Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
diesen Umständen nicht mehr zu uns, Sie stehen auf der anderen Seite und machen sich zum Werkzeug eines schmierigen
Journalisten. So lange, wie er es will.« Es folgte ein endlos scheinendes Schweigen: Niemand hustete, niemand räusperte sich. Carswell schob die Hände in die Taschen, senkte den Kopf und schien seine Schuhe zu inspizieren. »Haupt-Kommissaren Templer?«, sagte er dann.
Gill Templer trat vor, und die Anspannung wich ein wenig von der Versammlung.
»Kein Grund in Ferienstimmung auszubrechen!«, rief sie. »Einer unserer Kollegen hat Interna an die Presse weitergegeben, und es geht jetzt vor allem um Schadensbegrenzung. Keiner von Ihnen spricht mit einem Journalisten, ohne sich vorher mit mir abzustimmen, verstanden?« Einige der Anwesenden taten murmelnd ihre Zustimmung kund.
Obwohl Templer weitersprach, hörte Rebus ihr nicht zu. Auch Carswell hatte er eigentlich nicht zuhören wollen, aber es war schwer gewesen, sich dessen Worten zu entziehen. Ein wirklich beeindruckender Auftritt. Sogar mit dem Bild des Maulwurfs war Carswell geschickt umgegangen, er hatte es so benutzt, dass es fast nicht lächerlich gewirkt hatte.
Rebus' Interesse hatte während Carswells Auftritt aber hauptsächlich den Kollegen gegolten: Gill und Bill Pryde standen so weit entfernt, dass ihr Unbehagen für ihn kaum noch spürbar war. Bills große Chance, sich hervorzutun. Gills erster spektakulärer Fall in ihrer neuen Position. Nur dass die beiden sich das vermutlich etwas anders vorgestellt hatten.
Nicht ganz so weit weg dann Siobhan, die dem Vize aufmerksam zuhörte und genau registrierte, was und wie er es sagte. Sie war wirklich enorm lernwillig. Dann Grant Hood: noch jemand, der alles zu verlieren hatte. Die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er hatte die Arme schützend vor der Brust verschränkt, stand da wie ein geprügelter Hund. Rebus wusste, dass Grant ganz schön in der Tinte saß. Bei einem solchen Desaster geriet natürlich zunächst mal der Pressesprecher unter Beschuss. Schließlich war er für den Kontakt mit den Medien zuständig: ein unbedachtes Wort; ein bisschen Gerede nach einem guten Essen und ein paar Gläsern Wein. Aber selbst wenn er persönlich nichts dafür konnte, ein guter Pressesprecher hätte trotzdem Mittel und Wege gefunden, die von Gill angesprochene Politik der »Schadensbegrenzung« ins Werk zu setzen. Mit mehr Erfahrung hätte er zum Beispiel gewusst, wie er sich so einen Journalisten gefügig machen konnte, selbst wenn er dafür einen Preis hätte entrichten müssen: zum Beispiel das Versprechen, dem Reporter bei nächster Gelegenheit...
Rebus überlegte, wie groß der Schaden sein mochte. Quizmaster wusste jetzt also schwarz auf weiß, was er vermutlich die ganze Zeit schon geahnt hatte: dass er es nicht nur mit Siobhan zu tun hatte, und dass sie ihre Kollegen auf dem Laufenden hielt. Obwohl sich von ihrem Gesicht nichts ablesen ließ, zweifelte Rebus nicht daran, dass sie schon überlegte, wie sie weiter vorgehen, wie sie die nächste Nachricht an Quizmaster formulieren sollte, falls der das Spiel überhaupt fortsetzen wollte... Dass Holly über die Särge vom Arthur's Seat Bescheid wusste, ärgerte Rebus nur deswegen, weil Jean in dem Artikel namentlich erwähnt und als »Sachverständige des örtlichen Museums« bezeichnet wurde. Ihm fiel ein, dass sich Holly hartnäckig an Jeans Fersen geheftet und sie immer wieder telefonisch behelligt hatte. Ob sie vielleicht versehentlich etwas gesagt hatte? Eigentlich konnte er es sich nicht vorstellen.
Rebus wusste genau, wem sie das alles zu verdanken hatten: Ellen Wylie, die nur ein paar Meter von ihm entfernt stand und ihn an einen ausgewrungenen Waschlappen erinnerte. Nicht mal richtig gekämmt hatte sie sich. In ihren Augen die nackte Verzweiflung. Während Carswells Rede hatte sie ständig zu Boden gestarrt und war selbst dann nicht aus ihrer Betäubung erwacht, als er mit seinen Ausführungen fertig war. Auch jetzt noch stand sie mit niedergeschlagenen Augen da und versuchte krampfhaft, sich aus ihrer Befangenheit zu befreien. Rebus wusste, dass sie am Vortag vormittags mit Holly telefoniert hatte, und zwar wegen dieses deutschen Studenten. Hinterher war sie wie benommen gewesen. Rebus hatte gedacht, dass sie wieder mal beleidigt war, weil man ihr diese Geschichte aufs Auge gedrückt hatte. Inzwischen war er klüger. Nach dem Besuch im Caledonian Hotel hatte sie sich mit Holly getroffen, entweder in seinem Büro oder
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