Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
- Tag und Nacht - erreichen. Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten: Wer Sie auch sein mögen und von welchen Motiven Sie sich auch leiten lassen. Falls jemand etwas über Flips Verbleiben weiß -am Ende dieser Sendung wird eine Telefonnummer eingeblendet. Ich will nur wissen, ob es ihr gut geht. Außerdem möchte ich die Zuschauer daheim vor den Fernsehgeräten bitten, sich Flip auf diesem Foto anzuschauen.« Wieder klickten die Kameras, als er jetzt ein Foto in die Luft hielt. Er bewegte das Bild langsam vor sich hin und her, damit es aus allen Perspektiven gut zu erkennen war. »Meine Tochter heißt Philippa Balfour, und sie ist gerade erst zwanzig. Falls Sie sie gesehen haben oder das auch nur für denkbar halten - bitte rufen Sie uns an. Vielen Dank.«
Einige Reporter brüllten irgendwelche Fragen in den Raum, doch David Costello war bereits aufgestanden und bewegte sich in Richtung Ausgang.
Abermals erklang Wylies Stimme: »Zu gegebener Zeit mehr... Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis...«Aber die Reporter ließen sich nicht abwimmeln. Dann erschien wieder John Balfour im Bild. Er wirkte relativ gefasst und hatte seine gefalteten Hände vor sich auf den Tisch gelegt. So saß er völlig starr an seinem Platz, während im Blitzlichtgewitter an der rückwärtigen Wand immer wieder sein Schatten erschien.
»Nein, ich kann Ihnen wirklich nicht...«
»Mr. Costello!«, brüllten die Journalisten. »Könnten Sie uns wenigstens...?«
»Detective Wylie!«, bellte eine andere Stimme, »können Sie uns etwas über mögliche Motive der Entführung sagen?«
»Noch wissen wir nichts über Motive.« Wylie klang nervös.
»Aber Sie gehen davon aus, dass es sich tatsächlich um eine Entführung handelt?«
»Nein, das... so habe ich das nicht gemeint.«
Auf dem Monitor war zu sehen, wie John Balfour die Fragen eines Reporters zu beantworten versuchte. Die Journalisten waren jetzt völlig außer Rand und Band.
»Und wie haben Sie es dann gemeint, Detective Wylie?«
»Also ich... also - ich habe nichts von einer Entführung...«
Und dann löste Gill Templers Stimme die von Ellen Wylie ab. Es war die Stimme der Autorität. Die Journalisten kannten sie schon lange, so wie sie ihrerseits die Journalisten kannte.
»Steve«, sagte sie, »Sie wissen doch ganz genau, dass wir über derartige Details keine Spekulationen anstellen. Falls Sie irgendwelche Unwahrheiten in die Welt setzen möchten, um die Auflage zu steigern, so ist das Ihre Sache, auch wenn es nicht eben von Mitgefühl für Philippa Balfours Angehörige und Freunde zeugt.«
Die nachfolgenden Fragen beantwortete ebenfalls Gill, die sich vorher Ruhe ausbat. Obwohl Wylie nicht im Bild zu sehen war, konnte Rebus sich lebhaft vorstellen, wie sie immer kleiner wurde. Siobhan zappelte wie nach einem Adrenalinstoß unruhig mit den Beinen. Balfour unterbrach Gill Templer und erklärte, dass er gern persönlich auf einige der angesprochenen Punkte eingehen wolle. Das tat er, ruhig und sachlich, und anschließend löste sich die Konferenz auf.
»Der Mann hat Nerven«, sagte Pryde, bevor er daranging, seine Truppe neu zu formieren. Es war höchste Zeit, die konkrete Ermittlungsarbeit wieder aufzunehmen.
Grant Hood kam auf Rebus zu. »Auf welchem Revier haben die Kollegen noch mal mehrheitlich auf Costello gewettet?«, fragte er.
»Torphichen Place«, entgegnete Rebus.
»Dann setze ich da auch drauf.« Er sah Rebus erwartungsvoll an, der keine Miene verzog. »Ach, Sie können mir doch nichts vormachen, Sir«, sprudelte es aus ihm heraus, »stand ihm doch ins Gesicht geschrieben.«
Rebus musste an sein nächtliches Gespräch mit Costello denken, an die Geschichte mit den Augen und wie Costello ihm direkt ins Gesicht gesehen hatte. Schauen Sie genau hin...
Hood drängte sich kopfschüttelnd an Rebus vorbei. Die Jalousien waren inzwischen wieder geöffnet und das kurze Sonnenintermezzo durch schwere graue Wolken beendet, die sich über die Stadt legten. Jetzt mussten sich die Psychologen mit der Videoaufzeichnung von Costellos Auftritt beschäftigen und nach versteckten Hinweisen Ausschau halten, nach einem kurzen Aufflackern der Wahrheit. Doch Rebus betrachtete ihre Bemühungen mit erheblicher Skepsis. Plötzlich stand Siobhan vor ihm.
»Interessante Veranstaltung, was?«, sagte sie.
»Also nach meinem Empfinden ist Wylie nicht unbedingt die geborene Pressesprecherin«, erwiderte Rebus.
»Man hätte sie doch gar nicht erst da hinsetzen dürfen. Ihr erster
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