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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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verstehen würde, wie er sich seine Opfer aussucht.«
    Petra nickte nachdenklich: »Wenn diese Sarah Kopper nicht ins Bild passt, ist vielleicht das Bild falsch.«
    »Ganz genau. Wir müssen uns die Opferprofile noch einmal vornehmen.«
    Sein Blick fiel auf einen Stapel Papiere, die neben ihm auf dem Sofa lagen. Es ging um die Metapher des Spiegels in der Literatur. Interessiert nahm Christian den obersten Artikel in die Hand. Er hatte den gleichen gelesen. Petra Rahnberg zeigte sich überrascht. Sie hatte nicht vermutet, dass ein Kommissar sich bei Mordfällen durch verstiegene Thesen weltfremder Intellektueller durchwühlte.
    Christian lachte: »Was denken Sie denn? Dass wir nur Spuren sichern, Zeugen vernehmen und ansonsten Tag und Nacht unsere Waffe reinigen, in der Hoffnung, dass uns der Mörder freiwillig vor die Mündung läuft?«
    Petra entschuldigte sich lächelnd für ihre klischierte Vorstellung und gab zu, dass der einzige Kommissar, den sie kannte, der TV-Schimanski sei. Der ja nun eher bekannt wäre für den Einsatz seiner breiten Schultern und trainierten Oberarme als für das Ersinnen tiefschürfender Theorien.
    Während sie das sagte, beschlich Christian das irritierende Gefühl, sie ließe ihren Blick prüfend über seinen Oberkörper schweifen. Er musste sich irren. Um sich davon abzulenken, fragte er sie nach ihren Überlegungen zu den Spiegeln.
    Petra Rahnberg war zu ähnlichen Ergebnissen gekommen wie Yvonne und Christian: Es musste in irgendeiner Form um Selbsterkenntnis gehen. Ob der Mörder damit aber eine Aufforderung an das Opfer oder die Außenwelt ausdrückte oder ein eigenes Problem bebilderte und lediglich auf seine Opfer projizierte, war nicht zu entscheiden. Mit den Nachrichten, die bei den Opfern lagen, war Petra Rahnberg auch noch nicht weitergekommen. »Obwohl tief drinnen im Hinterstübchen eine leise Glocke läutet bei dem ›dritten Geschlecht‹. Als hätte ich da vor Jahren mal was gelesen oder aufgeschnappt … Kennen Sie das?«
    »Nur zu gut. Es gehört zu meinem leidvollen Alltag. Wenn ich krampfhaft überlege, wie der große Dunkelhaarige hieß, der in dem Film gespielt hat von dem Regisseur, der mal mit der Brünetten zusammen war, deren Name mir jetzt leider nicht einfällt. Das kann einen zum Wahnsinn treiben. Ist aber nichts Bedrohliches. Nur die ersten Anzeichen von elender, altersbedingter Demenz.«
    »Na, Sie machen mir Spaß!« Petra sah ihm in die Augen.
    Christian verspürte plötzlich Lust, einfach aufzustehen, zu ihr hinüberzugehen, sich über sie zu beugen und sie zu küssen. Er hatte Anna noch nie betrogen. Jetzt war Anna nicht da. Und er dachte ständig darüber nach, was sie wohl gerade trieb. Aber reichte das? War seine Loyalität, denn für etwas anderes hielt er Treue nicht, so leicht auszuhebeln? Früher, als er noch verheiratet gewesen war, hatte weitaus weniger genügt. Ein kurzer Rock über langen Beinen etwa. Oder enge Jeans mit einem breiten Gürtel über schmalen Hüften. Anna würde zu ihm sagen, er sei nur in seiner männlichen Eitelkeit gekränkt, weil sie sich so selten meldete. Bestimmt hatte sie recht. Aber half ihm das jetzt?
    Petra sah ihn unverwandt an und schwieg. Christian schien es, als würde sie seine Gedanken lesen können.
    »Sie sind sehr verführerisch«, sagte er.
    »Danke. Erzählen Sie mir von Ihrer Freundin.«
    Christian fühlte sich durchschaut. Petra Rahnberg war eine kluge Frau und hatte die Situation mit einem Hinweis auf Anna rechtzeitig entschärft.
    Christians Handy klingelte. Es war Herd. »Die Franzosen haben eine Leiche. Passt perfekt in unsere Reihe. Straßburg. Karen und ich fliegen von Hamburg aus. Morgen mit der ersten Maschine. Was ist mit dir und Volker? Kommt ihr, oder soll ich das allein klären?«
    »Wann ist die Leiche gefunden worden?«
    »Vor drei Stunden. Tatort gesichert, aber unverändert. Die Leiche ist konserviert. Gut für uns. Sie lassen alles wie vorgefunden, bis wir da sind. Kooperative Kollegen dort.«
    »Ich komme. Melde mich, wenn ich am Flughafen bin. Hoffentlich gibt’s von Berlin aus einen Direktflug nach Straßburg.« Christian legte auf und nahm seine Jacke. »Ich muss leider weg.«
    »Ich komme mit.«
    Christian starrte Petra Rahnberg verblüfft an. »Wie bitte?«
    »Sie haben eine neue Leiche. Ich will sie sehen. Ich will wissen, was das alles mit meiner Tochter zu tun hat. Sie können mich nicht hindern, die nächste Maschine nach Straßburg zu besteigen!«
    »Aber ich kann Sie

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