Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
bloß...« Er hob die Schultern. »Vielleicht wäre eine Therapie nicht so schlecht.«
    Er war bemüht, witzig zu klingen, also bedrängte sie ihn nicht weiter.
    »Komm, gehen wir zurück«, sagte sie. »Verdammt kalt hier.«
    Unterwegs hakte sie sich bei ihm ein.

12
    Als Colin Carswell, der Vizechef der Lothian and Borders Police, an diesem grauen Dienstagvormittag am Gayfield Square auf dem Revier eintraf, wollte er Blut sehen.
    John Balfour hatte ihn angebrüllt, und Balfours Anwalt hatte ihm, wenn auch in einem professionellen, höflichenTon, ein paar Dinge unmissverständlich klar gemacht. Carswell war tief getroffen und brauchte unbedingt jemanden, an dem er seine Wut auslassen konnte. Der oberste Direktor der Lothian Police hielt sich bedeckt und durfte wegen seiner exponierten Stellung auf gar keinen Fall in die Schusslinie geraten. Diesen Schlamassel, dessen Details ihm erst am Vorabend zu Ohren gekommen waren, musste Carswell deshalb wohl oder übel alleine auslöffeln. Obwohl es der Aufgabe gleichkam, ein mit Granatsplittern und Glasscherben übersätes Gelände mithilfe eines Kehrblechs und einer Pinzette wieder in Ordnung zu bringen.
    Selbst bei der Staatsanwaltschaft hatten sich die besten Köpfe mit dem Problem befasst (nicht ohne Carswell darüber zu informieren, dass ihnen die Sache ziemlich schnurz war) und dann völlig unverblümt kundgetan, dass sie kaum eine Chance sahen, die Zeitung an der Veröffentlichung des Artikels zu hindern. Schließlich gab es nicht einen Beweis dafür, dass die Puppen oder der deutsche Student irgendetwas mit dem Mordfall Balfour zu tun hatten. Die meisten leitenden Ermittler waren sich sogar darin einig, dass ein solcher Zusammenhang - gelinde gesagt - höchst unwahrscheinlich war. Also würde sich auch kaum ein Richter der Auffassung anschließen, dass die von Holly geplante Veröffentlichung der erwähnten Details die Ermittlungsarbeit beeinträchtigen könnte.
    Balfour und sein Anwalt wollten wissen, weshalb die Polizei es nicht für nötig erachtet hatte, sie über die Puppen, den deutschen Studenten und das Internetspiel zu informieren.
    Der Chef der Lothian Police wollte von Carswell wissen, was dieser unter den gegebenen Umständen zu tun gedenke.
    Und Carswell selbst wollte Blut sehen.
    Der von Carswells Adlatus Inspektor Derek Linford gesteuerte Dienstwagen kam vor der Polizeistation zum Stehen, wo sich bereits zahlreiche Beamte eingefunden hatten. Sämtliche Polizeimitarbeiter, die mit dem Mordfall Philippa Balfour zu tun hatten, Polizeibeamte und Zivilfahnder, ja, sogar die Kriminaltechniker aus Howdenhall, waren dringend »ersucht« worden, an diesem Morgen auf dem Revier zu erscheinen. Infolgedessen herrschte in dem großen Besprechungsraum dichtes Gedränge, und die Luft war zum Schneiden. Draußen erholte sich der Morgen erst allmählich von den Graupelschauern der vergangenen Nacht, und auf dem Pflaster, auf dem Carswell in seinen lederbesohlten Schuhen wütend dem Eingang zustrebte, haftete noch immer ein Film kalter Feuchtigkeit.
    »Da kommt er ja«, sagte jemand. Linford, der Carswell den Wagenschlag aufgehalten hatte, schlug gerade die Tür zu und ging dann leicht hinkend wieder um den Wagen herum auf die Fahrerseite. Sofort setzte allgemeines Geraschel ein, und die Anwesenden legten die Boulevardzeitungen - alles dieselben, alle auf denselben Seiten aufgeschlagen -, zusammen und ließen sie diskret verschwinden. Dann betrat Hauptkommissa-rin Templer, die mit ihrem Outfit auf jede Trauerfeier gepasst hätte und dunkle Ringe unter den Augen hatte, als Erste den Raum. Sie flüsterte Chefinspektor Bill Pryde etwas ins Ohr. Der nickte bloß, riss ein Stück Papier von einem Notizblock und wickelte darin den Kaugummi ein, auf dem er bereits seit einer halben Stunde herumkaute. Als dann Carswell persönlich hereinstürmte, kam plötzlich Bewegung in die Versammlung, da die Beamten, ohne dass es ihnen selbst bewusst wurde, nochmals ihre Haltung korrigierten oder ihre Kleidung auf auffällige Flecken hin absuchten.
    »Sind wir vollzählig?«, rief Carswell. Kein »Guten Morgen«, kein »Danke, dass Sie gekommen sind«, kein einziges freundliches Wort. Templer nannte die Namen einiger Beamter, die wegen harmloser Erkrankungen nicht erschienen waren. Carswell nickte, schien sich für Templers Aufzählung allerdings nicht zu interessieren und ließ sie nicht mal ausreden.
    »Wir haben einen Maulwurf in unseren Reihen«, brüllte er so laut, dass es noch

Weitere Kostenlose Bücher