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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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Trotzdem müssen wir heute Nacht hierbleiben. Bist du darüber sehr traurig?«

    Sie schmiegte sich enger in seinen Arm und sagte leise: »Es hätte uns Schlimmeres passieren können.«

7
    Mitten in der Nacht wachte Lisa schweißgebadet auf. Ihr Herz raste, und sie bekam keine Luft mehr. Sie glaubte, jeden Moment ersticken zu müssen.
    Sie schlug die Decke zurück und setzte sich auf den Bettrand. Es war stockdunkel. Sie wusste nicht, wo sie war. Was war geschehen?
    Sie hatte geträumt, und obwohl sie jetzt wach war, gelang es ihr nicht, die Traumwelt zu verlassen und den dichten Nebeln des Unterbewusstseins zu entfliehen. Immer wieder wurde sie zurückgezogen, der Traum gab ihre Gedanken nicht frei.
    Sie stand auf und spürte etwas an ihren Füßen. Es war der Bademantel. Sie zog ihn an und tastete sich am Bett entlang nach draußen. Dort fand sie einen Lichtschalter. Es wurde hell. Trotzdem konnte sie sich immer noch nicht erinnern, wo sie war. Sie rang nach Luft, umklammerte das Treppengeländer und stolperte die Stufen hinunter.
    Die Bilder des Traums verfolgten sie: die Geburtstagsfeier und die Puppe. Wo war die Puppe jetzt? Wieso hatte sie einen Blutfleck auf ihrem weißen Kleid?
    Das Herz schlug so hart gegen ihren Brustkorb, dass es wehtat. Sie brauchte Luft - dringend Luft! Sie riss die Eingangstür auf und lief in die Nacht hinaus.

    Draußen war es finster, und der Sturm pfiff bedrohlich durch die hohen Tannen. Es war unheimlich und bitterkalt. Sie zitterte am ganzen Körper. Niemals könnte sie in diesem kalten, unheimlichen Land leben.
    Sie schrie. Schrie, so laut sie konnte, doch ihr Schrei ging im Sturm unter. Dann sank sie weinend in den Schnee.
    Erst einige Minuten später, als sie durch die Kälte wieder zu sich kam, wurde ihr bewusst, dass sie barfuß war und nur einen Bademantel trug. Sie lief ins Haus zurück, schloss die Tür und lehnte sich erschöpft dagegen. Langsam erwärmte sich ihr Körper, ihr Herzschlag beruhigte sich, sie bekam wieder Luft und begann sich zu erinnern.
    Es war die Nacht des dritten April. Sie war mit Michael Westphal in einem Haus in den Bergen. Und in diesem Augenblick hörte sie ihn von oben ihren Namen rufen.

8
    »Wer bitte ist Lisa?« Entsetzt starrte sein Vater ihn an. Michael holte tief Luft. »Die Frau, wegen der ich heute Morgen nicht an deinem kurzfristig anberaumten Meeting teilgenommen habe.«
    »Wahrlich unfassbar«, murmelte Rudolf, noch immer sichtlich verärgert, und fragte: »Wer ist nun also diese Lisa? Du willst mir und deiner Mutter diese junge Dame vorstellen, ohne bisher ein einziges Mal ihren Namen erwähnt zu haben? Wie lange bist du mit ihr schon zusammen?
Woher kennst du sie? Was weiß man über ihre Familie? Was macht ihr Vater? Raus mit der Sprache.«
    Michael bemühte sich, ruhig und gelassen zu bleiben. Er wusste, dass Lisa bei seinem Vater chancenlos war, da sie nichts von all dem vorzuweisen hatte, was Rudolf sich von seiner zukünftigen Schwiegertochter wünschte.
    »Kennt man ihre Familie nun oder nicht?«, fragte Rudolf barsch.
    »Nein«, erwiderte Michael gereizt. Bei diesen Fragen konnte er keine Ruhe bewahren. »Ihre Eltern sind vor vielen Jahren verstorben. Und ein Vermögen hat sie auch nicht geerbt. Wie du siehst, ist sie einfach nur eine ganz normale Frau. Aber vielleicht könntest du trotzdem ein wenig nett zu ihr sein, wenn sie heute Abend zu uns zum Essen kommt.«
    Rudolf räusperte sich ärgerlich. »Eine junge Dame zu uns nach Hause einzuladen, ohne mit mir oder deiner Mutter vorher zu sprechen, ist ziemlich dreist.«
    »Ich habe mit Mama gesprochen«, sagte Michael. »Und ich erwarte kein Galadiner. Ich will einfach nur, dass ihr Lisa kennenlernt und sie euch.«
    »Wieso soll sie uns kennenlernen?«, fragte sein Vater schroff. »Willst du sie heiraten oder was?«
    »Vielleicht«, gab Michael trotzig zurück.
    Sein Vater schaute ihn fassungslos an. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, klopfte es an Michaels Bürotür, und kurz darauf stand Martin Schuster im Raum.
    »Oh, Entschuldigung«, stammelte der junge Chemiker, als er den entgeistert dreinschauenden Seniorchef erblickte.

    Der maßregelte ihn auch sofort. »Wie kommen Sie dazu, hier einfach so hereinzuplatzen? Wird hier niemand mehr angemeldet? Wo ist denn Frau Meierhöfer?«
    Herr Schuster zuckte zaghaft mit den Schultern. »Das weiß ich nicht«, sagte er und drehte sich suchend um. »Es ist keiner da. Aber ich habe für vierzehn Uhr einen Termin mit Ihrem

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