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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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öffentlicher Auftritt und dann gleich ein solcher Fall. Kommt mir fast so vor, als ob man sie absichtlich den Löwen zum Fraß vorgeworfen hat.«
    »Dann hat Ihnen Wylies Auftritt also nicht gefallen?«, fragte er hinterhältig.
    Sie starrte ihn an. »Für blutrünstige Sportarten hab ich nichts übrig.« Sie wollte schon gehen, überlegte es sich dann aber anders. »Mal ehrlich - wie fanden Sie denn den Auftritt?«
    »Sie haben völlig Recht: interessante Veranstaltung. Sehr interessant sogar.«
    Sie lächelte. »Dann ist es Ihnen also auch aufgefallen?«
    Er nickte. »Costello hat ständig ›wir‹ gesagt, der Vater dagegen immer nur ›ich‹.«
    »Als ob Flips Mutter mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun hätte.«
    Rebus sah sie nachdenklich an. »Vielleicht lässt sich daraus aber auch nur schließen, dass Mr. Balfour mit einem etwas übersteigerten Selbstwertgefühl ausgestattet ist.« Er hielt inne. »Wäre doch eigentlich nichts Ungewöhnliches bei einem Investmentbanker? Und - was macht der Computerkram?«
    Sie lächelte - der Ausdruck »Computerkram« verriet ziemlich genau, wie wenig Rebus von Festplatten und Ähnlichem verstand. »Hab mich an ihrem Passwort vorbeigemogelt.«
    »Und was heißt das?«
    »Das heißt, dass ich mir ihre neuesten E-Mails ansehen kann, wenn ich erst mal wieder an meinem Schreibtisch sitze.«
    »Und die älteren?«
    »Schon erledigt. Obwohl wir natürlich nicht feststellen können, was sie alles gelöscht hat.« Sie sah ihn nachdenklich an. »Wenigstens nicht, soweit ich weiß.«
    »Aber werden denn solche E-Mails nicht in irgendeinem... Zentralcomputer gespeichert?«
    Sie lachte. »Sie meinen einen von diesen Riesencomputern, die ein ganzes Zimmer ausfüllen. Die gibt es schon lange nicht mehr - das war mal in den Spionagefilmen der Sechzigerjahre.«
    »Tut mir Leid.«
    »Macht doch nichts. Für jemanden, der FAQ für eine schottische Freimaurerloge hält, schlagen Sie sich ganz gut.«
    Sie traten in den Gang hinaus. »Ich fahr jetzt wieder in die St. Leonard's Street. Soll ich Sie mitnehmen?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Bin selbst mit dem Wagen da.«
    »Na gut.«
    »Scheint übrigens so, als ob wir HOLMES bei den Ermittlungen in Anspruch nehmen können.«
    Von dieser neuen Technik hatte Rebus schon mal gehört: die HOcheffiziente-Lothian-MEta-Suchmaschine. Es ging dabei um ein Softwaresystem, das man mit Informationen füttern konnte, die unter allen nur denkbaren Gesichtspunkten mit bereits gespeichertem Material verglichen wurden. Durch dieses Verfahren ließ sich der Prozess der Datensammlung und - auswertung erheblich beschleunigen. Offenbar ge-noss der Fall Philippa Balfour inzwischen höchste Priorität in Edinburgh, anders ließ sich der Einsatz des Computersystems nicht erklären.
    »Stellen Sie sich mal vor, das Mädchen taucht plötzlich wieder auf, und es zeigt sich, dass sie nur eine kleine Einkaufsorgie veranstaltet hat«, sagte Rebus nachdenklich.
    »Das wäre eine große Erleichterung«, sagte Siobhan ernst. »Nur, dass ich nicht daran glaube - Sie etwa?«
    »Nein«, sagte Rebus leise. Dann zog er los, um sich noch etwas zu essen zu besorgen, bevor er erneut aufs Revier fuhr. Wieder an seinem Schreibtisch, blätterte er in den Akten und konzentrierte sich dabei vor allem auf den familiären Hintergrund. John Balfour war Inhaber einer Privatbank, die sich seit inzwischen drei Generationen im Familienbesitz befand. Bereits seit der Gründung Anfang des 20. Jahrhunderts war das Unternehmen am Charlotte Square in Edinburgh ansässig. In den Vierzigerjahren hatte Philippas Urgroßvater die Bank an den Großvater des jungen Mädchens übergeben, der die Leitung des Instituts seinerseits erst in den Achtzigerjahren in die Hände seines Sohnes John Balfour gelegt hatte. Philippas Vater hatte sofort eine Dependance in London eröffnet und sich fortan geschäftlich vornehmlich in der britischen Hauptstadt engagiert. Deshalb hatte Philippa zunächst eine Privatschule in Chelsea besucht. Erst nach dem Tod ihres
    Großvaters Ende der Achtziger jähre war die Familie wieder nach Edinburgh gezogen, wo das Mädchen dann auch die Schule abschloss. Das Familienanwesen Junipers lag ungefähr in der Mitte zwischen Gullane und Haddington. Es handelte sich um ein herrschaftliches Haus mit einem vier Hektar großen Park. Rebus überlegte, wie Balfours Ehefrau Jacqueline sich dort fühlen mochte. Elf Schlafzimmer, fünf Salons... und ein Ehemann, der sich pro

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