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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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sagte er. »Ich habe ihnen die Nachrichten auf meinem Handy gezeigt und ihnen auch von der gelben Ente erzählt, die auf dem Parkplatz hinter der Halle zwei stand.«
    »Das war richtig so«, erwiderte Lisa.

    Deprimiert lachte Michael auf. »Nein, das war es nicht. Es war nicht richtig, denn ich hab ihnen auch von der gelöschten E-Mail erzählt.«
    »Von welcher E-Mail?«, fragte sie erstaunt.
    »Die, die Martin Schuster mir vom Labor aus geschickt hat, in der Nacht, in der dort eingebrochen wurde und die irgendjemand am nächsten Tag aus meinem Computer gelöscht hat.«
    Sie schaute ihn fragend an. Weil der Wein ihn gesprächig gemacht hatte, erzählte er weiter: »Martin Schuster hat herausgefunden, dass die Ergebnisse der letzten Strycon-Testreihe manipuliert wurden. Er hatte mir die entsprechenden Beweise in einer Mappe zusammengestellt, damit ich mir alles anschauen konnte. Allerdings habe ich die Angelegenheit nicht so ernst genommen und die Mappe weggelegt, bis dann diese E-Mail kam. Er hat sie vom Labor aus gesendet, in der Nacht, in der dort eingebrochen wurde. Und am nächsten Tag war sie gelöscht. So wie auch die manipulierten Testergebnisse aus dem Computerprogramm und die USB-Sticks, die Frau Meierhöfer im Tresor aufbewahrt.«
    »Und wo ist diese Mappe jetzt?«, wollte Lisa wissen.
    Er grinste und antwortete mit einem Blick auf sein Bücherregal. »Hinter der Raymond-Chandler-Sonderedition! Und dort liegt sie gut, denn im Moment ist sie der einzige Beweis dafür, dass es die falschen Testergebnisse überhaupt gegeben hat.« Dann goss er den letzten Schluck Rotwein in sein Glas, trank es aus und fuhr fort: »Ich wollte mit meinem Vater reden. Ich wollte ihm alles sagen, bevor ich zur Polizei gegangen bin, und auch danach,
weil ich das von der E-Mail erzählt und somit die Firma in die Sache verwickelt habe. Aber mein Vater hatte keine Zeit. Er hatte wie immer keine Zeit für mich! Diese Dexter-Leute haben das neue Kamerasystem installiert, und das war wichtiger, als mit mir zu sprechen. Das gesamte Bürogebäude wird jetzt rund um die Uhr überwacht, bis in den kleinsten Winkel. Und das Gleiche wird hier bei uns zu Hause geschehen. Er war nicht davon abzubringen, ebenso wie er nicht davon abzubringen war, das Bootshaus abreißen zu lassen.«
    »Wieso das Bootshaus?«, rief Lisa überrascht. »Das kann er doch nicht abreißen lassen. Das ist eine Erinnerung an deinen Großvater.«
    »Und ob er das kann«, sagte Michael verbittert. »Er kann alles. In zwei Tagen kommt der Bagger wieder, und wehe, ich wage es erneut, ihn wegzuschicken. Mein Vater zieht seine Pläne durch, ohne Rücksicht auf Verluste!«

10
    Sie stand hinter dem schweren Samtvorhang und drückte die Puppe fest an sich. Sie wagte nicht, sich zu bewegen, wagte es nicht einmal zu atmen, obwohl sie kurz vor dem Ersticken war. Sie krallte die Finger in die Zöpfe der Puppe. Was sollte sie nur tun? Sie hatte nicht den Mut, ihr Versteck zu verlassen, auch wenn es jetzt ganz still im Haus war. Sonderlich still. Trotzdem wusste sie nicht, ob der Mann noch da war.

    Sie fasste sich ein Herz und schob mit zitternden Händen die Gardine beiseite, nur ein kleines Stück, nur so viel, dass sie etwas sehen konnte.
    Im Flur brannte Licht. Der matte Lichtschein fiel durch die halb geöffnete Tür herein. Sie sah das Blut auf dem Fußboden. Das Blut färbte das Licht rot. Sonst aber war es dunkel im Zimmer. Wieso war es so dunkel, dachte sie, als sie plötzlich die Füße des Puppendoktors sah. Nur seine Füße, die in Wollsocken steckten und direkt vor ihren Augen in der Luft baumelten. Darunter, auf dem Boden, lagen seine Pantoffeln. Langsam glitt ihr entsetzter Blick hinauf zur Decke. Der Puppendoktor hatte sich aufgehängt. Dort oben an dem Haken, an dem sonst die Lampe hing.
    Jetzt hörte sie Schritte, schwere, kraftvolle Schritte auf den Holzdielen. Erschrocken ließ sie den Vorhang zurückfallen und presste sich wieder an die Wand. Der Mann kam zurück. Sie hatte solche Angst. Hatte er sie gesehen? Sie musste mucksmäuschenstill sein. Wo war denn nur ihre Mama? Und wo waren ihre zwei Schwestern? Hoffentlich fing Sina nicht an zu weinen, sie fürchtete sich immer so. Aber Fabiana passte bestimmt auf sie auf, das machte sie immer, wenn Mama nicht da war. Vielleicht hatten sie sich in der Truhe versteckt. Auf dem Dachboden würde der Mann sie nicht finden. Die Schritte kamen näher. Kurz vor dem Vorhang blieb der Mann stehen.
    Nicht atmen. Nicht

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