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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sei es nur, dass ein Beamter neben dem Telefon hockte. Von außen war eine solche Polizeipräsenz allerdings nicht zu erkennen. Das Haus ging auf einen, beiderseits von Blumenbeeten eingefassten, gepflegten Rasen hinaus. Auf der Rückseite des Hauptgebäudes schien sich eine Pferdekoppel anzuschließen. Autos oder Garagen waren nirgends zu sehen. Offenbar waren sie ebenfalls auf der Rückseite des Gebäudes untergebracht. Rebus konnte sich nicht vorstellen, wie irgendjemand in einer derart abweisenden Umgebung ein glückliches Leben führen konnte. Fast schien es ihm, als ob das Haus potenziellen Gästen mit vorwurfsvoll gefurchter
    Stirn entgegenblickte, um sie von vornherein zu warnen, dass allzu große Ausgelassenheit oder gar schlechte Manieren hier unerwünscht seien. Rebus fragte sich, ob Philippas Mutter sich in dem Gemäuer nicht wie ein Ausstellungsstück in einem verrammelten Museum vorkam. Plötzlich erschien an einem Fenster im oberen Stock ein Gesicht, das jedoch sofort wieder verschwand. Er glaubte schon f st an Einbildung. Doch kurz
    a darauf wurde die Eingangstür aufgerissen. Eine Frau eilte die Treppe herunter und rannte ihm auf dem Kiesweg entgegen. Wegen ihrer wild flatternden Haare konnte er ihr Gesicht nicht erkennen. Als sie plötzlich stolperte und zu Boden stürzte, lief er ihr entgegen, um ihr behilflich zu sein. Doch sie rappelte sich sofort wieder auf, ohne ihre aufgeschürften Knie, an denen noch kleine Kieselsteine hafteten, auch nur eines Blickes zu würdigen. Vor ihr auf dem Weg lag ein schnurloses Telefon. Sie hob es auf.
    »Verschwinden Sie!«, kreischte sie. Als sie sich das Haar aus dem Gesicht strich, sah er, dass es Jacqueline Balfour war. Kaum hatte sie die abweisenden Worte hervorgestoßen, als sie ihren Ausbruch offenbar schon wieder bereute und Rebus besänftigend die Hände entgegenstreckte. »Verzeihen Sie, tut mir Leid... Sagen Sie uns doch bitte nur, was Sie von uns wollen.«
    Jetzt erst begriff er, verstand, dass die zutiefst verzweifelte Frau ihn für den Entführer ihrer Tochter hielt.
    »Mrs. Balfour«, sagte er und streckte ihr seinerseits die geöffneten Hände entgegen, »ich bin von der Polizei.« Irgendwann hörte sie schließlich auf zu weinen. Die beiden saßen draußen auf den Stufen, so als ob sie vermeiden wollte, dass das Haus erneut Besitz von ihr ergriff. Sie erging sich pausenlos in Entschuldigungen, und Rebus wiederholte ein ums andere Mal, dass es an ihm sei, sich bei ihr zu entschuldigen.
    »Das war gedankenlos von mir«, sagte er, »ich habe nicht daran gedacht, dass vielleicht jemand zu Hause ist.«
    Dabei war sie nicht einmal allein zu Hause. Als eine uniformierte Polizistin oben in der Tür erschien, schickte Jacqueline Balfour die Frau entschlossen weg: »Gehen Sie.« Rebus' Frage, ob er sich ebenfalls entfernen solle, beschied sie hingegen bloß mit einem Kopfschütteln.
    »Sind Sie gekommen, um mir etwas mitzuteilen?«, fragte sie und wollte ihm schon sein völlig durchnässtes Taschentuch zurückgeben: Tränen: Tränen, die er verursacht hatte. Als er erklärte, dass sie das Taschentuch behalten könne, faltete sie es sorgfältig zusammen, entfaltete es dann wieder und begann die ganze Prozedur dann wieder von vorn. Offenbar hatte sie die Schürfwunden an ihren Knien noch immer nicht bemerkt. Sie saß einfach da, den Rock zwischen die Beine geklemmt.
    »Nein, nichts Neues«, sagte er leise. Als er alle Hoffnung aus ihrem Blick schwinden sah, fügte er noch hinzu: »Möglich, dass wir unten im Dorf auf eine Spur gestoßen sind.«
    »Im Dorf?«
    »Ja, in Falls.«
    »Was für eine Spur?«
    Plötzlich wünschte er, dass er erst gar nicht davon angefangen hätte. »Kann ich im Augenblick noch nicht genau sagen.« Eine Standardausrede, die in diesem Fall bestimmt nicht helfen konnte. Wenn sie die Sache auch nur mit einem Wort ihrem Mann gegenüber erwähnte, wäre der natürlich sofort am Telefon und würde von der Polizei eine Auskunft verlangen. Und sollte ihr Mann - ganz wider Erwarten - auf einen solchen Anruf verzichten oder Rebus ihr den merkwürdigen Fund verschweigen, dann gab es ja schließlich noch die Medien...
    »Hat Philippa Puppen gesammelt?«, fragte Rebus.
    »Puppen?« Jacqueline machte sich wieder an dem schnurlosen Telefon zu schaffen und drehte es in der Hand hin und her.
    »Da hat jemand unten am Wasserfall eine Puppe gefunden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, keine Puppen«, sagte sie leise, als ob sie plötzlich wünschte,

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