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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Nerven. Ihm ging alles auf die Nerven. Er wollte weg hier. Sein schlechtes Gewissen trieb ihn an den Rand des Wahnsinns. Niemals hätte er Karen als Lockvogel benutzen dürfen. Niemals hätte er eine so durchsichtige Falle gegen einen Gegner bauen dürfen, der sich als äußerst intelligent und planend erwies. Christian wartete sekündlich auf den Anruf, dass Karens Leiche irgendwo gefunden worden war. Aufgeknüpft an Seilen und mit herausgerissenem Herzen. Als sein Handy tatsächlich klingelte, bekam er fast einen Infarkt. Aber laut Display war es Jochen Kratz, die Nervensäge von der Berliner Zeitung. Christian hatte keine Lust, mit jemandem zu reden. Doch er hatte Lust, jemanden anzuschreien. Also ging er ran.
    »Hören Sie, Beyer, ich stehe hier unten auf der Straße vor dem Bürogebäude und weiß nicht, wo ich klingeln soll. Die Düsseldorfer Kripo hat mir gesagt, dass Sie hier sind. Lassen Sie mich rein, schnell, oder es gibt ein Unglück!«
    Irritiert schickte Christian Patrick nach unten, um Kratz abzuholen. Woher, verdammt noch mal, wusste der Journalist, dass er in Düsseldorf war?
    Kratz sparte sich eine Begrüßung. Er war aufgeregt: »Was ich jetzt tue, tue ich nur, um Schlimmeres zu verhindern. Ich folge Petra Rahnberg seit Tagen. Bis hierher. Mir sagt ja sonst keiner was! Die Rahnberg wird mich vierteilen, aber es geht nicht anders. Sie steht unten an einer Häuserecke mit den anderen Müttern. Sybille, die Französin und diese Kopper. Alle versammelt. Und der Hölle Rache kocht in ihren Herzen! Sie wollen mit Koppers Hilfe bei der Wedekind eindringen und die fehlenden Infos aus ihr herausholen. Koste es, was es wolle. Die Weininger hat sogar eine Knarre dabei!«
    »Ja, ist das denn …?« Christian verschlug es die Sprache. Er würde die Frauen in der Luft zerreißen und einzeln … Ihm fiel vor Ärger und Fassungslosigkeit nicht ein, was er mit ihnen noch alles anstellen wollte.
    Kratz begleitete ihn auf die Straße. Auch Hannes kam mit. Christian erteilte ihm Schießbefehl, »falls eins von den durchgeknallten Weibern Widerstand leisten sollte«. Sie konnten die Frauen gerade noch vor Clarissa Wedekinds Wohnhaus abfangen und den Tross auf die gegenüberliegende Straßenseite umlotsen. Wenig später standen sie zu siebt in dem engen Aufzug des Bürogebäudes und fuhren hinauf. Petra Rahnberg trat Kratz gegen das Schienbein, sodass er aufschrie.
    Christian fuhr ihn an: »Ich will keinen Ton hören! Keinen einzigen! Von niemandem!«
    Als sie oben waren, grinste Patrick ihnen amüsiert entgegen. Er hatte die Aktion über das Fernglas beobachtet. Christian beauftragte Hannes, in der Zentrale anzurufen und einen ausreichend großen Zivilwagen zu bestellen, der die fünf abholen und über Nacht verwahren sollte.
    »Wieso mich auch?«, fragte Kratz verblüfft.
    »Klappe«, sagte Christian. Er hatte die Nase gestrichen voll.
    »Und unter welchem Vorwand sollen wir die Hübschen einsperren?«, fragte Hannes.
    Christian sah ihn nur scharf an.
    »Verstehe. Behinderung einer Polizeiaktion, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Exhibitionismus, Sodomie, was weiß ich.«
    Die Frauen protestierten mit keinem Wort.
    Hannes war noch nicht am Telefon, als Patrick sich zu Wort meldete. »Christian, ich bin mir nicht sicher, aber eben ist drüben das Licht im Schlafzimmer kurz angegangen. Wenn ich mich nicht irre, war da plötzlich noch ein zweiter Mann. Also eine dritte Person.«
    Christian riss ihm das Fernglas aus der Hand. Er konnte nichts sehen. Alles war wieder dunkel. »Sicher?«
    »Nein, Herrgott noch mal, ich sagte doch, dass ich mir nicht sicher bin!«
     
    Patrick hatte recht. Nach einer schnellen Nummer auf dem Sofa waren Howela und Clarissa ins Schlafzimmer gegangen. Clarissa war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Howela sie wieder weckte. Er rüttelte unsanft an ihrem Oberarm: »Aufwachen, meine Schöne, du hast Besuch!«
    Clarissa blickte verständnislos ins Halbdunkel. Vor ihr standen zwei Schatten, ein kleiner und ein großer. Instinktiv machte sie das Licht an. Niklas grinste auf sie herab. Howela schaltete das Licht wieder aus und wandte sich an Niklas: »Dieser Beyer ist in der Stadt. Er hängt Clarissa dicht am Arsch. Also lass das Licht aus, und mach schnell.«
    »Was soll das?«, rief Clarissa entsetzt. »Erschieß ihn, Thomas!«
    »Das werde ich nicht tun.« Howela lächelte Clarissa kalt an: »Und ich werde auch nicht die Polizei rufen, um dir zu helfen.

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