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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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exklusiven Geschmack. Die hässliche Bude war mit wenigen, aber erlesenen Bauhaus-Möbeln bestückt. Neben dem Eames-Lounge-Chair, in dem Niklas saß, stand eine Corbusier-Liege. Zudem gab es noch einige andere Stücke, deren Designer Howela nicht identifizieren konnte, die aber aus derselben Periode stammten und allesamt nicht nach Kopien aussahen. Clarissas Geld finanziert also nicht nur Morde, sondern auch Möbel, schoss es Howela durch den Kopf.
    »Einen wunderschönen guten Abend, Herr Howela. Verstehen Sie, wieso Sie sich jetzt in einer misslichen Lage befinden und nicht ich?«, eröffnete Niklas die Konversation.
    Howela vermutete, dass es keine erfreuliche für ihn werden würde. »Mein Hacker ist in ein offenes Scheunentor gelaufen.«
    »So ist das im Wilden Westen. Es gibt immer einen, der schneller zieht. Rafael Jürgens hatte richtig Freude an Ihrem Trottel. Er ist ihm vertrauensvoll durchs extra für ihn angelegte Labyrinth gefolgt, bis die Ratte in der Falle saß. Die Ratte sind in diesem Fall Sie.«
    »Schon klar. Und jetzt?« Howela blieb nach außen hin souverän. Innerlich jedoch tobte er, weil er sich wie ein Anfänger hatte schnappen lassen. Er war zu sicher gewesen, zu überheblich. Arroganz hatte schon vielen das Genick gebrochen. Er fragte sich ernsthaft, ob er die seine überleben würde. Zurzeit waren seine Karten schlecht gemischt.
    Auf dem Wohnzimmertisch begann Howelas Handy stumm zu tanzen. Vibrationsalarm. Niklas griff danach und sah auf das Display. Grinsend ging er ran. »Hallo, Clarissa … Ja, da staunst du! … Nein, tut mir leid, aber dein dicklicher Liebhaber kann im Moment nicht so gut sprechen … Was?«
    Niklas schien von Clarissa etwas zu erfahren, was ihm nicht gefiel. Seine Miene verdüsterte sich kurz. Das selbstbewusste Lächeln war jedoch schnell wieder zurück. Howela fragte sich, wann die Arroganz endlich Niklas das Genick brechen würde.
    »Dann hatten die Bullen doch endlich mal eine konstruktive Idee!«, kommentierte er Clarissas Gekeife auf der anderen Seite der Leitung. Howela konnte zwar kein Wort von Clarissa verstehen, aber dass sie auf Hundertachtzig war, drang durch. »Machst du dir Sorgen um mich? Das wäre echt süß von dir … Nein? Wie egoistisch! Aber so kenne ich dich … Ach, das weiß ich noch nicht so genau, lass dich überraschen. Du, ich will jetzt nicht zu lange plaudern, das wäre unhöflich meinem Gast gegenüber … Gut, ich will mal nicht so sein. Ich halte ihm den Hörer ans Ohr, denn er hat gerade die Hände nicht frei. Du kannst ihm kurz ›Auf Wiedersehen‹ sagen. Obwohl …« Niklas lachte kurz auf. »Sag lieber einfach und schlicht ›Good bye‹.«
    Howela begriff, wie schlecht seine Karten gemischt waren. Es blieb ihm nur eine einzige Chance: Clarissa wusste, wo er war. Er hatte ihr die Adresse gegeben. Sie brauchte nur die luxemburgische Polizei zu informieren. Dann würde es hier innerhalb von zwanzig Minuten von Bullen wimmeln.

Düsseldorf.
    Clarissa legte auf und erlitt zum ersten Mal in ihrem Leben eine Art Nervenzusammenbruch. Dabei war der Zeitpunkt denkbar ungünstig. Sie stand im Garten der Villa des »Aglaia«-Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Roth. Mit zittrigen Fingern steckte sie das Handy zurück in ihre mit Swarowski-Kristallen bestickte Clutch-Bag. Nie zuvor hatten ihre Finger oder sonst etwas an ihr so sehr gezittert. Sie fühlte sich plötzlich fremd in ihrem Körper, der ein von ihr unkontrollierbares Eigenleben führte. Die Lippen kribbelten, ihr Herzschlag rauschte rhythmisch in den Ohren, ihr wurde heiß, gleichzeitig fröstelte sie. Clarissa schalt sich eine unbeherrschte Kuh, atmete tief durch und ließ den Blick zur Entspannung durch den Garten schweifen. Frau Roth hatte das weitläufige Gelände von einem Landschaftsarchitekten im englischen Stil anlegen lassen. Es sah hübsch aus. Das Arrangement der Stauden und Wildkräuter zwischen Moosen und Gräsern wirkte sehr natürlich. Die wenigen Blühpflanzen waren farblich sehr geschickt aufeinander abgestimmt, ergänzten sich Ton in Ton oder bildeten harmonische Kontrapunkte. Clarissa fragte sich, ob sie vielleicht ihr Penthouse verkaufen sollte. Sie könnte in ein schönes Haus am Stadtrand einziehen. Ihren Job aufgeben. Sich zenmäßig in Gartenarbeit vertiefen. Ihr ganzes Leben ändern …
    Clarissa schüttelte energisch den Kopf über ihre lächerlichen Fluchtphantasien. Sie würde jetzt ins Esszimmer gehen, in dem ein opulentes Essen vorbereitet war. Ein

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