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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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hatte keine Ahnung von Schleifen und Festplatten. Aber er kannte Clarissa. Sie hatte damals im Rahmen ihres Studiums der Biochemie auch Seminare bei ihm belegt. Nie hatte er eine bessere Studentin gehabt. Dass sie in die Kosmetikbranche gegangen war, erschien ihm wie ein Verrat an der Wissenschaft. Seitdem hatten sie nur noch sporadisch Kontakt gehabt. Aber er kannte sie gut genug, um aus ihrer Stimme herauszuhören, dass sie gewaltig unter Druck stand. Also versprach er ihr, alles genau so zu tun, wie sie gesagt hatte. Wegen ihrer Aufgebrachtheit verschwieg er dabei, dass die Akte »Wedekind« schon Anfang Februar gelöscht worden war. Allerdings nicht von ihm oder in seinem Auftrag, sondern von einem unbekannten Hacker, dem es gelungen war, in ihren Zentralcomputer vorzudringen. So viel zu seiner Datensicherheit. Sonst war damals allerdings nichts gelöscht worden. Allein schon deswegen war Svensson klar, dass Clarissa Wedekind irgendetwas mit den Vorgängen zu tun hatte, die ihm seinen heutigen Tag vermiesten.
    Gleich darauf rief er den Computerfachmann von »Living Angels« zu sich und befahl ihm, die Akten des Elite-Programms zu löschen ebenso wie eine Vielzahl anderer, von denen er jetzt sofort eine Liste machen würde. Svensson sah zwar keine Gefahr, dass die Polizei so schnell wieder bei ihm auftauchen würde, aber sicher war sicher. Er begann mit der mühsamen Arbeit, eine Liste aller Fälle zu erstellen, bei denen er gegen das Embryonenschutzgesetz verstoßen hatte. Es würde endlose Stunden dauern.
    Sie hatten noch nicht einmal die Hälfte gelöscht, als Udo Zeiner und Christian Beyer mit jeder Menge uniformierter Beamte und einem Durchsuchungsbeschluss wieder in Svenssons Büro standen. Svensson konnte nur noch zusehen, wie Computer, Akten und Karteien abtransportiert wurden. Und in den Kisten sein Lebenswerk und seine wissenschaftliche Reputation endgültig begraben wurden.

Luxemburg.
    Howela parkte seinen Mietwagen auf einem Waldparkplatz am ausgefransten Rand eines Kaffs etwa fünfzehn Kilometer vor der Stadt Luxemburg. Konzentriert besah er sich das hochauflösende Satellitenfoto von der Gegend, das er mitgebracht hatte. Wenn er etwa dreihundert Meter westlich durch das Wäldchen ging, musste er auf der anderen Seite bei seinem Ziel ankommen. Howela wuchtete seinen massigen Körper aus dem Sitz, schloss das Auto ab und machte sich auf den Weg. Es war drückend heiß. Schon nach hundert Metern war sein Hemd durchgeschwitzt. Er sehnte sich nach der Klimaanlage im Wagen. Aber er konnte nicht riskieren, sich mit dem Auto zu nähern. Laut seiner Satellitenkarte stand das Haus weitab von den nächsten Nachbarn. Ein sich näherndes Auto hätte Aufmerksamkeit erzeugt. Falls jemand zu Hause war.
    Nach einem kurzen Spaziergang trat Howela am westlichen Waldrand aus dem kühlenden Schatten wieder hinaus in die Sonne. Auch hier wurde der Forst von einem nicht asphaltierten Weg begrenzt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Weges stand in einer Entfernung von etwa achtzig Metern das Holzhaus, das er suchte. Es war umgeben von brachliegenden Feldern, die keinerlei Deckung boten für eine unauffällige Annäherung. Also musste Howela warten, um herauszufinden, ob sich jemand im Haus befand.
    Zwei Stunden lang beobachtete er das Holzhaus. Nichts geschah. Während Howela sich in Geduld übte, hing er zufrieden seinen Gedanken nach. Da konnte sich dieser arrogante Pisser Rafael Jürgens in seinem Frankfurter Knast noch so viel auf seine Computerkünste einbilden. Howelas Hacker, der unter dem Decknamen »Smash« arbeitete, hatte alle Firewalls und sonstige Barrieren durchbrochen und in Parkinsons Laptop den Pfad zu einem Computer gefunden, von dem aus Niklas Schmitt unter diversen Namen und Absendern seine Mails in die Welt schickte. Auf diesem Computer war eine zwei Monate alte Konversation mit einem luxemburgischen Kabelanbieter abgespeichert. Darin beschwerte sich ein Nicolas Boucher, dass er immer noch nicht freigeschaltet wäre in seinem luxemburgischen Haus. Smash hatte nicht ohne Selbstzufriedenheit vermeldet, dass der Einbruch in den Computer ein hartes Brot gewesen sei. Auch auf der Gegenseite waren Profis am Werk, die den Zugang mit ausgeklügelten Sicherheitssystemen, Viren und Nebelbomben erschwert hatten. Doch schließlich fand Smash ein Schlupfloch. Von da an war es relativ einfach gewesen. Howela fühlte sich bestätigt. Mochten die Zeiten noch so modern, der Mensch noch so mobil und die

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