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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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war nicht das erste Mal, dass ein Verdächtiger sie hasserfüllt oder abweisend anstarrte, sogar Verrückte waren ihr schon untergekommen. Schließlich blickte Marr zu Boden und ließ resigniert die Schultern hängen.
    »Also«, sagte er, »da wäre noch etwas...«
    »Wir sind ganz Ohr, Mr. Marr«, sagte Bill Pryde, der aufrecht wie ein Kirchenältester in seinem Stuhl saß.
    »Ich... ich habe nicht die ganze Wahrheit über das Spiel gesagt, an dem Flip beteiligt war.«
    »Sie haben bislang noch kein einziges Mal die Wahrheit gesagt«, fiel Pryde ihm ins Wort, doch Gill besänftigte ihren empörten Kollegen durch einen Blick. Obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre, weil Marr Pryde ohnehin nicht zugehört hatte.
    »Ich habe nicht gewusst, dass es dabei um ein Spiel geht«, sagte er, »wenigstens zu Anfang nicht. Ich dachte, es sei nur eine simple Frage, ein Kreuzworträtsel oder so was.«
    »Dann hat sie Sie also bei einem der Rätsel um Ihre Hilfe gebeten?«
    Marr nickte. »Ja, bei dem Rätsel, in dem von The mason's dream die Rede ist, dem Traum des Maurers. Sie hat offenbar geglaubt, dass ich das sofort verstehe.«
    »Und was hat Flip zu dieser Annahme verleitet?«
    Er lächelte versonnen. »Sie hat mich völlig überschätzt. Sie war... Also, Sie haben ja keine Ahnung, was für ein Mensch Flip gewesen ist. Ich weiß: Sie haben in ihr auf den ersten Blick bloß ein verwöhntes junges Ding aus reichem Haus gesehen, ein junges Mädchen, das seine Studienzeit damit verbringt, sich ein paar Bilder anzuschauen, und anschließend jemand heiratet, der noch mehr Geld hat, als sie selbst.« Er schüttelte den Kopf. »Aber so war Flip überhaupt nicht. Beziehungsweise, das war vielleicht eine Seite von ihr, aber sie war eine sehr vielschichtige Persönlichkeit und jederzeit gut für eine Überraschung. Zum Beispiel dieses Rätselspiel. Zuerst war ich einigermaßen überrascht, als ich davon hörte, aber dann... So war Flip nun einmal. Sie konnte sich brennend für Sachen interessieren, eine richtige Leidenschaft für etwas entwickeln... Zum Beispiel ist sie jahrelang einmal in der Woche allein in den Zoo gegangen. Stellen Sie sich das mal vor: beinahe jede Woche, und ich habe das erst vor wenigen Monaten durch Zufall erfahren. Ich kam gerade aus einer Sitzung im Posthouse Hotel, da ist sie aus dem Zoo gekommen, der praktisch nebenan liegt. Verstehen Sie?«
    Obwohl Gill Zweifel hatte, ob sie das tat, nickte sie. »Und weiter?«, fragte sie. Doch anscheinend hatte sie durch ihre Frage die Magie des Augenblicks zerstört und Marr auf den
    Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wenigstens hielt er kurz inne und fuhr dann deutlich nüchterner fort.
    »Sie war...« Er öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder, ohne etwas zu sagen. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich möchte jetzt nach Hause, ich bin müde. Ich muss auch mit Dorothy reden.«
    »Sind Sie denn fahrtüchtig?«, fragte Gill.
    »Absolut.« Er holte tief Luft. Als er sie wieder ansah, standen Tränen in seinen Augen. »Mein Gott«, sagte er, »was habe ich da nur für ein Durcheinander angerichtet? Trotzdem würde ich es wieder tun, immer wieder und wieder, wenn ich nur noch einen dieser Augenblicke mit ihr erleben könnte.«
    »Proben Sie hier schon mal Ihren häuslichen Auftritt?«, sagte Pryde kühl. Erst jetzt begriff Gill, dass nur sie sich durch Marrs Geschichte hatte einlullen lassen. Pryde legte offenbar sogar Wert darauf, das nochmals zu unterstreichen. Wenigstens erschien vor seinem Mund eine Kaugummiblase, die er mit einem deutlich hörbaren Plopp zerplatzen ließ.
    »Mein Gott«, sagte Marr fast ehrfürchtig, »ich kann nur beten und hoffen, dass ich niemals so dickfellig werde wie Sie.«
    »Wer hat denn hier jahrelang die Tochter seines besten Freundes gevögelt? Verglichen mit mir könnten Sie doch leicht als echtes Krokoleder durchgehen, Mr. Marr.«
    Diesmal musste Gill ihren Kollegen am Arm nehmen und aus dem Vernehmungszimmer führen. Rebus schlich wie Banquos Geist durch die Räume in der St. Leonard's Street. Die Ermittler waren sich weithin einig, dass entweder Marr etwas zu verbergen hatte oder Claire Benzie, einer von beiden. Nur was?
    »Ohne Fleiß kein Preis«, murmelte Rebus, obwohl niemand in Hörweite war. Die Särge befanden sich noch in seiner Schublade, außerdem einige Unterlagen und ein gebrauchter Plastikbecher, den irgendeiner dort deponiert hatte, der zu faul gewesen war, nach einem Mülleimer zu suchen. Rebus ließ sich auf den

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