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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Wohnzimmer. Am Boden lag Jean, das Gesicht blut- und schleimverschmiert, das Haar schweißnass und ebenfalls blutgetränkt. Eines ihrer Augen war völlig zugeschwollen. Aus ihrem Mund rann rosafarbener Speichel.
    »O Gott«, sagte Rebus, ließ sich vor ihr auf die Knie nieder und versuchte den äußerlich sichtbaren Schaden abzuschätzen. Er wollte sie nicht berühren, hatte Angst, dass sie Knochenbrüche davongetragen hatte. Er wollte ihr keinesfalls noch mehr Schmerzen zufügen, als sie ohnehin schon auszustehen hatte.
    Auch Wylie war jetzt im Zimmer, versuchte sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Fast schien es, als ob die Hälfte von Devlins gesamter Habe auf dem Boden verstreut lag. Eine breite Blutspur, wo Jean Burchill mühsam entlanggekrochen war.
    »Rufen Sie einen Krankenwagen«, sagte Rebus mit bebender Stimme. Dann: »Jean, was hat der Kerl mit dir gemacht?« Er sah, wie ihr unverletztes Auge sich mit Tränen füllte.
    Wylie griff nach ihrem Handy. Während sie noch sprach, hörte sie plötzlich draußen auf dem Gang ein Geräusch: Ob der nervöse Nachbar hinter ihnen herspionierte? Sie steckte den Kopf durch die Tür, konnte aber nichts sehen. Dann nannte sie die Adresse und wies nochmals darauf hin, dass es sich um einen Notfall handelte, bevor sie das Gespräch beendete. Rebus hatte ein Ohr ganz nahe an Jeans Mund gebracht. Offenbar wollte sie ihm etwas sagen. Ihre Lippen waren angeschwollen, und ihre Zähne schienen derangiert.
    Rebus sah Wylie mit großen Augen an. »Sie will wissen, ob wir ihn erwischt haben.«
    Wylie kapierte sofort, was gemeint war, hechtete zum Fenster und zog die Vorhänge zur Seite. Unten überquerte Donald Devlin gerade die Straße. Er zog ein Bein nach und hielt seine blutende linke Hand gegen den Bauch gepresst.
    »Dreckskerl!«, kreischte Wylie und stürmte zur Tür.
    »Nein!«, brüllte Rebus. Er rappelte sich auf. »Der gehört mir.«
    Als er - zwei Stufen auf einmal nehmend - die Treppe hinunterrannte, begriff er plötzlich, dass Devlin sich in einem der anderen Zimmer versteckt und abgewartet hatte, bis sie im Wohnzimmer beschäftigt waren. Dann erst war er aus der Wohnung geflohen. Sah ganz so aus, als ob sie ihn gestört hatten. Rebus mochte gar nicht daran denken, was mit Jean passiert wäre, wenn Ellen Wylie und er nicht...
    Als er unten ankam, war von Devlin weit und breit nichts mehr zu sehen, doch die leuchtenden Blutspritzer auf dem Pflaster wiesen Rebus den Weg. Dann sah er plötzlich, wie der alte Mann die Howe Street Richtung St. Stephen Street überquerte. Rebus konnte den Abstand zwar verringern, doch dann knickte er auf dem holprigen Pflaster mit dem Fuß um. Devlins hohes Alter schien unter den gegebenen Umständen nicht viel zu besagen: Schließlich hatte er nichts mehr zu verlieren. Rebus hatte so etwas schon öfter erlebt. Und tatsächlich verlieh der Adrenalinstoß der Angst dem Professor ungeahnte Kräfte...
    Noch immer markierten Blutstropfen den Fluchtweg des alten Pathologen. Rebus lief jetzt langsamer, versuchte den verstauchten Fuß so wenig wie möglich zu belasten und sah im Geist immer wieder Jeans Gesicht vor sich. Er tippte eine Abfolge von Nummern in sein Handy, machte dabei einen Fehler und musste wieder von vorn anfangen. Als am anderen Ende jemand abhob, forderte er Verstärkung an.
    »Ich bleibe in der Leitung«, sagte er. Auf diese Weise konnte er sofort Bescheid geben, falls Devlin plötzlich in ein Taxi oder einen Bus steigen sollte.
    Weiter vorne sah er jetzt wieder Devlin, doch dann bog der Mann um die Ecke in die Kerr Street. Als Rebus dort ankam, war von dem Professor nichts mehr zu sehen. Weiter vorne die Deanhaugh Street und der Raeburn Place, wo es von Fußgängern und Fahrzeugen nur so wimmelte: der abendliche Berufsverkehr. Zwischen all den Passanten war es schwierig, die Spur zu verfolgen. Rebus überquerte an der Ampel die Straße und stand dann an der Brücke, die das Bett des Water of Leth überspannte. Es gab mehrere Möglichkeiten, wohin Devlin geflüchtet sein konnte, und auch von der Spur war nichts mehr zu sehen. Ob er am Hamilton Place wieder umgekehrt war? Als Rebus sich mit einem Arm auf das Geländer stützte, um sein Fußgelenk zu entlasten, blickte er auf den träge dahinfließenden Fluss hinunter.
    Und sah, wie Devlin dort unten auf dem Fußweg flussabwärts Richtung Leith rannte.
    Rebus gab seine Position per Telefon durch. Genau in dem Augenblick drehte Devlin sich um und sah ihn.

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