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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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der Hand zum zweiten Mal bei »Living Angels« auftauchte, beschäftigten sich Svensson und sein Computerbeauftragter gerade mit dem großflächigen Löschen von Dateien. Natürlich vermutete Christian, dass als Erstes genau die Daten verschwunden waren, die er so dringend sehen wollte. Danach hatten sie bis spät in die Nacht auf dem Polizeipräsidium das beschlagnahmte Material durchgearbeitet. Oberstaatsanwältin Zeiner half tatkräftig mit. Sie wurde sehr schnell fündig. Es gab jede Menge Beweise für Gesetzesübertretungen bei »Living Angels«. Frau Zeiner war erleichtert, denn sie wusste, dass ihr Durchsuchungsbeschluss auf wackligen Füßen gestanden hatte. Die Ergebnisse rechtfertigten ihre Vorgehensweise. Christian jedoch hielt nichts in seinen Händen.
    Übermüdet saß er mit Petra Rahnberg im plüschigen Speisesaal des Münchner Hotels beim Frühstück. Sybille hatte ihnen am Vortag zwar angeboten, in der Weininger-Villa zu übernachten, doch beide hatten dankend abgelehnt. Martha Weiningers Verkniffenheit hätte ihnen den Tag schon beim ersten Schluck Kaffee vergällt.
    Petra hingegen war ausgeruht und entspannt, soweit die Umstände das zuließen. Den gestrigen Nachmittag hatte sie im Wellness-Bereich des Hotels verbracht, um für ein paar Stunden abzuschalten. Danach hatte sie lange mit Jochen Kratz telefoniert, der ungeduldig in Berlin saß und nach neuem Material für seine Reportage über den »Herzensbrecher« gierte. Er konnte es kaum erwarten, mit der Fülle seiner Informationen endlich an die Öffentlichkeit zu gehen, hielt sich jedoch strikt an die Abmachungen mit Christian.
    »Was ist mit der Vermutung, Schmitt könnte unter falschem Namen bei ›Living Angels‹ arbeiten oder gearbeitet haben?«, fragte Petra, während sie sich saftige Melonenstücke von der Schale löste.
    Christian köpfte sein Ei. »Alle Angestellten, die vom Alter her infrage kommen, werden überprüft. Der erste Vergleich zwischen den Passbildern der Angestellten und dem von Schmitt macht mir allerdings keine große Hoffnung, dass wir fündig werden.«
    Petra sah ihn enttäuscht an: »Und was hat die ganze Aktion dann gebracht?«
    »Nur die Ruhe. Das Material ist längst nicht ausgewertet. Außerdem warte ich auf eine Zusammenfassung von Daniel.«
    »Deinem Hacker? Was kann der denn tun? Du hast gesagt, vom Elite-Programm sind nur noch Sybille, Madame Lacour, Frau Jacob und ich als Kundinnen erfasst. Du glaubst doch nicht, dass wir die Einzigen waren?«
    »Ich habe Daniel direkt nach unserem ersten Besuch bei Svensson grünes Licht gegeben. Bis zu unserem zweiten Besuch und der Beschlagnahme sind ungefähr drei Stunden verstrichen. Ich hoffe sehr, dass Daniel einige Daten kopieren konnte, bevor Svensson und sein Gehilfe mit den Löscharbeiten begonnen haben.«
    »Ich finde es unglaublich, dass Svensson das Leben der anderen Kinder durch sein Schweigen gefährdet!«
    »Er wusste, wenn herauskommt, dass ›Living Angels‹ gegen das Embryonenschutzgesetz verstößt, kann er den Laden dichtmachen.« Christian grinste: »Das macht jetzt Staatsanwältin Zeiner für ihn. Vielleicht zeigt sich der Herr Professor nun etwas kooperativer. Er hat nicht mehr viel zu verlieren. Wenn Frau Zeiner die für eine Anklage relevanten Fakten zusammengestellt hat, will sie mit ihm reden. Vielleicht bietet sie ihm einen Deal an. Noch gibt es Hoffnung, dass Svensson ein Einsehen hat und mit der Sprache rausrückt.«
    »Und einen weiteren Mord verhindert.«
    »Vielleicht könnten wir diesem Schmitt eine Falle stellen …«
    Erschrocken sah Petra auf: »Du würdest eine junge Frau als Lockvogel benutzen?«
    »Die Gefährdung wäre kontrollierbar. Ich bevorzuge die schnellste Methode, den Kerl zu fassen. Nicht die sicherste.«
    Die beiden frühstückten schweigsam zu Ende. Danach begaben sie sich in den Innenhof des Hotels auf eine Zigarette. Es nieselte, der Himmel war schiefergrau. Sie stellten sich unter eine Kastanie, die Schutz vor dem feinen Regenschleier bot.
    »Ich war damals dreiunddreißig Jahre alt und die jüngste Professorin an der Humboldt«, begann Petra plötzlich zu erzählen. »Alles lief bestens. Seit vier Jahren lebte ich mit einem Kollegen zusammen. Ich fand, es war der richtige Zeitpunkt für ein Kind. Er sah das anders. Nach monatelangen, zermürbenden Auseinandersetzungen über eine gemeinsame Zukunftsplanung packte er seine Sachen und zog aus. Ich habe mich in das Elite-Programm bei ›Living Angels‹ eingekauft. Und

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