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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Und: Kannte auch Mira einen Thorsten?«
    »Ich kümmere mich morgen darum«, sagte Volker.
    »Wieso kennt er sich so gut aus, und wo bekommt er seine Chemikalien her?«, wollte Karen wissen.
    »Wo präpariert er die Leichen? In seiner Wohnung? Hat er eine in Berlin und eine in München? Das wäre eher ungewöhnlich, oder?«, fragte Herd.
    »Vielleicht in einem Hotel?«, stellte Karen zur Debatte.
    »Kein Mensch bestellt sich eine solch riesige Holzkiste in ein Hotelzimmer. Viel zu auffällig«, gab Volker zu bedenken.
    »Wo kriegt man solche Holzkisten? Bei Speditionen.« Herd machte ein paar Notizen in ein kleines Buch, das er stets bei sich trug.
    »Wie sucht er seine Opfer aus? Zufällig? Wohl kaum, dazu sind sich die beiden zu ähnlich. Zwar nicht äußerlich, aber vom Profil her«, sinnierte Christian.
    »Besteht eine Verbindung zwischen den Opfern? Gibt es eine vordeliktische Täter-Opfer-Verbindung, und wenn ja, welche?«, fragte Volker.
    Christian mochte diese Art von knappem Brainstorming. Sein Team war schnell, erfahren und aufeinander eingespielt. Nur Anna fehlte. Oder Pete. Ein Profiler eben. Christian hätte das vor einem oder zwei Jahren noch ganz anders gesehen. Aber die letzten Fälle hatten ihn eines Besseren belehrt. Serienkiller zeichneten sich immer durch eine kranke Psyche aus. Das Motiv zu verstehen hieß, dem Täter ein entscheidendes Stück näherzurücken.
    Christian überlegte laut: »Was bedeutet der Spiegel, den das Münchner Opfer in der Hand hielt? Die Spiegelscherbe bei der Berlinerin? Was bedeuten die Sätze, die bei den Opfern lagen? Was will er damit sagen?«
    Herd nickte. »Daniel sitzt dran und recherchiert. Ein erstes, vorläufiges Ergebnis zu der Nachricht in Berlin hat er mir schon gesimst.« Herd klickte auf seinem Handy herum und las vor: »›Das dritte Geschlecht‹ bezeichnet Intersexualität, bzw. Transsexuelle. Hermaphroditen, Kastraten in Europa, Eunuchen in Indien … Hilft das? Details und Historie später per Mail. Daniel. – Er hat also bislang noch nicht mehr herausgefunden als Striebecks Leute und ich bei unserem ersten Surf im Internet. Ziemlich mager.«
    »Aber eine Richtung. Das würde zu den Lieferadressen passen: die Freakshow und das Horrorkabinett. Zu der Aufmachung der Leichen passt es auch. Durch die Komplettrasur sahen beide Frauen nicht mehr sehr weiblich aus.«
    Herd nickte: »Sie hatten was Androgynes, auch durch den weißen Puder, das stimmt. Sie sahen aus wie unheimliche Puppen. Hatten die beiden Mädchen was mit Transsexualität oder Transsexuellen zu tun? In den Münchner Akten steht nichts. Und unser Berliner Opfer scheint ja, zumindest nach bisherigem Erkenntnisstand, das übliche heterosexuelle Liebesleben geführt zu haben.«
    »Wenn es um so was geht, warum operiert er ihnen dann das Herz heraus? Das Herz ist nichts Geschlechtsspezifisches. Sexuelle Übergriffe gab es auch nicht«, gab Karen zu bedenken.
    »Vielleicht ist er impotent. Ein Eunuch«, mutmaßte Volker.
    Die vier schwiegen und tranken synchron von ihren Bieren.
    Christian räusperte sich: »Eine andere Frage haben wir auch noch nicht ausgesprochen: Wann und wo wird er wieder zuschlagen? Denn das wird er.«
    Erneutes Schweigen und synchrones Trinken. Zumindest in dem Punkt war man sich einig.
    »So viele Fragen«, sagte Volker.
    »Und so wenige Antworten.« Herd sah betrübt in sein halb leeres Glas.
    »Außer, dass er jung ist, groß, schlank, attraktiv und anscheinend unter falschem Namen als falscher Akademiker durch die Unis tourt«, ergänzte Volker.
    »Das ist nicht viel«, meinte Herd.
    »Aber mehr als nichts. Es ist ein Anfang«, sinnierte Christian und trank sein Bier aus.

Luxemburg.
    Niklas stand in der Küche und ließ heißes Wasser ins Nirosta-Spülbecken laufen. Dann legte er die OP-Klammern, Messer und Skalpelle ins Wasser. Er trug rosa Gummihandschuhe. Er mochte den Geruch der Gummihandschuhe nicht sonderlich, er war banal. Aber nur mit den Handschuhen konnte er in das fast kochende Wasser fassen. Gründlich reinigte er alles Metall vom getrockneten Blut und klebenden Gewebeteilchen. Dann desinfizierte und polierte er seine Werkzeuge, bis sie wieder blinkten und mit keiner noch so modernen Technik Spuren eines Kontakts mit einem menschlichen Körper nachgewiesen werden konnten. Seine Gründlichkeit war keine reine Sicherheitsmaßnahme. Niklas mochte es sauber. Er mochte es perfekt. In seinem CD-Player lief Tom Waits’ Song »Dead and lovely«. Darin ging es um

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