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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Grabstein gehockt hatte. Er blickte sich um und sah, dass sich der Friedhof allmählich leerte. Die Chauffeure traten ihre Zigaretten aus und rissen bereits die ersten Wagenschläge auf. Er konnte Siobhan nirgends entdecken, doch Carswell stand bereits neben Ranald Marr, und die beiden Männer unterhielten sich. Wobei das Gespräch in erster Linie darin bestand, dass Carswell das Wort führte und Marr nur immer wieder resigniert nickte. Dann streckte Carswell dem Freund der Familie Balfour die Hand entgegen, und Marr ließ seinen Autoschlüssel hineinfallen.
    Rebus war der Letzte, der das Gelände verließ. Einige der Limousinen wendeten gerade auf der engen Straße. Ein Traktor mit Anhänger musste warten. Rebus erkannte den Fahrer nicht wieder. Siobhan stand auf dem Seitenstreifen und hatte die Arme auf das Dach ihres Autos gestützt; sie schien es nicht sonderlich eilig zu haben. Rebus ging über die Straße und nickte ihr zu.
    »Habe ich mir schon gedacht, dass Sie hier auftauchen würden«, sagte sie nur. Rebus stützte sich mit einem Arm auf das Autodach. »Und haben Sie einen Anschiss gekriegt?«
    »Ich habe Gill gesagt, dass der Besuch einer Beerdigung nicht verboten ist.«
    »Und haben Sie Marrs Auftritt gesehen?«
    Rebus nickte. »Und was geschieht jetzt mit ihm?«
    »Carswell fährt ihn nach Junipers. Marr möchte kurz mit Balfour sprechen und ihm ein paar Dinge erklären.«
    »Was für Dinge?«
    »Das werden wir erst etwas später erfahren.«
    »Klingt nicht gerade, als ob er einen Mord gestehen will.«
    »Nein«, sagte sie.
    »Also, ich habe nachgedacht...« Rebus verstummte mitten im Satz.
    Sie wandte ihre Augen von dem Spektakel ab, das Carswell veranstaltete, der gerade versuchte, den Maserati auf der engen Straße zu wenden. »Ja?«
    »Das Stricture-Rätsel. Ist Ihnen dazu schon was Neues eingefallen?« Er überlegte, ob Stricture im Sinne von confinement, Einengung, gemeint sein könnte. Und wo herrschte größere Enge als in einem Sarg?
    Sie sah ihn erstaunt an und schüttelte den Kopf. »Nein, Ihnen?«
    »Ich habe mir überlegt, dass ›boxing‹ vielleicht damit zu tun hat, dass man Sachen in einer Box, einer Kiste verstaut.«
    »Hm.« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Möglich.«
    »Soll ich mir über die Lösung des Rätsels noch weiter den Kopf zerbrechen?«
    »Schaden kann's nicht.« Der Maserati raste die Straße entlang, weil Carswell nicht mit dem Gaspedal zurechtkam.
    »Stimmt.« Rebus blickte sie an.
    »Fahren Sie auch nach Junipers?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aufs Revier.«
    »Viel zu tun, was?«
    Sie nahm die Arme vom Dach des Wagens und schob die rechte Hand in die Tasche ihrer schwarzen Barbourjacke. »Ja, viel zu tun«, pflichtete sie ihm bei.
    Rebus bemerkte, dass sie den Autoschlüssel in der linken Hand hielt. Er versuchte zu erraten, was sich in ihrer rechten Jackentasche verbergen mochte.
    »Und seien Sie nicht leichtsinnig« sagte er.
    »Okay, wir sehen uns auf der Ranch.«
    »Da bin ich doch unerwünscht, schon vergessen?«
    Sie zog die Hand aus der Tasche und öffnete die Fahrertür. »Ach so, richtig«, sagte sie und stieg ein. Er beugte sich zu ihr hinab und sah sie durchs Fenster an. Sie lächelte knapp, und das war es auch schon. Rebus trat einen Schritt zurück, und
    dann setzte der Wagen sich in Bewegung, und die Reifen drehten durch, bis sie auf dem Asphalt schließlich Halt fanden.
    Sie hatte sich genauso verhalten, wie er es getan hätte, das heißt, einfach für sich behalten, was sie gefunden hatte. Rebus trabte zu seinem Auto hinüber und fuhr hinter ihr her.
    Als er in Falls an Bev Dodds' Haus vorbeikam, verlangsamte er das Tempo ein wenig. Er hatte eigentlich erwartet, sie auf der Beerdigung zu sehen. Ein paar Schaulustige hatten sich ja eingefunden. Allerdings waren die Gaffer bloß bis zu den Streifenwagen gekommen, die in beiden Fahrtrichtungen an der Straße postiert waren. Außerdem gab es, anders als an einem normalen Mittwoch, im ganzen Ort kaum einen Parkplatz. Bev Dodds hatte das provisorische Hinweisschild, mit dem sie früher Kunden in ihre Werkstatt gelockt hatte, seit kurzem durch ein auffälligeres und professionelleres ersetzt. Rebus gab wieder Gas, bis er weiter vorne Siobhans Wagen sah. Noch immer verwahrte er die Särge in der untersten Schublade seines Schreibtischs in der St. Leonard's Street. Und er wusste nur zu gut, dass Dodds die Kiste, die sie neben dem Wasserfall gefunden hatte, unbedingt zurückhaben wollte.

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