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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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unweigerlich explodieren. Der Flug hatte seine Nerven schon genug zerschlissen.
    »Frau Professor«, begann Volker mit seinem geheimnisvoll dunklen Blick. Er sah Frau Rahnberg unverwandt in die Augen. Sein Lächeln verschwand, und zurück blieb das Dunkel, in dem schon viele Zeugen die Fassung verloren hatten. Volker war dafür berühmt, selbst Steine zum Sprechen zu bringen, auch wenn niemand wusste, wie genau er das anstellte. »Ich will Ihnen den gebührenden Respekt erweisen, gleichzeitig aber auch die Distanz bitte ein wenig aufheben dürfen. Es sei denn, diese Distanz hilft Ihnen beim Kontrollieren Ihrer Trauer. Und Wut. Und Verzweiflung. Wenn wir uns gegenseitig helfen wollen, den Mörder Ihrer Tochter zu finden, dann müssen wir uns vertrauen.«
    »Müssen wir das?« Frau Professor Rahnbergs standfestes Selbstbewusstsein trudelte langsam in die Tiefe von Volkers Blick.
    Christian bewunderte seinen Kollegen einmal mehr für dessen einfühlsames und verlogenes »wir«. Volker konnte einfach gut mit Frauen. Obwohl er seit Jahren allein lebte. Aber möglicherweise lag es genau daran. Volkers Geduld wurde nicht auf der Streckbank des Alltags überdehnt.
    Frau Rahnberg nickte nachdenklich und schwieg ein paar Sekunden. Die Stille im Raum war fast greifbar. Dann räusperte sich Frau Rahnberg: »Wie kann ich Ihnen helfen? Was kann ich tun?« Volker hatte im Schnelldurchlauf »Der Widerspenstigen Zähmung« aufgeführt. Zumindest fürs Erste.
    »Wir waren in München, weil dort im April ein Mord begangen wurde, der dem an Ihrer Tochter außerordentlich ähnelt. Es ist im Bereich des Möglichen, dass es sich um den gleichen Täter handelt.«
    Christian stimmte Volker zu: »Wir müssen überprüfen, ob es eine wie auch immer geartete Verbindung Ihrer Tochter zu dem Opfer in München gab. Dabei ist wichtig, dass wir genauestens über ihr Umfeld Bescheid wissen, über ihre Kontakte und ihre Lebensgewohnheiten.«
    »Wie heißt das Opfer in München?«, fragte Petra Rahnberg leise.
    »Mira«, sagte Volker. »Sie war zwei Jahre älter als Catrin. Mehr darf ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.«
    »Fragen Sie die Mutter von Mira nach einem Thorsten.«
    »Wer ist das? Was wissen Sie über diesen Thorsten?« Christian erinnerte sich nicht, dass in den Münchner Akten der Name erwähnt wurde.
    »Viel zu wenig. Den Nachnamen kenne ich nicht. Meine Tochter hat mir vor etwa einer Woche von ihm erzählt. Sie hat ihn auf dem Campus kennengelernt und war begeistert von ihm. Er war neu in der Stadt und sollte im Fachbereich Geowissenschaften als Dozent anfangen. Kommissar Striebeck hat das schon überprüfen lassen. Es war eine Lüge. Wie vieles andere wohl auch.«
    »Was hat Ihre Tochter noch von ihm erzählt?«
    »Alles, was sie wusste. Ich war eine innige Vertraute für Catrin.« Nun schimmerte doch eine Anflug von Tränen in Frau Rahnbergs Augen. »Dieser Thorsten … Groß, schlank, sehr attraktiv, sehr männlich … Wenn meine Tochter groß sagt, meint sie mindestens einen Meter fünfundachtzig. Schöne gepflegte Hände, schwarze Haare, blaue Augen, höflich, charmant, klug … Sie ist zweimal mit ihm ausgegangen, leider weiß ich nicht, wohin. Vorgestern Abend wollte sie zu mir zum Essen kommen. Sie kam nicht. Zuerst dachte ich, sie hat ein aufregendes Rendezvous. Mit diesem Thorsten. Aber sie hat sich nicht gemeldet, um abzusagen. War nicht erreichbar. Das passte nicht zu ihr. Catrin ist ein sehr zuverlässiger Mensch.«
    »Hatte Catrin vielleicht eine Freundin, die diesen Thorsten mal mit ihr gesehen haben könnte?«
    »Ich habe sie schon alle angerufen. Leider nein. Catrins ehemals beste Freundin hat ihr den letzten Lover ausgespannt. Seitdem ist … war Catrin eher zurückhaltend beim Vorstellen ihrer neuen Eroberungen.«
    »Was ist mit Catrins Vater?«, fragte Christian. Er wusste nicht wieso, aber Frau Professor war ihm plötzlich sympathisch. Vielleicht weil sie nun hinter ihren Schutzwall aus kühler Arroganz blicken ließ.
    Frau Rahnbergs kurzfristig verletzlich wirkende Miene verschloss sich jedoch schnell wieder. »Ich bin geschieden. Mein Mann lebt seit elf Jahren mit seiner neuen Familie in Neuseeland. Er hat keinerlei Kontakt zu Catrin.«
    Kurz darauf verabschiedete sich Professor Rahnberg. Sie hatte nichts Wesentliches mehr hinzufügen können. Sie steckte die Handynummern von Christian und Volker ein und ging.
     
    Christian, Volker und Herd fuhren zu ihrem Hotel in Charlottenburg. Es war ein

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