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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sich. »Anwesende natürlich ausgenommen.« Rebus schwieg, damit sie sich ihren Frust von der Seele reden konnte. »Glauben Sie, dass der Mensch auch nur eine Silbe gesagt hätte«, schimpfte sie, »wenn er es mit zwei Polizistinnen zu tun gehabt hätte?«
    »Würde vermutlich davon abhängen, wie man mit ihm umgeht.«
    Hawes sah ihn wütend an. Obwohl sie sich Mühe gab, souverän zu erscheinen, war ihr ihre Gekränktheit deutlich anzumerken.
    »Gehört nun mal zu unserem Job«, fuhr Rebus fort, »dass wir so tun müssen, als ob wir jeden mögen und uns für alles interessieren, was uns die Leute erzählen.«
    »Der Mann hat mich...«
    »...genervt? Mich auch. Dieses aufgeblasene Geschwätz. Aber so ist er nun mal. Trotzdem darf man sich nichts anmerken lassen. Gut möglich, dass er ursprünglich gar nichts sagen wollte, weil er seine Beobachtung für unwichtig gehalten hat. Doch dann hat er es sich plötzlich anders überlegt, und zwar um es Ihnen zu zeigen.« Rebus lächelte. »Gut gemacht. Kommt nicht allzu häufig vor, dass ausgerechnet ich den ›net-ten Bullen‹ spiele.«
    »Aber der Mann hat mich nicht nur genervt«, gestand Ha-wes.
    »Sondern?«
    »Er war mir irgendwie unheimlich.«
    Rebus sah sie an. »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja - dieses Alter-Kumpel-Getue mit Ihnen hat mich zwar geärgert, weil ich die ganze Zeit außen vor war. Aber dieser Zeitungsausschnitt...«
    »Sie meinen den Zeitungsbericht an der Wand?«
    Sie nickte. »Den fand ich unheimlich.«
    »Na ja, immerhin ist er Pathologe«, sagte Rebus. »Die haben ein dickeres Fell als unsereins.«
    Sie überlegte kurz und lächelte dann.
    »Was ist denn?«, fragte Rebus.
    »Ach, nichts«, sagte sie. »Als wir uns von Devlin verabschiedet haben, ist mir aufgefallen, dass in seinem Esszimmer unter dem Tisch ein Puzzleteil lag.«
    »Und Sie haben nichts gesagt?«, führte Rebus ihren Gedanken lächelnd zu Ende. »Ausgezeichnetes Auge, aus ihnen wird noch mal...«
    Dann drückte er auf den Klingelknopf, und die beiden brachten wieder ihr Dienstgesicht in Stellung. Die Pressekonferenz fand in der Zentrale statt - mitsamt einer Liveschaltung zum Garfield Square. Irgendwer versuchte mit einem Taschentuch Fingerabdrücke und Fettflecken vom Fernsehbildschirm abzuwischen, während andere die Jalousien herunterließen, weil plötzlich die Wolkendecke aufgerissen und die Sonne zum Vorschein gekommen war. Alle Stühle waren besetzt, und die Beamten hockten in Zweier- und Dreierformationen an den Schreibtischen. Einige genehmigten sich einen verspäteten Mittagsimbiss und aßen belegte Brote und Bananen. Tee- und Kaffeetassen sowie Getränkedosen standen auf den Schreibtischen. Alle sprachen mit gedämpfter Stimme. Allerdings konnte sich der Mensch, der in der Zentrale die Polizeikamera bediente, auf einiges gefasst machen. »Ungefähr wie mein Achtjähriger mit der Videokamera...« »Hat wahrscheinlich zu oft Blair Witch Project gesehen...« Tatsächlich vollführte die Kamera die merkwürdigsten Schwenks, zeigte mal die Füße der versammelten Polizeiprominenz und Medienleute, dann plötzlich irgendwelche Stuhllehnen oder lediglich die Beine oder Oberkörper.
    »Hat noch gar nicht angefangen«, ließ sich eine besonnenere Stimme vernehmen. Tatsächlich: Die Fernsehanstalten bauten ihre Kameras gerade erst auf, und das geladene Publikum - hauptsächlich Journalisten mit Handy am Ohr -nahm eben erst die Plätze ein. In dem allgemeinen Stimmengewirr war kaum ein Wort zu verstehen. Rebus stand im hinteren Teil des Zimmers, eigentlich zu weit weg vom Fernseher, trotzdem blieb er, wo er war. Neben ihm stand ein sichtlich erschöpfter Bill Pryde, der sich alle Mühe gab, nicht so auszusehen. Trost suchend hielt er sein Klemmbrett gegen die Brust gepresst und warf nur hier und da einen wirren Blick darauf, als ob neue Anweisungen wie von Zauberhand auf ihm erscheinen würden. Durch die geschlossenen Jalousien drangen einzelne Sonnenstrahlen in den Raum, sodass plötzlich - sonst unsichtbare - Staubpartikel in der Luft tanzten. Rebus fühlte sich seltsam an die Kinobesuche seiner Kindheit erinnert - jene erwartungsvolle Spannung, die von ihm Besitz ergriffen hatte, wenn der Filmprojektor zu surren begann und der Film anfing.
    Auf dem Fernsehschirm war jetzt zu sehen, wie das Publikum in der Zentrale allmählich zur Ruhe kam. Rebus kannte den seelenlosen Raum, der ausschließlich für Seminare und Pressekonferenzen genutzt wurde. An der Stirnseite stand ein lang

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