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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Wirtschaftsteil seiner bevorzugten Tageszeitung und Tipps im Bekannten kreis angeregt, Geld in Start-up-Firmen im Fernen Osten gesteckt hatte. Falls das der Wahrheit entsprach, konnte man der Balfour Bank tatsächlich keinen Vorwurf machen. Wahrscheinlich hatte das Institut Benzies Geld lediglich gemäß seinen Anweisungen weitergeleitet und ihn später darüber informiert, dass sein Spieleinsatz im Yangtse versickert war. Aber Benzie hatte nicht nur sein gesamtes Geld verloren, schließlich war er ja ein gut verdienender Anwalt, sondern offenbar etwas noch viel Wichtigeres: den Glauben an sich selbst. Und als er dieses Selbstvertrauen einmal eingebüßt hatte, war ihm Selbstmord zunächst als Möglichkeit und dann immer mehr als unausweichliche Notwendigkeit erschienen. Rebus kannte das. Auch er hatte sich schon ein-, zweimal an diesem Punkt befunden, mit einer Flasche Whisky als einziger Gesellschaft. Er wusste, dass er nicht von einem hohen Gebäude oder einer Brücke springen konnte, da er unter Höhenangst litt, und zwar seit er während seiner Armeezeit einmal aus einem Helikopter hatte springen müssen. Ein warmes Bad und dann -ratsch - mit einer Rasierklinge die Pulsadern aufschneiden... Daran störte ihn wiederum die Vorstellung des Gemetzels, mit dem es derjenige zu tun bekommen würde, der ihn hinterher fand. Alkohol und Tabletten - das waren die Drogen, auf die letzten Endes immer wieder alles hinauslief. Nicht zu Hause, sondern in einem anonymen Hotelzimmer, wo ihn später ein dienstbarer Geist entdecken und in ihm nur einen Fremden sehen würde, der sein Leben in diesem Zimmer beendet hatte.
    Müßige Gedanken. Aber an Benzies Stelle, mit Frau und Tochter, hätte er es vermutlich doch nicht über sich gebracht, eine zerstörte Familie zurückzulassen. Und jetzt wollte Claire Pathologin werden, das heißt einen Beruf einschlagen, in dem sie es Tag für Tag in klimatisierten fensterlosen Räumen mit Leichen zu tun haben würde. Ob sie in jeder Leiche, die auf ihren Tisch kam, ihren Vater sehen würde? »Ich gab was dafür, wenn ich wüsste, woran Sie gerade...« »Lohnt nicht«, entgegnete Rebus und starrte vor sich auf die Straße. »Kopf hoch«, sagte Hi-Ho Silvers, »es ist doch Freitagnachmittag.«
    »Na und?«
    Er sah Ellen Wylie an. »Sie haben doch sicher gleich 'ne Verabredung.«
    »Eine Verabredung?«
    »Na, Sie wissen schon, erst Essen, dann ein bisschen tanzen gehen und dann zurück zu ihm in die Wohnung.« Er ließ die Hüften kreisen.
    Wylie verzog das Gesicht. »Danke, mir ist schon schlecht.«
    Die Überreste ihres Sandwichs lagen noch neben ihr auf dem Schreibtisch: Tunfisch-Mayonnaise mit süßem Mais. Allerdings hatte der Tunfisch etwas komisch geschmeckt, und in ihrem Magen rumorte es gewaltig. Nicht, dass Silvers etwas davon bemerkte.
    »Was macht die Liebe, Ellen?«
    »Bevor ich völlig verzweifelt bin, sag ich Ihnen Bescheid.«
    »Freitag- und Samstagabend sieht es allerdings schlecht aus: Da lasse ich mich im Allgemeinen volllaufen.«
    »Werde ich mir merken, George.«
    »Und sonntagnachmittags natürlich auch.«
    »Klar.« Wylie fand, dass Mrs. Silvers über dieses Arrangement nur froh sein konnte.
    »Es sei denn, wir müssen mal wieder Überstunden schieben.« Silvers Themenwechsel war rasant. »Was glauben Sie, wie stehen die Chancen?«
    »Kommt darauf an.« Sie wüsste nur zu gut, wovon diese Entscheidung abhing: nämlich von der Stimmungsmache der Medien, die die Polizeiführung zwingen konnte, möglichst schnell ein Ergebnis zu präsentieren. Oder von John Balfour, der erneut jemanden um einen Gefallen bat und dabei ganz gehörig Druck ausübte. Wenn es ein schweres Verbreche aufzuklären galt, hatten sie früher in der Regel sieben Tag die Woche Zwölfstundenschichten geschoben, aber natürlich gegen angemessene Bezahlung. Doch neuerdings hatten die Politiker dem öffentlichen Dienst nicht nur den Geldhahn zugedreht, sondern auch noch die Zahl der Stellen zusammengestrichen. Tatsächlich hatte Wylie kaum je so viele glückliche Polizisten gesehen wie an dem Tag, als die Staats- und Regierungschefs des Commonwealth in Edinburgh getagt hatten. Hinterher hatten die Mitarbeiter der Polizei nämlich einen satten Überstundenzuschlag erhalten. Doch das lag nun schon einige Jahre zurück. Trotzdem gab es bis heute Kollegen, zu denen auch Silvers gehörte, die geradezu in Verzückung gerieten, wenn die Rede auf den damaligen Commonwealthgipfel kam. Als Silvers schließlich

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