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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Arbeiten registriert hatte.
    »Überwiegend frühe Sachen«, sagte sie in einem bemüht abschätzigen Ton. »Eigentlich hebe ich die Arbeiten nur noch aus sentimentalen Gründen auf.« Als sie erneut ihr Haar zurückstrich, klirrten an ihren Handgelenken zahlreiche Armreife und -bänder.
    »Sie sind sehr schön«, sagte er. Dann kredenzte sie ihm in einer schweren Tasse aus der blauen Serie den angekündigten Tee, während er sich im Zimmer umsah, jedoch nirgends einen Sarg oder eine Puppe entdecken konnte.
    »In der Werkstatt«, sagte sie, als ob sie abermals seine Gedanken gelesen hätte. »Wenn Sie möchten, kann ich die Sachen holen.«
    »Oh ja, bitte«, sagte er. Also stand sie auf und ging aus dem Zimmer. Rebus fühlte sich irgendwie eingesperrt. Der Tee verdiente seinen Namen nicht - offenbar irgendeine Öko-Kräutermischung. Rebus war schon fast entschlossen, den Inhalt seiner Tasse in eine der Vasen zu kippen, doch dann kramte er sein Handy hervor und schaute nach, ob er eine Nachricht erhalten hatte. Das Display war völlig tot, kein einziges Symbol. Vielleicht die dicken Steinwände. Entweder das, oder aber Falls lag in einem Funkloch. Er hatte schon mal gehört, dass es so etwas in East Lothian noch geben sollte. In dem Zimmer gab es nur ein kleines Bücherregal: hauptsächlich Kunst und Kunsthandwerk, außerdem ein paar Bände zum Thema Hexe nkult. Rebus griff sich eines der Bücher und blätterte darin.
    »Weiße Magie«, sagte die Stimme hinter ihm. »Hat was mit dem Glauben an die Kraft der Natur zu tun.«
    Rebus stellte das Buch zurück und drehte sich um.
    »Da wären wir«, sagte Bev. Sie trug den Sarg wie bei einer feierlichen Prozession. Rebus tat einen Schritt nach vorne, und sie streckte ihm den Sarg entgegen. So behutsam, wie er spürte, dass sie es von ihm erwartete, nahm er das Objekt. Gleichzeitig schoss es ihm durch den Kopf: Die ist nicht ganz dicht. Das ist doch alles ihr Werk! Doch dann richtete er sein Augenmerk auf den Sarg aus dunklem Holz, altes Eichenholz vielleicht, der von einigen schwarzen Nägeln zusammengehalten wurde. Rebus fühlte sich an Teppichstifte erinnert. Der Erbauer der Kiste hatte die kleinen Bretter zwar sorgfältig ausgemessen und gesägt, sie an den Rändern sogar mit Schmirgelpapier geglättet, doch sonst völlig unbehandelt gelassen. Das ganze Ding war etwa zwanzig Zentimeter lang. Um die Arbeit eines professionellen Schreiners konnte es sich allerdings keinesfalls handeln. Das sah sogar Rebus, der eine Feile nicht von einem Hobel unterscheiden konnte. Und dann nahm sie den Deckel ab, blickte ihn mit weit aufgerissenen starren Augen an und wartete auf seine Reaktion.
    »Ursprünglich war der Sarg zugenagelt«, erklärte sie. »Ich habe ihn aufgestemmt.«
    In dem Behältnis lag eine mit Musslinfetzen bekleidete kleine Holzpuppe mit einem runden ausdruckslosen Gesicht und seitlich angelegten Armen. Jemand hatte dilettantisch daran herumgeschnitzt und an manchen Stellen mit dem Stechbeitel tiefe Furchen in das Holz gegraben. Rebus versuchte, die kleine Figur aus der Kiste zu nehmen, konnte sie allerdings in dem engen Behältnis mit seinen ungeschickten Fingern nicht richtig zu fassen bekommen. Deshalb drehte er den Sarg einfach um und ließ die Puppe in seine geöffnete Hand fallen. Sein erster Impuls war, das Musselinkleidchen der Puppe mit den übrigen Textilien in dem Salon zu vergleichen, aber er musste feststellen, dass es keine offenkundige Übereinstimmung gab.
    »Der Stoff ist noch ganz neu und sauber«, flüsterte sie. Er nickte. Richtig: Der Sarg konnte sich unmöglich sehr lange draußen befunden haben. Jedenfalls nicht lange genug, um Feuchtigkeit oder Schmutz aufzunehmen.
    »Ich hab ja schon so einiges gesehen, Bev...«, sagte Rebus gedankenverloren. »Ist Ihnen an dem Wasserfall sonst noch was aufgefallen?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich komme jeden Tag auf meinem Spaziergang dort oben vorbei.« Sie berührte den Sarg. »Aber außer dem kleinen Sarg habe ich nichts bemerkt...«
    »Vielleicht Fußspuren?«, fing Rebus an, verfiel jedoch wieder in Schweigen. Darauf hatte sie bestimmt nicht geachtet. Doch sie hatte schon eine Antwort parat.
    »Jedenfalls hab ich keine gesehen.« Sie riss den Blick von dem Sarg los und sah Rebus an. »Ich hab nämlich extra darauf geachtet, weil mir sofort klar war, dass der Sarg nicht aus dem Nichts dort hingekommen sein konnte.«
    »Gibt es hier im Dorf jemanden, der sich auf Holzarbeiten versteht?

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