn die anderen mit dem, was Sie wollen, nicht mal einverstanden sind.«
»Offenbar bin ich besser, als ich dachte.«
Sie sah ihn spöttisch an. »Oh, ich glaube, dass Sie sehr wohl wissen, wie gut Sie sind. Beziehungsweise, Sie glauben das zu wissen.«
Er erwiderte ihren Blick. »Darin verbirgt sich doch irgendwo eine Beleidigung. Ich weiß nur noch nicht genau, wo.«
Siobhan ließ sich auf dem Sitz zurücksinken. »Und was jetzt?«
»Zurück nach Edinburgh.«
»Und dann?«
Rebus lenkte den Wagen nachdenklich über den Zufahrtsweg Richtung Tor. »Komisch«, sagte er. »Mir ist es vorhin fast so vorgekommen, als ob Marr sein eigenes Kind verloren hätte...«
»Wollen Sie damit sagen...?«
»Sind sich die beiden äußerlich ähnlich? Ich kann so was immer schlecht beurteilen.«
Siobhan biss sich auf die Unterlippe und dachte nach. »Für mich sehen reiche Leute alle gleich aus«, sagte sie dann. »Glauben Sie, dass Marr eine Affäre mit Mrs. Balfour gehabt hat?«
Rebus zuckte mit den Achseln. »Ohne Bluttest schwer nachzuweisen.« Er sah sie an. »Ich glaube, wir sollten Gates und Curt für alle Fälle bitten, eine Gewebeprobe zu verwahren.« »Und Claire Benzie?«
Rebus winkte der Kollegin Campbell zu. »Wir müssen Claire im Auge behalten, aber wir sollten sie nicht verprellen.«
»Wieso?«
»Weil wir vielleicht in ein paar Jahren wieder mit ihr zu tun haben, und zwar als Pathologin. Gut möglich, dass ich dann schon nicht mehr dabei bin, aber Sie, und Sie wollen doch kein...«
»Böses Blut?«
»Böses Blut«, pflichtete Rebus ihr bei und nickte langsam.
Siobhan machte ein nachdenkliches Gesicht. »Wie man es auch dreht und wendet«, sagte sie dann, »hat das Mädchen wirklich jeden Grund, auf die Balfours stinksauer zu sein.«
»Und wieso war sie dann immer noch mit Flip befreundet?«
»Denkbar, dass das nur gespielt war.« Unterwegs auf der Landstraße hielt Siobhan Ausschau nach dem Touristenpaar, konnte die Leute jedoch nirgends entdecken. »Ob wir mal in Meadowside nachsehen, was aus den beiden geworden ist?«
Rebus schüttelte den Kopf. Sie fuhren schweigend dahin, bis Falls hinter ihnen lag.
»Marr ist Freimaurer«, sagte Siobhan schließlich. »Und er hat eine Schwäche für Spiele.«
»Dann soll er jetzt plötzlich Quizmaster sein und nicht mehr Claire Benzie?«
»Ist allemal realistischer als die Annahme, dass er Flips Vater ist.«
»Wenn Sie m einen.« Rebus dachte an Hugo Benzie. Bevor er mit Siobhan nach Falls rausgefahren war, hatte er mit einem befreundeten Anwalt telefoniert und sich nach dem Mann erkundigt. Benzie war auf Erbrechtsfragen und Treuhandgeschäfte spezialisiert gewesen, ein stiller hoch professioneller Anwalt, der in Edinburgh an einer großen Kanzlei beteiligt gewesen war. Seine Spielleidenschaft war nur wenigen bekannt und seiner Arbeit niemals abträglich gewesen. Es ging das Gerücht, dass er, durch Berichte im
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