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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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umbauen, das er mit allen Annehmlichkeiten der modernen Welt ausstattete.
    Michael hätte gern das Ursprüngliche erhalten und am liebsten den Hof wieder bewirtschaften lassen. Dann hätten eines Tages vielleicht auch seine Kinder all das erfahren können, was er hier oben erlebt hatte.
    »Wo sind wir hier?«, fragte Lisa, als der Schlitten am Haus vorfuhr und Sepp ihnen beim Aussteigen half.
    »Lass dich überraschen«, zwinkerte Michael ihr zu, während er die Eichentür mit den kunstvollen Schnitzereien
aufschloss. Sie betraten das Haus, und es strömte ihnen wohlige Wärme entgegen.
    Trotz der exklusiven Einrichtung strahlte der Ort viel Gemütlichkeit aus. Dafür sorgten die dunkelbraunen Holzbalken an der Decke und der Kachelofen in der guten Stube, der im Original erhalten geblieben war. Und natürlich auch die dicken Teppiche, die Landhausmöbel und die weiß-rot karierten Vorhänge an den Fenstern.
    Sepp und seine Frau hatten für Michaels Besuch alles perfekt hergerichtet. Der Ofen war glühend heiß, und auf dem Tisch zwischen den zwei weißen Sofas stand eine Geburtstagstorte, auf die mit bunten Buchstaben aus Zuckerguss Happy Birthday geschrieben war.
    »Ich geh dann jetzt«, sagte Sepp, der mit seiner Mütze in der Hand im Eingangsbereich stehen geblieben war.
    Michael bedankte sich bei ihm.
    »Keine Ursache«, brummte er. »Meine Frau hat Ihnen Käsespätzle gemacht, die brauchen Sie nur noch in den Ofen zu schieben. Und denken Sie daran, dass es heute Nacht einen kräftigen Sturm geben wird. Der Himmel sieht außerdem nach Schnee aus. Wenn Sie wieder runter wollen, dürfen Sie nicht zu lange warten.«
    »Kommen wir mit dem Jeep über die Bergstraße?«, erkundigte sich Michael.
    »Nur bis zum Huber-Hof«, sagte Sepp. »Danach ist gesperrt. Aber der Huber Josef bringt Sie mit dem Schlitten runter. Ich habe schon mit ihm gesprochen.«
    Michael nickte. Nachdem Sepp gegangen war, nahm er Lisa, die sich am Ofen wärmte, in den Arm.

    »Ist dir kalt?«, fragte er.
    »Ein wenig«, antwortete sie.
    Er küsste sie zärtlich auf die Stirn.
    »Herzlichen Glückwunsch zum zwanzigsten Geburtstag. Leider habe ich kein Geschenk für dich. Aber es musste alles so schnell gehen, und ich bin in solchen Dingen nicht der Einfallsreichste.«
    Sie legte den Zeigefinger auf seinen Mund.
    »Pssst«, machte sie. »So etwas darfst du nicht sagen. Du hast das alles für mich organisiert. Ein schöneres Geschenk hättest du mir nicht machen können.«
    Ihre Augen funkelten ihn an, und ihr Blick schien zu sagen: Nun küss mich schon. Deshalb nahm er all seinen Mut zusammen, zog sie an sich heran und tat das, was er schon lange hatte tun wollen. Er küsste sie. Erst sehr vorsichtig und abwartend, doch als sie seine Küsse erwiderte und ihren Körper eng an seinen schmiegte, wurde er immer leidenschaftlicher.
    Trotzdem aber sollte er bei Verstand bleiben. Sie waren eben erst gekommen. Jetzt sofort mit ihr zu schlafen sah so aus, als hätte er es nur darauf angelegt. Bestimmt ging ihr das alles viel zu schnell. Er wollte nichts kaputt machen.
    Lisa allerdings schienen solche Gedanken nicht zu quälen, denn sie hörte nicht auf, ihn zu küssen. Im Gegenteil. Ihre Küsse wurden immer intensiver und fordernder.
    Sie will es, dachte er erregt, sie will es jetzt und sofort.
    Daraufhin warf er alle seine Bedenken über Bord und gab seiner Begierde endgültig nach. Er ließ seine Hände
an ihrem Körper hinabgleiten und begann, sie unter ihrem Pullover zu streicheln. Ihre Brüste fühlten sich weich an - unendlich weich -, und als sie seine Hose öffnete, raunte er ihr mit rauer Stimme ins Ohr: »Wollen wir nach oben gehen?«
    Sie lächelte zustimmend. Nun gab es kein Zurück mehr, und er hatte nur noch einen einzigen Wunsch, sie zu spüren und sich in ihr zu verlieren.

    Danach hätte Michael der glücklichste Mann der Welt sein müssen. Doch es gab etwas, das ihn nachdenklich stimmte. Der Sex war leidenschaftlich und lustvoll gewesen, und trotzdem hatte er eine eigenartige Distanz gespürt. Es hatte die Zärtlichkeit und die Wärme gefehlt. Vielleicht erwartete er beim ersten Mal auch zu viel. Lisa gab sich zwar locker und ungezwungen, doch im Grunde war sie verschlossen und zurückhaltend, das hatte er bereits bemerkt. Sie gab nur wenig von sich preis und sprach kaum über sich selbst oder ihre Familie - auch heute an ihrem Geburtstag nicht. Ihr Inneres war wie in einen Kokon eingesponnen, den er erst durchdringen musste.
    Sie hatten

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