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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Belanglosigkeiten, um den fehlenden Beziehungsalltag wenigstens zu simulieren. Sie wollte am Abend Karen bekochen. Karen hatte nach ihrem Straßburg-Aufenthalt einige Tage freigenommen und für eine ausgedehnte Shoppingtour in Paris genutzt. Jetzt war sie zurück und begierig, Anna ihre neue Schuhsammlung zu zeigen. Christian interessierte sich herzlich wenig für Karens Schuhe. Er bat Anna, ihm doch lieber das Täterprofil zusammenzufassen.
    Sie kam seiner Bitte nach: »Wie du weißt, habe ich mich wegen der Spiegel gefragt, ob der Täter seinen Opfern die Pflicht zur Selbsterkenntnis vor Augen hält oder ob er vielleicht sein Selbstbild projiziert. Ich vermute inzwischen, es ist eine etwas unausgegorene Mischung aus beidem. Er hält die Mädchen aufgrund ihrer künstlichen Zeugung für Freaks, Monster, Menschmaschinen. Darauf weist er mit den Ablieferungsorten der Leichen hin und mit dem Dynamo, den er der Französin eingepflanzt hat. Er nimmt ihnen die Herzen, um das Menschliche aus ihnen zu entfernen und auf das Maschinelle hinzudeuten. Das könnte bedeuten, dass er ›künstlich hergestellte‹ Wesen hasst und vom Erdboden tilgen will. Weil er sie nicht als human betrachtet und das sowohl ihnen selbst als auch uns, der Gesellschaft, klarmachen will. Seine Präsentation der Leichen ist offensiv und sucht Publikum. So weit, so gut. Die Decknamen, die der Mörder wählt, weisen für mich aber auf etwas anderes hin. Unser Frankenstein ist nicht der Schöpfer, sondern das Geschöpf. Das Geschöpf Frankensteins trägt denselben Namen wie sein Schöpfer, einen eigenen hat es nicht bekommen. Ein Detail, das mit verantwortlich ist für die Suche nach der eigenen Identität. Letztlich sind sie eins. Ich glaube, der Mann, hinter dem du her bist, sieht sich selbst als Monster und sucht eine Gefährtin. Wie Frankensteins Monster. Eine, die ihm möglichst ähnlich ist, denn eine ›normale‹ Frau würde ihn, den Homunkulus, nicht lieben können. Ich glaube, dein Mann ist selbst im Reagenzglas gezeugt worden. Dass er nur Frauen auswählt, die über ›Living Angels‹ geboren wurden, könnte den Schluss zulassen, dass auch er dort herstammt. Leider sind die Männer, die aus dem Elite-Programm entstanden sind, gelöscht bis auf einen. Aber den hat Daniel schon überprüft. Der ist erst sechzehn.«
    »Na toll«, entfuhr es Christian.
    »Es ist nur eine Spekulation von mir. Eine recht vage sogar. Er könnte auch aus einem anderen Labor kommen. Wie du weißt, gibt es inzwischen Millionen künstlich gezeugter Menschen beiderlei Geschlechts. Vielleicht liege ich aber auch komplett falsch. Du solltest diesen Professor Svensson noch mal richtig unter Druck setzen. Oder den Computerfuzzi, der für ihn gelöscht hat.«
    »Der hat nur Anweisungen ausgeführt und Dateien gelöscht, die mit Nummern und Codes gekennzeichnet waren. Von den Inhalten weiß er nichts.«
    »So ein Pech! Ich schicke dir mein Täterprofil per Mail zu. Am besten an Kommissar Zeiner, oder?«
    »Ja, bitte. Und an Volker, Herd und Petra Rahnbergs Mailadresse, die hast du ja. Wir sind nämlich noch im Hotel, und hier gibt es W-Lan. Ich könnte es also gleich lesen. Petra hat ihren Laptop dabei.«
    »Schläfst du mit ihr?«, fragte Anna unvermittelt.
    Christian lächelte: »Sie ist eine scharfe Braut, die Frau Professor, aber nein. Anna, ich liebe dich! Und es gefällt mir, dass du eifersüchtig bist.«
    »Bin ich überhaupt nicht!«
    Im Hintergrund hörte Christian Daniel triumphierend aufschreien.
    »Ich gebe dir Daniel, der hat was gefunden. Ich liebe dich auch. Bis bald.« Anna reichte den Hörer an Daniel weiter.
    »Chefe, ich bin der Größte! Ich wusste es! Also, pass auf! Dieser Svensson hat ein paar Daten löschen können, aber was ganz Billiges, Blödes hat er vergessen: Telefonverbindungen! Als du mir grünes Licht für meine kleine Recherche gegeben hast, rief Svensson fast gleichzeitig die einzige externe Nummer für diesen Tag an. Also sofort, als ihr aus der Tür raus wart. Muss dringend gewesen sein. Ich habe die Nummer gecheckt. Eine Clarissa Wedekind in Düsseldorf. Der Name kam mir verdammt bekannt vor. Also hab ich ihn gerade durch unser gesammeltes Material gejagt. Bingo! Ich hab ihn gleich zwei Mal gefunden: Wedekind ist die Geschäftsführerin von ›Aglaia‹, diesem Kosmetikkonzern, über den der Entführer von Haltern am See den Wagen angemietet hat. Und weißt du, wie Sarah Koppers Mutter Evelyn mit Mädchennamen heißt: Wedekind. Diese

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