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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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auf geradem Weg ins Verderben! » Sollten wir jemals dort ankommen, dann nur dank Gottes Hilfe!«, brüllte er noch einmal. Dann verschwand er in der Kajüte.
    Das Unheil ereilte sie in der ersten Morgendämmerung. Miguel hatte die Anordnung des Kapitäns ignoriert und hockte am Mast. Unter Deck fühlte er sich nicht sicher, nicht mit diesem Kapitän und schon gar nicht bei diesem Kurs. Irgendetwas sagte ihm, dass sie bei dem Sturm in den letzten Tagen dem Land näher gekommen waren, als ihnen lieb sein konnte, er roch es! Spätestens bei Sonnenaufgang, dachte er, würde er sich Gewissheit verschaffen, mochte der Kapitän sagen, was er wollte. Er verschränkte die Arme über den Knien und legte den Kopf darauf.
    Der Wind hatte tüchtig zugenommen, und das Schiff begann erneut zu kämpfen. Cornelisz hielt es in der Koje nicht länger aus. Ständig dieses Rollen, und immerzu musste man sich festhalten, um nicht aus dem Bett zu fallen. An Schlaf war nicht zu denken. Stundenlang hatte er versucht, sich einzelne Sätze für das kommende Gespräch mit Vater zurechtzulegen, hatte Erklärungen eingeübt und Argumente gesucht, die überzeugend darlegen sollten, warum er lieber nicht Kaufmann werden wollte.
    Hier, in der wilden Nacht, festgeklammert an der Reling dieser Nussschale von einem Schiff, wurde ihm etwas Neues klar. Es ging nicht allein um seinen Herzenswunsch, malen zu können, nein. Vaters Fußstapfen, in die er eines Tages treten sollte, waren viel zu groß für ihn. Er war kein Kaufmann. Er konnte kein Handelshaus führen, es steckte ihm einfach nicht im Blut. Er würde scheitern. Das musste er dem Vater begreiflich machen.
    Obwohl es noch dunkel war, konnte man die Küstenberge gegen den Himmel bereits ausmachen, sie segelten also dicht unter Land. Das Schiff rollte und bäumte sich auf. Cornelisz klammerte sich fest. Der Wind riss an seinen Haaren und blähte sein Wams wie ein Segel auf, doch davon ließ er sich nicht ablenken. Ihm musste eine Lösung einfallen.
    Ein anderer, schoss es Cornelisz plötzlich durch den Kopf. Wenn nicht er seines Vaters Nachfolger sein konnte, dann musste ein anderer her, ein Außenstehender, jemand, dem sein Vater die Aufgabe zutraute und den sie gemeinsam aussuchten. Er müsste neben einem festen Gehalt eine Gewinnbeteiligung erhalten, dann würde er schon ordentlich arbeiten. Sie mussten nur einen vertrauenswürdigen Verwalter oder auch Kompagnon finden, der das Geschäft verstand und liebte. Ja, das war die perfekte Lösung. Der Wind blies Cornelisz alle Unsicherheiten aus dem Herzen, und er lachte vor Erleichterung.
    Plötzlich lief ein unheilvolles Beben durch den Schiffsrumpf, gefolgt von dem Kreischen berstenden Holzes. Sofort war Miguel auf den Beinen und stürzte an die Reling. Im gleichen Moment brüllte der Mann am Ruder: » Grund! Alle Mann an Deck – wir sind auf Grund gelaufen!«
    Die Küste! Sie war tatsächlich zu nahe gekommen. Miguel traute seinen Augen kaum. Aufbäumende Wogen mit hellen Gischtkronen berannten die San Pietro. Sie hatten ein Kap umrundet und waren dabei in eine gefährliche Strömung geraten. Hier rollte und schäumte das Meer über schroffe Felsen knapp unterhalb der Wasseroberfläche und machte aus der Brigantine ein Spielzeug der Wellen. Wie ein kleiner Nachen wurde das Schiff hin- und hergeworfen, schwallweise kam das Wasser über das Deck und strömte den Niedergang hinunter. Harte Brecher und mächtige Wellen donnerten gegen den Rumpf der San Pietro, die immer wieder an unsichtbare Felsen unter der Wasserlinie geschleudert wurde. Sie rollte schwerfällig und unkontrolliert von einer Seite zur anderen, dann geriet sie plötzlich in Schräglage.
    » An die Pumpen!«, brüllte Miguel. Im Nu war das Deck voller Männer, doch keiner folgte dem Befehl. Einige Männer schrien, andere bekreuzigten sich, der Kapitän kniete auf dem Deck und betete laut. Schreie voller Angst erschollen: » Wir nehmen Wasser auf! Wir sinken! Heilige Mutter Gottes, steh uns bei!«
    Knirschend zerbarsten Planken des schönen Schiffes, Tauwerk und Fässer flogen über das Deck. Jetzt hatten die Pumpen keinen Sinn mehr, überlegte Miguel. » Wasser im Laderaum!«, schrie einer der Männer. » Es steigt!«
    » Lasst das Rettungsboot zu Wasser, schnell!«, befahl der Kapitän.
    » Zu klein für die vielen Männer!«, brüllte Miguel zurück und hielt sich mit Mühe auf dem schrägen Deck, das immer wieder von Wasser überspült wurde.
    Einige Matrosen an Deck konnten sich

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