Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
Vom Netzwerk:
Clarissa ist Evelyn Koppers Schwester und damit Sarahs Tante! Bin ich gut?«
    Christian bat Daniel, nicht gleich abzuheben und legte auf. Nachdenklich ging er zurück zu Petra Rahnberg, die inzwischen ihre dritte Kippe rauchte.
    »Ich muss nach Düsseldorf. Kommst du mit?«
    »Ich würde gerne. Zu Hause in Berlin fällt mir nur die Decke auf den Kopf, und Kratz stresst mich. Aber wäre das denn okay? Wegen deiner Freundin … Wenn ich mich nicht irre, hast du eben am Telefon was von ›eifersüchtig‹ gesagt.«
    Christian registrierte, dass Petra Rahnberg ein ausgezeichnetes Gehör besaß. »Vergiss das. Du könntest mir unterwegs erzählen, was du bei deinem Besuch in Reutlingen mit Evelyn Kopper besprochen hast.«
    »Nicht viel. Sarah ist natürlich gezeugt. – Wieso willst du nach Düsseldorf?«
    »Es gibt eine Verbindung von Sarah zu den anderen. Und die führt über eine Clarissa Wedekind aus Düsseldorf. Sie ist das fehlende Glied in der Kette zwischen Sarah und den ›Living Angels‹!«
    Petra musste hinter Christian hereilen, denn der war schon mit langen Schritten auf dem Weg zurück ins Hotel. Er wollte so schnell wie möglich einen Zug nach Düsseldorf besteigen. Fliegen lohnte sich nicht für die kurze Strecke, fand er. Sie würden maximal zwei Stunden sparen. Dafür setzte er nicht sein Leben aufs Spiel.
    Als Christian sein Zimmer betrat und sein Gepäck zusammenklaubte, ging eine SMS auf seinem Handy ein: »Kommissar Beyer, Sie und Ihre Truppe scheinen nicht völlig verblödet zu sein. Aber geben Sie sich keine allzu große Mühe, mich zu suchen. Ich werde zu Ihnen kommen. Ganz in Ihre Nähe. Näher, als Ihnen lieb ist, das verspreche ich. Der ›Herzensbrecher‹.«

Düsseldorf.
    Die ersten hundertfünfzig Kilometer war die Sicht durch Schlieren getrübt. Regentropfen prasselten vom grau bedeckten Himmel und wurden durch die Geschwindigkeit des ICEs in fast waagerechten Miniwasserstraßen über die Fensterscheiben des Großraumwagens gepeitscht. Die Welt hinter diesem Filter aus Feuchtigkeit wirkte wie ein verwischtes schlammig-grünes Sumpfloch.
    Christian und Petra fuhren erster Klasse. Normalerweise begnügte sich Christian mit der zweiten, um sich nicht dem Vorwurf der Verschwendung von Steuergeldern auszusetzen. Aber wie so oft war die zweite Klasse überfüllt von labernden Müttern mit schreienden Kindern, von Jugendlichen, die mit kaum gedämpfter Lautstärke Ballerspiele auf ihren Laptops und Gameboys spielten, und von Bundeswehrsoldaten in Kompaniestärke, die übers Wochenende nach Hause fuhren, um sich zwei Tage lang richtig zu besaufen. Womit einige schon im Zug begannen. Christian hatte sich mit Petra im Schlepptau durch zwei Waggons gekämpft, war über Militärsäcke geklettert und Kinderwagen, und hatte schließlich festgestellt, dass er immer mehr zum Misanthropen wurde. Die Vorstellung, mit all diesen Menschen für Stunden eingepfercht zu sein, sich ihren Geräuschen und Gerüchen auszusetzen, verursachte ihm schlechte Laune. Er musste Petra nicht zu dem Kategoriewechsel beim Bahnfahren überreden. Ihr schien es ähnlich zu gehen. Die erste Klasse war zwar auch gut besetzt, bot aber die Möglichkeit, einen einigermaßen angenehmen Abstand zu den Mitreisenden zu wahren.
    Kurz nachdem sie in München losgefahren waren, bekam Christian einen Anruf von Daniel. Christian hatte schon vom Hotel aus die SMS vom »Herzensbrecher« mit der Bitte um Zurückverfolgung an ihn weitergeleitet. Das Ergebnis enttäuschte: Die Nachricht war angeblich von einem öffentlichen Internetcafé in Südafrika abgeschickt worden. Da war ein Profi der Verschleierung am Werk gewesen. Vermutlich der Gleiche, der im Januar ins Datennetz von »Living Angels« eingebrochen war. Der Täter hatte also nicht dort arbeiten müssen, um an die Daten zu kommen. Wieder eine Sackgasse.
    Genervt rief Christian bei »Aglaia« an, um Clarissa Wedekind zu sprechen. Nach einigen Zwischenstationen drang er bis zu ihrer Assistentin, einer Tanja Sowieso, durch. Mit dem Verweis auf Frau Doktor Wedekinds übervollen Schedule bot sie Christian einen Termin für Donnerstag in zwei Wochen an. Christian verwies auf seine bundesweiten Kompetenzen und bot im Gegenzug an, seine Düsseldorfer Kollegen zu informieren. Sie könnten Frau Doktor Wedekind ganz offiziell und unverzüglich mit dem Polizeiwagen und einer Vorladung in der Firma abholen, um sie aufs Präsidium zu geleiten, wo sie dann warten dürfe, bis er in ein paar Stunden

Weitere Kostenlose Bücher