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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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zurückzufinden.
    Nachdem es ihr ein wenig besser ging, zog sie sich an, band die Turnschuhe zu und schlich durch das Zimmer
nach draußen. Michael schlief ruhig und fest. Er schien sie nicht gehört zu haben.
    Unten am See stellte sie sich auf, um mit ihren Übungen zu beginnen. Doch es fehlte ihr an der notwendigen Konzentration. Sie sog die kühle Morgenluft ein und lauschte dem Wasser, das leise ans Ufer schwappte. Ihre Gedanken fanden einfach keine Ruhe.
    Sie drehte sich zur Villa um. Das große Haus lag noch im Dunkeln. Hinter keinem der Fenster brannte Licht. Um halb sieben würde Hilde aufstehen und den Hund rauslassen. Bis dahin war noch Zeit, die sie nutzen konnte.
    Sie lief zum Bootshaus. Unter den Seilen neben dem alten Anker hatte sie den Schlüssel versteckt - den für das Büro von Michaels Großvater. Dieses neue Versteck kannte nur sie allein.
    Sie schloss die Eisentür auf. Der modrige, muffige Geruch schlug ihr entgegen, und es war so dunkel, dass sie fast nichts erkennen konnte. Doch sie durfte kein Licht machen, das wäre durch die Fensterläden von außen zu sehen.
    Sie ging in den Raum hinein und blieb inmitten der Dunkelheit stehen. Hier war etwas Unheimliches, Gespenstisches, das hatte sie schon beim ersten Mal so empfunden. Man hörte nichts hier drinnen, und doch war es nicht still. Leise Stimmen wisperten umher, als schwirrten Geister durch die Luft.
    Die Geister der Vergangenheit, die nicht schwiegen. So hatte Juanita es auch vorhergesagt. Und Juanita musste es wissen. Schließlich war sie es, die den Geist der Toten am Leben hielt.

    Plötzlich hörte Lisa ein Geräusch. In Windeseile verließ sie das Bootshaus, lief zurück zur Trauerweide und hatte diese kaum erreicht, als der Hund auf sie zugerannt kam. Von der offenen Terrassentür aus winkte Hilde ihr zu.

9
    »Augen zu«, befahl Michael in strengem Tonfall.
    Lisa protestierte. Doch Michael war zu keinem Kompromiss bereit. Als sie ihre Augen schloss, legte er zur Sicherheit sogar noch seine Hände auf ihre Lider. Dann führte er sie durch die Eingangstür der Villa nach draußen, wo ihr Hochzeitsgeschenk parkte - schwarzmetallic, mit offenem Dach und einer roten Schleife auf der Motorhaube.
    »Und jetzt die Augen wieder öffnen!« Erwartungsvoll blickte er sie an. Er war so unglaublich gespannt auf ihre Reaktion. Seit Tagen schon hatte er diesem Augenblick entgegengefiebert und sich ausgemalt, wie überrascht sie sein würde.
    Doch von Freude oder Überraschung keine Spur. Skeptisch und mit einer misstrauischen Falte zwischen den Augenbrauen betrachtete sie das schnittige, nagelneue Mercedes-Cabriolet.
    »Freust du dich?«, hakte er nach.
    »Soll das … für mich sein?«, fragte sie zögernd.
    Demonstrativ drehte er sich nach allen Seiten um. »Ich denke schon. Oder siehst du sonst noch eine Frau, die vorhat, mich zu heiraten?«

    Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    »Gefällt es dir?«, fragte Michael.
    »Sehr«, antwortete sie brav, wie ein Kind, das sich für Omas selbst gestrickte Socken bedankt.
    Damit brachte sie ihn fast zur Verzweiflung. Emotionen zu zeigen fiel ihr wirklich schwer. Egal ob sie Rosen oder ein Cabriolet geschenkt bekam. Doch sie ging bewundernd um den Wagen herum und ließ ihre Finger über den Lack gleiten, was Michael als ein Zeichen von Freude deutete.
    »Der Schlüssel steckt. Wollen wir eine kleine Spritztour machen?«, fragte er.
    Sie nickte, und als sie am Steuer saß, bemerkte er das Leuchten in ihren Augen. Sie freute sich also doch. Zufrieden lehnte er sich in den Sitz zurück, während Lisa den Wagen startete.
    »Wohin sollen wir fahren?«, fragte sie.
    »Einfach am See entlang«, schlug er vor, obwohl er durchaus ein Ziel anstrebte, denn er hatte in der Villa am See ein romantisches Candlelight-Dinner bestellt. Seiner Meinung nach brauchte ein Tag wie dieser einen glanzvollen Abschluss.
    Sanft glitt der Wagen über die mit Kieselsteinen belegte Auffahrt. Er fuhr leise, und das schicke Cockpit glänzte in der Abendsonne.
    Vor dem schmiedeeisernen Tor hielt Lisa an. Um es zu öffnen, benötigte man nicht nur eine Fernbedienung, sondern auch einen speziellen Code, und sie verfügte weder über das eine noch über das andere. Aber auch das wollte Michael jetzt ändern. Darüber war sein Vater
zwar nicht sehr glücklich, doch Lisa wohnte nun einmal hier und musste kommen und gehen können, wie es ihr beliebte.
    Ihre Fernbedienung lag bereits in der Mittelkonsole.
    »Das Tor lässt

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