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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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studierte.
    Die Freundschaft zu den beiden ist erwähnenswert, da sie vermutlich noch andauert und Niklas S. in seinen aktuellen Aktivitäten möglicherweise Unterstützung durch diese Freunde erfährt. Das Zusammentreffen der jungen Männer vereinigte außergewöhnliche Fähigkeiten. Alle drei wurden von ihrer Umgebung übereinstimmend als hochintelligent und äußerst skrupellos beschrieben.
    Der reiche Anthony Parkinson, verwöhnter Spross einer adligen Familie aus dem britischen Bath, nutzte sein Kunststudium als Ausbildung zum Fälscher. Erst betrieb er die Fälschungen alter Meister offensichtlich nur, um seine Familie zu kompromittieren, deren Ahnengalerie er kopierte und verkaufte. Schließlich machte er ein lukratives Geschäft aus seinen Fertigkeiten. Auch Rafael Jürgens verwandte relativ wenig Zeit auf seine Vorlesungen und Seminare. Er beschäftigte sich lieber mit Computerspielen und der virtuellen Welt. Schnell wurde ihm klar, dass sich damit Geld machen ließ. Er hackte sich in Onlinekonten und sammelte kleinere Beträge ein, die auf seinem eigenen Konto zu großen Summen kulminierten. Schließlich begriff er, dass Informationen bares Geld waren, verfeinerte seine Hackertechniken und begann eine Zusatzkarriere als Erpresser.
    Seit einem Jahr sitzt Jürgens in einem Gefängnis in Frankfurt ein. Auch Anthony Parkinson wurde schon mehrfach vorläufig festgenommen, konnte aber dank des Einflusses seiner Familie bislang jeder Anklage entgehen. Parkinson lebt inzwischen in London und geht keiner legalen Beschäftigung nach. Er bezeichnet sich als Lebenskünstler.
    Ich vermute, dass Parkinson selbst oder einer seiner Kontakte Niklas S. mit gefälschten Papieren versorgt. Ebenso steht zu vermuten, dass Jürgens seinem Freund aus Studentenzeiten bei der Beschaffung von Informationen nützlich war. Interessant wäre, herauszufinden, welche Informationen Niklas S. gesucht und bekommen hat. Zu diesem Zweck wird es sinnvoll sein, Rafael Jürgens in Frankfurt aufzusuchen, und ihm eine Zusammenarbeit mit unserer Seite schmackhaft zu machen.
    Nun noch ein kleiner Exkurs zu einem anderen von mir recherchierten Thema. Durch gewisse Kontakte ist es mir gelungen, die Akten zum Todesfall Beatrix Kowalski einzusehen. Kowalski stürzte um neun Uhr fünfundzwanzig am Abend des siebten Januar 2007 aus einem im vierten Stockwerk gelegenen Fenster ihrer Wohnung im Schleppweg in Kamen. Sie erlag ihren Verletzungen noch am Ort des Geschehens. Aufgrund von Kowalskis chronisch hohem Alkoholmissbrauch und ihrer langjährigen psychologischen Behandlung wegen Depressionen schloss die Polizei auf Selbstmord.
    Mir erscheint die Aussage des direkten Nachbarn von Kowalski jedoch von gewissem Interesse. Er hatte kurz vor dem Sturz Frau Kowalski in ihrer Wohnung laut und erregt reden hören, als ob sie mit jemandem streite. Die Anwesenheit einer zweiten Person in Kowalskis Wohnung ließ sich jedoch von polizeilicher Seite nicht nachweisen, sodass die ermittelnden Beamten die Aussage des Nachbarn durch alkoholisierte Selbstgespräche von Kowalski deuteten.
    Laut meiner Recherche checkte aus dem Kamener »Hotel Wappen« am gleichen Abend gegen 23 Uhr ein Gast aus, der am Morgen angereist war und bis zum übernächsten Tag gebucht hatte. Sein Name: Niklas Schmitt.
    Beste Grüße, T. H.
    Howela sendete die Nachricht gerade an Clarissa, als es an seine Zimmertür klopfte. Howela öffnete.
    »Bon soir. Je suis Claire.«
    Claire gefiel Howela außerordentlich gut. Er würde sie die ganze Nacht dabehalten. Und Clarissa würde dafür zahlen. Das gefiel ihm fast noch besser als Claire.
    30. August 2009:
Straßburg.
    Christian erwachte am frühen Morgen in einem stickigen TGV-Abteil. Petra schlief noch. Ihr Kopf lag an seiner Schulter. Er schnupperte kurz an ihrem wohlriechenden Haar, dann löste er sich vorsichtig von ihr, um sie nicht zu wecken. Er ging in die Toilettenkabine und machte sich frisch, so weit das unter den eingeschränkten Bedingungen möglich war. Als er in das Abteil zurückkam, war auch Petra erwacht. Ihr vom Schlaf noch etwas verschleierter Blick und die zerzausten Haare machten sie besonders attraktiv. Schon wieder verspürte er den gefährlichen Impuls, sie zu küssen. Was war bloß mit ihm los? Er wusste nicht einmal, wieso er sie überhaupt mitgenommen hatte. War es ihre Hartnäckigkeit gewesen oder etwas ganz anderes?
    Christian kam nicht dazu, lange darüber nachzugrübeln. Kaum hatten sie den Bahnhof verlassen, wartete Herd

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